Nähe zu Kriegsverbrechern? Eklat um Kusturica
11.10.2010, 11:06 Uhr
Sorgt für Wirbel: Emir Kusturica.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit Filmen wie "Zeit der Zigeuner" oder "Schwarze Katze, weißer Kater" avancierte Emir Kusturica in den neunziger Jahren zum Kultregisseur. Doch Kritiker werfen dem gebürtigen Serben vor, in den Balkan-Kriegen die Riege um den serbischen Ex-Präsidenten Milosevic unterstützt zu haben. In der Türkei sorgte das nun für einen Eklat.
Der international bekannte serbische Regisseur Emir Kusturica hat die Jury des 47. Filmfestivals von Antalya nach einem Eklat verlassen. Der aus Bosnien stammende Filmemacher habe damit auf Kritiker reagiert, die ihm ideologische Nähe zu den Verantwortlichen für serbische Kriegsverbrechen vorgeworfen hatten, berichteten türkische Medien. Vor seiner Abreise von dem Festival habe Kusturica noch den türkischen Kulturminister Ertugrul Günay öffentlich zu seinem "Feind" erklärt.
Kusturica hat sich mit Filmen wie "Zeit der Zigeuner" (1989) und "Schwarze Katze, weißer Kater" (1998) über das Leben der Roma international einen Namen gemacht. 2005 hat er es zum Leiter der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes gebracht. Kusturica stammt aus einer serbisch-muslimischen Familie in Sarajevo. Während der Balkan-Kriege in den 90er Jahren hat er den serbischen Präsidenten Milosevic unterstützt.
Am Wochenende hatte in Antalya ein Stadtrat der nationalistischen Partei MHP lautstark gegen die Einladung an Kusturica protestiert und diesem vorgeworfen, Massaker an bosnischen Muslimen unterstützt zu haben. Auch bosnische Kulturorganisationen hatten protestiert.
"Ich bin Anti-Imperialist"
"Ich bin als Anti-Imperialist bekannt. Darauf habe ich mein Leben und meine Profession aufgebaut", wurde Kusturica zitiert. "Ich habe für ein vereintes Jugoslawien gekämpft", sagte er zu den türkischen Vorwürfen weiter.
Der türkische Regisseur Semih Kaplanoglu, dessen Film "Bal" ("Honig") in diesem Jahr den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen hatte, hatte sein Werk zuvor aus Protest gegen die Einladung Kusturicas zurückgezogen. Er reagierte damit auf eine Erklärung der Organisatoren, sie seien nur an der Person Kusturicas als Künstler interessiert. Kaplanoglu und sein Team erklärten, sie wollten dann auch an keiner der Veranstaltungen in Antalya teilnehmen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Kusturica bei einem Fernseh-Interview einen Eklat verursacht. Als ihn kroatische TV-Reporter auf seine politische Vergangenheit ansprachen, sei der Regisseur ausgerastet und habe das Gespräch rabiat beendet, berichteten die beteiligten Journalisten im Nachhinein.
Quelle: ntv.de, dpa/vpr