
Sean Payton (Kevin James) verwandelt sich in "Home Game" vom Super Bowl-Gewinner zum Schüler-Coach.
(Foto: Netflix)
Kevin James will die Leute mal wieder zum Lachen bringen. Ein nobles Ansinnen. In seiner neuen Sportkomödie opfert der ewige "King of Queens"-Star aber eine echte Tragödie für hirnlose Witze. "Home Team", wo Erbrochenes wichtiger ist als Story.
Der NFL-Coach der New Orleans Saints, Sean Payton (Kevin James), sitzt geknickt in seinem Büro. Soeben wurde er im Zusammenhang mit der sogenannten "Kopfgeld-Affäre", bei der Defense-Spieler absichtlich ihre Gegner verletzt, und dafür offenbar Geld aus einer geheimen Kasse erhalten haben, für ein Jahr von der Liga suspendiert. Was tut man in einem solchen Moment? Payton, der drei Jahre zuvor den 44. Super Bowl mit seiner Mannschaft gewann, fährt zurück in seine Heimatstadt.
Dort steht der Football-Coach vor den Scherben seines Familienlebens. Der zwölfjährige Sohn möchte mit der NFL-Legende nichts zu tun haben. Wird der in Ungnade gefallene Coach die Chance nutzen, sein Leben zu reflektieren?
Immer freitags präsentiert Ronny Rüsch "Oscars & Himbeeren", den ntv-Podcast rund ums Streamen. Diesmal neben der ausführlichen Kritik zu "Home Team": der Animations-Hit "Arcane", die südkoreanische Science-Fiction-Serie "The Silent Sea" und die postapokalyptische Miniserie "Station Eleven".
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Der Auftakt von "Home Team" klingt nach einem großen Sport- und Familiendrama. Stattdessen verkommt das Netflix-Werk - mit dem ewigen "King of Queens"-Star Kevin James in der Hauptrolle - schnell zu einem lauwarmen Brei aus abgedroschenen Gags und sinnentleerten Dialogen. Spätestens als die von Payton trainierte Schüler-Footballmannschaft ihren Kontrahenten auf dem Feld in Strahlen ins Gesicht speit, weiß der Zuschauer, welche Art von Film er sich anschaut: billigster Klamauk auf dem Niveau vieler Adam-Sandler-Filme. Da verwundert es kaum, dass Sandler selbst im Abspann als Produzent der Komödie genannt wird.
Wenn Kotze-Witze wichtiger sind als Story
Gegen Sandler-Filme ist nichts einzuwenden, einige haben durchaus ihren Reiz und funktionieren innerhalb ihrer eigenen Parameter. Das Dilemma von "Home Team" allerdings ist, dass der Film nicht auf einer fiktionalen Geschichte basiert, sondern der Realität. Sean Payton ist ein echter Mensch, der von 2006 bis 2021 tatsächlich Head Coach der New Orleans Saints war.
Auch die Eckdaten des Films entsprechen der Wahrheit. Aber was machen Sandler und James, denen eine Story vor die Füße fällt, die nur das echte Leben schreiben kann? Sie berauben sie jedes dramatischen und menschlichen Elements und pressen sie in das Korsett x-beliebiger Feierabend-Komödien-Unterhaltung. Anstelle von Tragik, gern auch mit satirischen Seitenhieben auf die Entwicklung des US-Sports der letzten Dekaden, bekommt man Kotze-Witze in Dauerschleife mit dem Konterfei von Kevin James als rammdösigem Sean Payton.
Dass James sich diese Chance eines großartigen Sport-Porträts so bereitwillig durch Lappen gehen lässt, ist ebenso unverständlich wie das Mitwirken des echten Sean Payton an einem Film, der seine Protagonisten zu keiner Sekunde wirklich ernst nimmt.
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Quelle: ntv.de