Schwarze Bilder, "maximale" Kunst Frank Stella in voller Größe
07.09.2012, 09:54 Uhr
Frank Stella vor einem seiner Riesen-Werke im Kunstmuseum Wolfsburg.
(Foto: dpa)
Von schlichten schwarzen Bildern zu üppigen mehrdimensionalen Werken: Das Wolfsburger Kunstmuseum widmet Frank Stella, einem der letzten lebenden Heroen der US-amerikanischen Malerei, eine Retrospektive.
Seine "Black Paintings" gelten bis heute als wegweisend in der amerikanischen Kunst. Von den großformatigen Gemälden, deren dunkle Farbe nur von regelmäßigen Streifen durchbrochen wird, hat sich Frank Stella längst meilenweit entfernt.
Mehr als 140 Werke, darunter 63 großformatige, das größte ist breiter als zwölf Meter, zeigen vom 8. September bis zum 20. Januar 2013 im Kunstmuseum Wolfsburg die Entwicklung des 76 Jahre alten Künstlers von 1958 bis 2012. Darunter sind viele Schlüsselwerke der einzelnen Epochen. "Wir wollen den ganzen Stella zeigen", sagte Museumsdirektor Markus Brüderlin am Donnerstag bei der Vorstellung.
Prägender Künstler des 20. Jahrhunderts
Frank Stella selbst hat die Ausstellung inszeniert. "Es gab nicht viele Vorgaben", lobte Stella die Architektur des Museums ebenso wie die Museumsleitung. Mit der Wendung "vom Minimalismus zum Maximalismus" wurde er zu einem der prägenden Künstler des 20. Jahrhunderts.
Wie Robert Rauschenberg, Ad Reinhardt und andere minimalistische Künstler beschäftigte sich auch Frank Stella zunächst mit der Farbe Schwarz. Mit den berühmten "Black Paintings" startet die Ausstellung. Damit hört die Chronologie auch schon auf. Großzügige Sichtachsen erlauben einen Vergleich der manchmal riesigen Werke aus allen Phasen und lassen so erkennen, wie Stella sich mit seinen stets abstrakten Werken Schritt für Schritt den Raum eroberte und immer mehr die Grenzen der Leinwand verließ.
Nach den rein flächigen Leinwänden der "Black Paintings" mit ihren Streifen, die bis an den Bildrand stoßen, begann Stella in den 60er Jahren die Rechteckigkeit der Bilder aufzulösen und gab den Leinwänden unregelmäßige Formen. In den 70er Jahren werden die Werke immer bunter, und er schuf auch Reliefs.
Farben und Formen wurden immer üppiger. Auch bei den Materialien wird Stella immer vielfältiger: Holz, Karbon, Edelstahl, Kupfer und Karton. Die Grenze zwischen Gemälde und Plastik verschwimmt langsam. Er selbst nannte viele seiner Werke 2,7-dimensional.
Arbeit in Serien
Stella arbeitet immer in Serien, so liegen den Malta-Reliefs aus den Jahren 1982 bis 1984 Buchten und Häfen der Mittelmeerinsel zugrunde. In der Moby-Dick-Serie verarbeitet er jedes der 135 Kapitel des Romans von Herman Melville. Als herausragendstes der Aluminium-Reliefs gilt "The Grand Armada", rund drei Meter hoch und zwei Meter breit. Die gebogenen und mit intensiven Farben bemalten Teile lassen Wellen und Schiffsteile vor den Augen des Betrachters entstehen.
Das Museum verbindet die Stella-Ausstellung mit der Schau "Ornament - Ausblick auf die Moderne. Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi", die im oberen Stockwerk zu sehen ist. "Das war die Idee von Direktor Brüderlin", berichtet Stella. Die Idee sei gut, auch Ornamente seien schließlich abstrakte Kunst.
Quelle: ntv.de, Anita Pöhlig, dpa