Unterhaltung

Sarkozys Selbstinszenierung Franzosen genervt

Zwei Monate nach der Scheidung schon eine neue Freundin - bon, warum nicht? Viele Franzosen gönnen Präsident Nicolas Sarkozy sein neues Glück. Aber immer mehr fragen sich, ob das Medienspektakel um seine weiterhin nicht offiziell bestätigte Liaison mit der Sängerin Carla Bruni nicht ein geschickter PR-Coup war, der beiden Beteiligten zugutekommt. Die Oppositionspolitikerin Sgolne Royal mutmaßte, dass die Fotos des angeblichen Paares vor allem veröffentlicht wurden, "um eine schlimme Woche vergessen zu machen". Sarkozy könne ja Karussell fahren mit wem er wolle, sagte sie in Anspielung auf den Ausflug von Sarkozy und Bruni nach Disneyland. Aber er müsse vor allem zusehen, dass er seine Wahlversprechen halte.

Sarkozy verliert in Beliebtheitsumfragen immer mehr Punkte. In der vergangenen Woche hat ihm der Besuch des exzentrischen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi auch in der eigenen Regierung Spott und Kritik eingebracht. Mit den kalten Temperaturen wird zudem das Problem der Obdachlosen wieder akut. Und seine Ankündigung, der "Präsident der Kaufkraft" sein zu wollen, halten viele Franzosen für unangemessen. Die Angestellten der Staatsbetriebe und des Öffentlichen Dienstes fürchten geplante Reformen und sprechen von neuen Streiks.

Romanze als Ablenkung

Da scheinen Spekulationen über eine Romanze des Präsidenten eine höchst willkommene Ablenkung. Sarkozy steht plötzlich als lächelnder Siegertyp dar, dem die Herzen der schönsten Frauen zufliegen. Das ehemalige Top-Modell Carla Bruni zählte in den 90er Jahren zu den bestbezahlten Laufsteg-Schönheiten der Welt. Kritiker werfen Sarkozy "Selbstinszenierung" vor. Regisseur Claude Chabrol erkennt einen "Improvisationsstil, der an Reality-Shows im Fernsehen erinnert".

Am späten Sonntagabend schwirrte die Neuigkeit durchs Internet, am Montag waren "Nicolas und Carla" auf allen Kanälen. Im regierungsnahen Blatt "Le Figaro" fand sich ein Foto mit der Bildunterschrift "die Freundin des Präsidenten" und ein Text mit der Überschrift "Carla Bruni als Prmire Dame?".

Das Klatschblatt "Paris Match", das einem Freund von Sarkozy gehört, brachte wenige Tage später eine 16-seitige Fotoreportage über Sarkozys Privatleben, die ihn beim Joggen, beim Essen mit seinen Söhnen und sein weißbezogenes Doppelbett zeigen. "Paris Match"- Journalisten beschwerten sich anschließend in einer Mitteilung, dass ihnen die Reportage vom lyse aufgedrängt worden sei.

Kein Beleg für eine Liebesbeziehung

Zudem wirken die wenigen Fotos, die Sarkozy und Bruni gemeinsam zeigen, keineswegs wie ein Beleg für eine Liebesbeziehung. Da Sarkozy alle Spekulationen bislang unkommentiert ließ, könnte er sich irgendwann auch im wahrsten Sinne des Wortes aus der Affäre ziehen, indem er alles als eine Erfindung der Medien abtut. Und Carla Bruni kann sich nach einem zweiten Album, das kein großer Erfolg war, zumindest über umfassende Medienpräsenz freuen.

Unterdessen heimste die französische Journalistin Laurence Ferrari eine Entschädigung in Höhe von 12.000 Euro ein, weil die Zeitschrift "Closer" über eine angebliche Affäre mit Sarkozy berichtet hatte. Die Richter urteilten, dass die Öffentlichkeit kein legitimes Interesse daran haben könne, über derartig private Dinge informiert zu werden.

Von Ulrike Koltermann, dpa


Quelle: ntv.de

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