Mando Diao &Sugarplum Fairy adé Harte Töne von Viktor & The Blood
06.03.2014, 03:37 Uhr
Der Produzent von Rammstein verhalf der Band zu ihrem rockigen Sound.
Rammstein meets Indie-Pop. Das soll gut gehen? Ja, denn da die Schweden das jeweilige Image ihrer ehemaligen Bands abgelegt haben, beweisen sie mit ihrem Debütalbum "Apocalypse Right Now", dass sie rocken können. n-tv.de haben sie ihre neuen Ecken und Kanten auch gleich mal gezeigt.
Es war reiner Zufall, dass Viktor Norén, Jonas Karlsson und Samuel Giers als Rockformation Viktor & The Blood zusammenfanden. Zwar kennen die drei Musiker sich schon seit Ewigkeiten, an die Gründung einer Band dachte lange Zeit jedoch niemand. Unbekannte sind die drei schwedischen Jungs in der Musikszene keinesfalls: Samuel war viele Jahre als Drummer bei Mando Diao unterwegs, während Viktor als Sänger und Jonas als Gitarrist mit Sugarplum Fairy auf der Bühne standen. Seit Januar 2014 ist ihr Debütalbum "Apocalypse Right Now" auf dem Markt, in dem sehr viel härtere Töne angeschlagen werden, als man es von den vorherigen Bands der drei Schweden kennt. Anstelle der eher soften Indie-Sounds bieten Viktor & The Blood kompromisslosen Rock mit Ecken und Kanten, jeglicher Pop-Einfluss ist verschwunden.
"Wir haben nie geplant, eine Band zu gründen, wir haben einfach nur aus Spaß begonnen, miteinander zu spielen", erzählt Viktor, der ursprünglich eine Solokarriere starten wollte. Für die Realisierung dieses Plans hatte der Sänger bereits einige Songs geschrieben, die er schließlich mit seinen Freunden proben wollte. "Jonas und ich haben zusammen gewohnt, haben uns mit Samuel getroffen und dann an meinem Solo-Material gejammt", erklärt Viktor. Die Musiker trafen sich in Samuels Keller, um an den Songs zu feilen. "Da wirklich nie geplant war, eine Band zu gründen, wären wir niemals auf die Idee gekommen, einen richtigen Probenraum zu mieten", verteidigt Viktor die Wahl des unerwarteten Jamming-Ortes, der an die ersten Versuche junger Schülerbands in amerikanischen Filmen erinnert. "Als wir dann begriffen haben, dass zu dritt ein guter Sound dabei rauskommt, der anders ist als das, was gerade modern ist, kam unsere Idee zu Viktor & The Blood auf."
Viktor wirft jegliche Solo-Pläne über Bord, um seiner Kreativität doch wieder mit einer Band Ausdruck zu verleihen. Trotzdem dominiert der Sänger im Namen der Band. "Wir mögen Bandnamen wie Bob Marley & The Wailers", erklären die Jungs. "’Viktor & The …’ hört sich einfach cool an und sieht auch geschrieben gut aus. Wir haben dann nach Wörtern gesucht, die dazu passen." Dass die Wahl schließlich auf 'The Blood' fiel, habe auch eine symbolische Bedeutung: Da die Drei sich schon seit Ewigkeiten kennen, seien sie fast echte Blutsbrüder. Dass Viktor seine Solopläne in der Zukunft doch noch realisieren könnte, hält er für extrem unwahrscheinlich: "Ich singe alle Songs, ich schreibe alle Songs, mein Vorname kommt im Bandnamen vor. Das ist genug Ego für mich", sagt er lachend.
Von Indie zu Rock
Die Entscheidung, die Indie-Welt zu verlassen und stattdessen Rockmusik zu machen, trafen die drei Schweden nicht bewusst. Genau wie die Gründung der Band war auch die Änderung der Stilrichtung ein reines Zufallsprodukt. "Wenn man bestimmte Leute zusammensteckt, kommt immer eine individuelle Art von Musik dabei heraus. Bei uns Dreien wurde es aus irgendeinem Grund einfach härter", erklärt Viktor. Samuel betont, dass sie Glück gehabt hätten, dass der Sound sich nicht wie der von Mando Diao oder Sugarplum Fairy angehört habe. "Dann gäbe es uns nicht als Band", sagt er. "Das wäre langweilig gewesen." Der neue Sound sei jedoch einfach zu gut gewesen, als dass man ihn hätte ignorieren können. Um die harte und dunkle Energie der Musik perfekt zu machen, zogen sich die drei ehemaligen Indie-Boys den Produzenten Jacob Hellner an Land, der vor allem für seine Zusammenarbeit mit Rammstein bekannt ist und daher einiges von heftiger Rockmusik versteht. "Wir wollten unser Album so hart wie möglich, aber allein kamen wir nur bis zu einem gewissen Punkt", erzählt Jonas. Erst die Zusammenarbeit mit Hellner habe das gewünschte Ergebnis gebracht. "Er ist wirklich ein cooler Typ", betonen die Drei.
