"Let’s Dance" Ehrliche Tränen und ein lachender RoboCop
03.05.2014, 04:54 Uhr
Eine Mimik wie Robocop: Ex-Ringer Alex Leipold
(Foto: dpa)
Die fünfte Runde von "Let’s Dance" hat es in sich. Trotz mäßiger Tanz-Einlagen glänzt die Folge, die Profis und Laien haben sichtbar Spaß an ihren Darbietungen. Zusätzlicher Pluspunkt: Zwei Moderatoren, die der Klatschpresse eine Schelle verpassen.
Es ist nicht nötig, Fan der diversen Show-Formate zu sein, die Woche für Woche über die Bildschirme flimmern. Doch hin und wieder passiert in diesen Sendungen etwas ganz Besonderes. Das kann etwa ein Moment sein, der den Zuschauer wirklich fesselt. Statt gespielter Gefühle bekommt er plötzlich eine satte Portion Ehrlichkeit, aufrichtige Ansagen und echte Tränen geboten.
Für diesen im Fernsehen eher seltenen Umstand ist die fünfte Ausgabe der aktuellen "Let’s Dance"-Staffel ein exemplarisches Beispiel. Auch wenn die Show am Freitagsabend nicht mit den besten tänzerischen Darbietungen ihrer Geschichte punkten konnte, so überzeugte sie in einer der wichtigsten Kategorien überhaupt: dem menschlichen Miteinander.
Die konkurrierenden Tanzpaare, angeführt von Alexander Klaws mit seiner Partnerin Isabel, Tanja Szewczenko mit ihrem Coach Willi über Frau Geiss mit ihrem Ladyboy Christian bis hin zu Ex-Ringer Alexander Leipold mit seiner zauberhaften Oana: sie alle wirkten an diesem Abend wie die Musketiere, frei nach dem Motto, einer für alle, alle für einen. Natürlich will jeder Kandidat bei "Let’s Dance" in die nächste Runde kommen, aber die gegenseitige Anteilnahe am tänzerischen Erfolg oder Misserfolg der eigentlichen Konkurrenz war dieses Mal vor allem eines: glaubhaft und absolut authentisch.
Die übrig gebliebenen sechs Promis kommen nun langsam an ihre physischen und emotionalen Grenzen. Die Erkenntnis, dass Tanzen mehr ist, als nur grinsend übers Parkett zu hoppeln, animiert den einen oder anderen Kandidaten fast schon zu philosophischen Debatten. Der enge Kontakt zum Tanzpartner setzt für eine gelungene Performance Vertrauen voraus und führte beispielsweise im Fall von Larissa zu einer wegbrechenden Stimme und dicken Tränen, als Chef-Nörgler Llambi sie mit ihrer "mangelnden Einstellung" konfrontierte und ihr ein "fehlendes Herz beim Tanzen" attestierte. Es stoße ihm sauer auf, "wenn Larissa alles nur als Spiel betrachtet".
Mit den Tränen kämpfend, versuchte die Österreicherin sich zu rechtfertigen: "Wenn ich nichts kann, aber mein Herz ist immer dabei". Als Zuschauer war man durchaus geneigt, ihr zu glauben.
Sylvie, Hollands Meer und ein lächelnder Roboter
Nach den angeblichen Querelen, die sich laut diverser Promi-Portale hinter den Kulissen von "Let’s Dance" zugetragen haben, war es fast ein Genuss, die beiden Moderatoren beim Ausüben ihrer Jobs zu beobachten. Hartwich erstaunt ironisch: "Sylvie, du bist ja immer noch da?" Darauf Frau Meis: "Nach Promiflash aber nicht mehr lange". Die beiden wirkten nach den Patzern der vergangenen Sendungen beinahe symbiotisch, wobei der Sprüche klopfende Hartwich seine Kollegin mehrmals in Schutz nahm und sich uneingeschränkt zu ihr bekannte. Man muss kein glühender Verehrer des niederländischen Ex-Models sein, um ihr als Zuschauer etwas Solidarität zu bekunden.

Die beiden Moderatoren gaben sich alle Mühe, den Gerüchten der Boulevardpresse einen Riegel vorzuschieben.
