"Friendly Fur" Füchse ohne schlechtes Karma
02.12.2009, 13:11 Uhr
Es geht ja auch ohne Pelz!
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nikolas Gleber macht aus Füchsen Laptop-Taschen, Nackenstützen und sogar Schlafbrillen. Gleber ist Künstler und verwendet für seine Objekte Füchse aus deutschen Jagdbeständen, die ohnehin zur Strecke gebracht wurden, wie er sagt. "Friendly Fur" - freundlicher Pelz - nennt sich das Berliner Projekt.
Eine Art Öko-Pelz also, das passt zum Zeitgeist. Pelz ist wieder auf den Laufstegen zu sehen. Szenegänger trauen sich mittlerweile, Omas Nerz aus dem Schrank zu holen. Pelzkragen und Jogging-Hose, das ist der Look von Berlin-Mitte. Was Tierschutzorganisationen dazu sagen, kann man sich denken. Über die Frage, ob man Pelz tragen darf oder nicht, wird fast so gestritten wie über Atomkraft. Erst im Sommer versuchten Pelzgegner, eine Escada-Party in Berlin zu stürmen.
Der Fuchs-Künstler Gleber, ein 33 Jahre alter "Mitte-Boy" mit Turnschuhen und ironischem Schnauzbart, hat Erfahrung mit den Medien. Nicht nur mit seinen Pelzen, auch mit einer Agentur für rothaarige Models hat er schon Schlagzeilen eingesammelt. Wenn es jetzt wieder kälter wird und die Pelz-Frage aufkommt, ist ihm das gerade recht. Sein Vater ist Förster. Umwelt und Nachhaltigkeit sind Gleber wichtig. Wer das neongrüne Logo "Friendly Fur" trägt, hat aus seiner Sicht eine Botschaft: "Liebe deine Natur".
Fallenjagd ist "pfui"
Gleber findet es besser, dass die toten Tiere aus der Wildpflege genutzt werden, als dass die Kadaver beseitigt werden. "Es ist kein schlechtes Karma um die Füchse." Weder Zucht noch Fallen sind demnach im Spiel. "Fallenjagd ist pfui." Anfeindungen habe er wegen der Füchse noch nicht erlebt. "Ich bin froh, dass meine Kunst richtig verstanden wird." Kürschner ist er nicht. Produziert werden die Teile laut Gleber in der Region.
Es ist ein kleines Projekt und keine Massenware. Um die 30 Füchse hat der Künstler bisher verarbeiten lassen. 80 Euro kostet ein Fuchsschwanz zum Anhängen, 600 eine Handtasche. 1500 Euro zahlt man für den Rotfuchs mit Kopf zum Umhängen, den Gleber zärtlich "Johnny Blue Eyes" nennt. Das Winterbalg, so heißt das Fell, ist flauschig. Aber die Augen des "Vulpus vulpus" sind etwas gewöhnungsbedürftig. Es ist nicht jedermanns Sache, so ein Tier um den Hals zu tragen.
Ein Tier auf dem Kopf, eins unterm Arm ... eins ist tot, eins ist lebendig.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
PetaSprecher Edmund Haferbeck sieht "Friendly Furs" sehr kritisch und als falsches Signal, das der Industrie nutze. "Es spielt überhaupt keine Rolle, wo das Tier herkommt", sagt der Tierrechtler. Die Jagd sei Tierquälerei. Der Deutsche Jagdschutz Verband ist da anderer Meinung und begrüßt, dass Gleber die toten Tiere für sich verwendet. 530.000 Füchse wurden 2008 hierzulande erlegt - meistens zum Seuchenschutz oder zur Artenpflege, wie es heißt. Normalerweise werden Füchse begraben oder in speziellen Anlagen beseitigt. "Mit den Fellen kann man kein Geschäft machen", stellt Sprecher Stephan Brühl klar.
Und was ist, wenn man noch einen alten Pelzmantel im Schrank hat, für den die Tiere einmal grausam gestorben sind? Gleber rät, über das Tragen nachzudenken, auch wenn das Karma schlecht sein mag. "Vielleicht verjährt das ja auch."
Quelle: ntv.de, Caroline Bock, dpa