Zwar gibt es Viktor & The Blood bereits seit Sommer 2011, knapp drei Jahre später kam jedoch erst das Album heraus. "Die Entwicklung unseres Sounds hat gedauert, wir mussten uns erst als Gruppe finden - so etwas braucht seine Zeit", sagt die Band. Das Ergebnis - die Rockmusik mit härteren Vocal-, Gitarren- und Schlagzeug-Klängen - hat auch etwas mit dem individuellen Reifungsprozess von Viktor, Samuel und Jonas zu tun. Als Sugarplum Fairy ihr erstes Album veröffentlichte, war Viktor gerade mal 18 Jahre alt. "Wenn man erwachsen ist, ich bin jetzt 28, ist man viel selbstbewusster, man weiß, wer man ist und was man machen will", erklärt Viktor. Man werde in vielem besser: im Singen, im Musik machen und im Songschreiben. Der neue Stil entspreche zwar nicht eher ihrem wahren Ich, es sei lediglich ein anderes Ich, was sie nun in ihrer Musik nach Außen kehren. "Natürlich lieben wir auch noch andere Musikrichtungen", betont die Band.
Zu jung und zu begeistert
Mit ihren ehemaligen Bands füllten die drei Jungs ganze Stadien - an Fans mangelte es absolut nicht. Wie fühlt es sich an, nach solchen erfolgreichen Jahren, wieder bei null anzufangen? "Es hat viel Spaß gemacht", lacht Samuel. Es sei schließlich nicht so gewesen, dass sie mit Mando Diao und Sugarplum Fairy ganz oben gewesen seien und plötzlich beschlossen hätten, eine neue Band zu gründen. Ganz im Gegenteil: Alle Drei nahmen eine vier- bis fünfjährige Pause vom Musikbusiness, um dann neu zu beginnen. Dies sei der Grund, dass sie die Auftritte wieder sehr genießen könnten. Gerade das Spielen in kleineren Clubs mache ganz besonderen Spaß: "Das haben wir seit über zehn Jahren nicht mehr getan - es ist wirklich grandios", sagt Viktor. Auch hier spielt die Reife der Musiker eine entscheidende Rolle. "Vor zehn Jahren waren wir noch zu jung und so begeistert von allem, dass wir gar nicht darüber nachgedacht haben, was wir eigentlich treiben. Wir können die Zeit jetzt auf eine andere Art genießen", so Samuel.
Infolge ihrer Vergangenheit war der Einstieg für Viktor & The Blood leichter als für andere Bands - ihre Namen waren bereits viele Jahre im Musikbusiness etabliert. "Natürlich war das ein Vorteil", sagen sie. Zusätzlich habe es jedoch auch wahnsinnig geholfen, dass die Drei schon sehr lange Musik spielen. "Es dauert Jahre, die perfekte Art und Weise zu finden, die Kunst des gemeinsamen Musikmachens herauszubekommen", so Viktor. Erst die langjährige Erfahrung habe aus Samuel einen "tollen Drummer", aus Jonas einen "grandiosen Gitarristen" und aus Viktor den "besten Sänger" gemacht, lacht die Band. Sie betonen, dass sie ohne ihre Vergangenheit bei Mando Diao und Sugarplum Fairy vermutlich überhaupt nicht existieren würden. "Das ist auch ein Teil des Ganzen, es war eine sehr wichtige und sinnvolle Erfahrung für uns."
Ehrgeizige Ziele
Die Zukunft sehen die drei Schweden gelassen. Zwar wollen auch sie größer und bekannter werden und an die großen Erfolge ihrer vorherigen Band anschließen, das Hauptziel der Band ist jedoch ein anderes: "Wir wollen Musik machen und Alben produzieren. Wir suchen nicht den Erfolg, der ist eher so etwas wie ein Bonus." Sie wollten als Band immer besser werden, womit sich automatisch immer mehr Ansehen einstellen würde. Es sei eher gefährlich, wenn die Jagd nach Erfolg im Vordergrund stünde, da somit eine große Portion Individualität und Authentizität verloren gingen. "Wir machen einfach unser Ding. Über das, was vielleicht gerade moderner ist als Rockmusik, denken wir gar nicht nach. Alles dreht sich immer im Kreis, wer weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht", erklärt Samuel.
Zwar hat die Veröffentlichung des ersten Albums lange auf sich warten lassen, für die kommenden Jahre haben Viktor & The Blood jedoch ehrgeizige Ziele. Der Plan ist, jedes Jahr ein neues Album auf den Markt zu bringen. "Mittlerweile ist das einfach. Wir haben schon alle Demos für das nächste Album fertig, wir müssen nur noch jemanden anrufen, der es für uns aufnimmt", erzählt Samuel. Gerade waren die Drei mit dem ersten Album auf Headliner-Tour durch Europa, kurz davor teilten sie als Vorband mit der schwedischen Indie-Band The Sounds die Bühne, welche schon seit mehr als zehn Jahren erfolgreich riesige Hallen füllt. "Das Touren war super, es hat in allen Städten unglaublichen Spaß gemacht." Auch die gemeinsame Zeit mit den Sounds sei inspirierend gewesen. "Sie sind einfach toll und mittlerweile gute Freunde. Sie haben uns mit offenen Armen empfangen und deutlich gemacht, dass wir genauso wichtig sind wie sie. Das ist leider sehr selten im Musikbusiness."
Quelle: ntv.de