(Foto: dpa)
Perfekt unterstützt wurde das neue Wir-sind-alle-ein-Team-und-halten-zusammen-Gefühl durch das 1a- Juroren-Dreiergespann: Llambi, Mabuse, Gonzalez. Was sich auch gleich bei der Kritik für Ex-Ringer Leipold zeigte, als diesem von den drei Tanzgurus ein "mega-sympathisches Wesen", aber ebenso eine "nicht existente Tanzkarriere" bescheinigt wurde. Der Sportler beherrsche, so Miss Motsi, genau zwei Gesichtsausdrücke: "Erstens das liebste Lächeln diesseits der Milchstraße" und zweitens, wenn es um Erotik und Leidenschaft beim Tango geht, "die liebevolle Mimik von RoboCop". Tanzpartnerin Oana sagte über ihren tänzelnden Schützling: "Er macht nichts falsch, er macht es nur anders". Der liebenswerte Alex ist ein Pfundskerl, aber "den feurigen Tänzer zu erwecken, liegt leider nicht in seinen Möglichkeiten", so Juror Jorge.
Moderator Hartwich, der in Jorge, in Anlehnung an einen der Tanz-Songs, das "Closest Thing To Crazy" sah, beendete den aufgebauschten Ärger um Fräulein Meis mit den Worten: "Sylvie ist wie das Meer in Holland: Genau wie dieses kommt sie immer wieder und das können wir Ihnen versprechen".
"Ultra Blonde" vs. "Untouchables" oder sinnloses Team-Battle
Der Gruppen-Tanz der Promis und ihrer Partner, bei dem Robäääärt-Gattin Carmen ein Riemchen riss und sie daraufhin ihre Schuhe kurzerhand von den Füßen warf und Model Larissa das ganz cool fand, weil man im Team ja nicht so genau die Fehler des Einzelnen sieht, endete mit einem Unentschieden. Hartwich, der in dem Team-Battle eher ein "Massenhüpfen" sah, kommentierte diesen Umstand mit: "Ich hoffe, die Tänze haben den Zuschauern gefallen, denn punktemäßig waren sie total sinnlos".
Die Gruppen, die als Teams "Ultra Blonde" und "Untouchables" angetreten waren, hatten ihren Spaß, obwohl Juror Gonzales bei den "Unberührbaren" bestehend aus Becker, Szewczenko und Leipold etwas zu viel Aerobic sah. Llambi verglich das Ganze sogar mit Galopprennen von Pferden, die Musik "Love Me Again" von John Newman fand er aber schon mal gut.
"Mr. Bombe" und die schwindende Konkurrenz
Bei den Einzeltänzen legte Favorit Alexander Klaws mit seiner Isabel einen elektrisierenden Samba zu "Balada" von Gusttavo Lima hin. Gonzales sah "Speed in Klaws Hüften, viel Sexyness" und vermutete "einen kleinen Latin-Lover" im Körper des Amateurtänzers. Juror Llambi bat die Regie daraufhin um "die Einblendung eines Untertitels", weil er mal wieder kein einziges Wort seines Kritiker-Kollegen verstanden hatte. Motsi Mabuse lobte sich nach Klaws Performance in Ekstase und sah eine "befreite Seele": "Alex ist Mr. Bombe, die beste Samba der "Let’s Dance"-Geschichte".
Szewczenko, bei der Llambi "den emotionalen Rahmen und die Fußarbeit" hervorragend fand und Lilly Becker, die von ihrem Gatten bei den Proben beehrt wurde, waren gut, aber leider nicht herausragend.
Zum Schluss wurde Ex-Ringer Alexander Leipold von den Zuschauern wenig überraschend aus der Sendung gewählt. Der Sportler nahm seine Oana noch einmal herzlich in die Arme und konnte erhobenen Hauptes sagen, dass er dennoch kein Verlierer war.
Moderator Hartwig, der nach eigenen Worten in seiner Freizeit den RTL-Videotext moderiert, entließ den Zuschauer mit einer kleinen Bemerkung, was er und Frau Meis nach der Show noch so alles anstellen könnten, gutgelaunt in die Nacht.
In der kommenden Woche steht Filmmusik auf dem Tanzplan, die Kontrahenten können dann zu Themen wie "Indiana Jones" oder "Der weiße Hai" über die Bühne hangeln oder robben.
Fazit des Abends: Keine außergewöhnlichen Tanzleistungen aber gelungene Freitagabend-Unterhaltung mit einem Hauch von Rückbesinnung darauf, dass Prominente mehr sein können als nur zweidimensionale Plaudertaschen auf der Mattscheibe.
Quelle: ntv.de