Unterhaltung

Genial und eigenwillig Francis Ford Coppola wird 70

Mit dem dreiteiligen Mafia-Thriller "Der Pate" und dem Vietnam-Epos "Apocalypse Now" hat Francis Ford Coppola Filmgeschichte geschrieben. Der geniale und eigenwillige Regisseur, der am 7. April 70 Jahre alt wird, war vierzehn Mal für einen Oscar nominiert, fünf Mal holte er die begehrte Trophäe, zuletzt 1974 für das Drehbuch von "Der Pate - Teil II". Das ist lange her und Coppola trauert dieser Zeit offenbar nicht nach. "Meine Herausforderung heute? Nicht noch einmal einen "Paten" zu drehen", sagte der Altmeister im Herbst 2007 beim Filmfestival in Rom, wo er nach zehnjähriger Regie-Pause das Drama "Jugend ohne Jugend" präsentierte.

Für das experimentelle Werk über Alter, Jugend, Reinkarnation und Vergänglichkeit holte er unter anderem Bruno Ganz und Alexandra Maria Lara vor die Kamera. "Wenn man seinen Beruf liebt, dann kann einem eigentlich nichts unglaublicheres passieren, als mit jemandem wie ihm zu arbeiten", sagte Lara zu den Dreharbeiten mit Coppola. Die Kritiken waren gemischt, doch Coppola blieb ungerührt. "Ich habe den Film gemacht, den ich machen wollte", erklärte der Künstler.

Kritik an Kunst ohne Risiko

Mit Klaus Maria Brandauer und Vincent Gallo drehte Coppola in Argentinien seinen neuen Film "Tetro". Das Drama über eine von Rivalitäten und Eifersucht zerrissene italienische Einwandererfamilie läuft im Juni in den US-Kinos an. Der graubärtige und beleibte Italo-Amerikaner hat sich längst von den großen Studios und dem Erfolgsdruck an den Kinokassen losgesagt. Unlängst kritisierte er Hollywoods Mainstream-Kino als Produkte, "die keine Gedanken produzieren, die alle ähnlich sind, die kein Risiko eingehen". "Als Künstler nichts zu wagen ist so, als ob man keinen Sex hat, aber trotzdem Kinder erwartet", frotzelte Coppola.

Der in New York aufgewachsene Sohn des Musikers Carmine Coppola und der Schauspielerin Italia Coppola ist ein Multi-Talent, dem die offizielle Berufsbezeichnung - Regisseur, Produzent und Drehbuchautor - längst nicht mehr gerecht wird. Seit mehr als 30 Jahren betreibt Coppola im nordkalifornischen Napa Valley ein großes Weingut. Mit seiner eigenen Produktionsfirma Zoetrope in San Francisco kehrte er in den 70er Jahren Hollywood den Rücken. Er ist das Oberhaupt eines Familienclans mit vielen Filmgrößen. Tochter Sofia holte sich 2005 mit dem von Vater Coppola produzierten Film "Lost in Translation" einen Drehbuch-Oscar. Seine Schwester Talia Shire und seinen Neffen Nicolas Cage spannte er häufig für seine Projekte ein.

Berüchtigt für seine Besessenheit

Seine Liebe zum Film entdeckte Coppola schon mit zehn Jahren, als er an Kinderlähmung erkrankt monatelang ans Bett gefesselt war und Zeit hatte, Filme zu schauen. Später besuchte er die Filmakademie in Los Angeles, drehte mit 22 Jahren seinen ersten Film ("Das gibt es nur im Wilden Westen") und holte sich 1970 mit dem Drehbuch zu "Patton - Rebell in Uniform" den ersten Oscar. Den großen Durchbruch als Regisseur schaffte er 1971 mit der genialen Verfilmung von Mario Puzos Bestseller "Der Pate". Coppolas Mafia-Trilogie wurde mit unzähligen Preisen überhäuft. In den 70er Jahren hielt die Erfolgssträhne des Produzenten, Autors und Regisseurs mit "American Graffiti", "Der Große Gatsby" und "Der Dialog" an.

Mit "Apocalypse Now", dem aufwendigen Schreckensgemälde über den Vietnamkrieg, brachte sich der Regisseur nervlich und finanziell an den Rand des Ruins. Ehefrau Eleanor hielt das fast zweijährige Dreh-Drama im philippinischen Dschungel, mit Hauptdarstellern Marlon Brando und Martin Sheen, in dem Dokumentarstreifen "Ins Herz der Finsternis" fest. Die Mühen um das Kriegs-Epos wurden mit zwei Oscars und einer Goldenen Palme in Cannes honoriert. Coppola, der einst die Rolle des Regisseurs mit einem Diktator verglich, war fortan für seine Besessenheit berüchtigt. George Lucas beschrieb die Verschwendungslust seines Freundes treffend:" Francis ist der Typ, der den Vatikan hätte bauen lassen oder die Pyramiden."

Erfolge und Misserfolge

Neben seinen großen Erfolgen musste der Filmemacher privat einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. 1986 kam sein Sohn Gian Carlo bei einem Bootsunfall ums Leben. Beruflich gab es auch Misserfolge: Nach seiner teuren Musical-Inszenierung "Einer mit Herz", die bei den Kritikern und an den Kinokassen floppte, musste Coppolas Produktionsfirma Ende der 80er Jahre den Konkurs anmelden. Nach dem dritten "Pate"-Teil schrieb der Regisseur aber wieder schwarze Zahlen.

In den 90er Jahren hatte er mit "Bram Stoker's Dracula" und dem Justiz-Thriller "Der Regenmacher" nach einem Grisham-Roman Erfolg. Dagegen fiel die Familienkomödie "Jack" mit Robin Williams, Diane Lane und Jennifer Lopez komplett durch. Er selbst mochte den Film, doch die meisten Kritiker hassten ihn, räumte Coppola ein. "Ich habe 'Apocalypse Now' gedreht und prompt gelte ich als Martin-Scorsese-artiger Regisseur, und dann mache ich so einen dummen Disney-Film mit Robin Williams", frotzelte Coppola über das Schubladendenken. "Aber ich war immer froh darüber, jede Art von Film zu drehen."

Quelle: ntv.de, Barbara Munker, dpa

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