Briefe an den Sohn Felipe Königliche Tipps
24.03.2008, 14:20 Uhr"Gewöhn Dir an, Deinem Gegenüber in die Augen zu schauen. Beweise Interesse für das, was die Leute sagen und was sie tun. Zeig Dich niemals gleichgültig." Dies sind einige der Ratschläge, die der spanische König Juan Carlos seinem Sohn Felipe erteilte, um aus dem Kronprinzen einen guten Monarchen zu machen. Sie stehen in einer Serie von Briefen, die der König in den Jahren 1984 und 1985 dem Thronfolger nach Kanada schickte, wo der damals 16-jährige Felipe ein Gymnasium besuchte.
Die Madrider Zeitung "El Mundo" druckte zu Ostern erstmals Auszüge aus den Schreiben ab, die der Autor und Königshaus-Experte Jos Garca Abad demnächst in seinem Buch "El Prncipe y el Rey" (Der Kronprinz und der König) veröffentlichen wird. Juan Carlos tippte die Briefe - trotz deren privaten Charakters - mit der Schreibmaschine. Seinem Sohn begründete er dies so: "Meine Handschrift ist unleserlich, und ich will Dir die Lektüre bequemer machen."
Volksnah, liebevoll und beherzt
Besonders am Herzen liegt dem König die Nähe zum Volk. "Stelle Fragen. Frage die Leute immer wieder danach, wie es ihnen und ihren Familien geht", trug er dem Sohn auf. "Du musst Dich beherzt zeigen, auch wenn Du müde bist; Du musst liebevoll sein, selbst wenn Dir nicht danach ist; und Du musst entgegenkommend sein, auch wenn Dich dies eine Überwindung kostet."
Als Juan Carlos dem Kronprinzen die Briefe schrieb, lag der gescheiterte Putschversuch spanischer Militärs keine vier Jahre zurück. Der König hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Staatsstreich niedergeschlagen und die Demokratie gerettet wurde. Seinem Sohn legte er ans Herz: "Wer (als künftiger König) der Oberbefehlshaber der Streitkräfte sein wird, muss sich mit dem Militär vertraut machen." Juan Carlos setzte später durch, dass Felipe die Militärakademien besuchte, auch wenn die damalige Regierung des Sozialisten Felipe Gonzlez davon nicht angetan war.
Reden ist Silber, wenig sagen Gold
Zu besonderer Vorsicht rät der Monarch dem Thronfolger im Umgang mit den Medien: "Alles was Du tust und was Du sagst, wird genauestens analysiert und erhält eine ungewöhnliche Publizität." Im Zweifelsfall solle Felipe sich an die Regel halten, viel zu reden und wenig zu sagen: "Es ist besser, freundlich zu sein und ausgiebig zu sprechen, als sich mürrisch und kurzangebunden zu zeigen."
Die Briefe sind nach Ansicht von Garca Abad ein bedeutendes historisches Dokument. "Dort erfahren wir zum ersten Mal, wie Juan Carlos die Rolle des Königs sieht und über bedeutende Fragen der Politik denkt", schreibt der Autor. Der König weist den Kronprinzen unter anderem darauf hin, dass der Monarch in der spanischen Politik eine ausgleichende Funktion habe. Er könne ein Gegengewicht bilden, wenn eine Regierung einmal ihre Mehrheit missbrauche und bestimmte Gruppen der Gesellschaft vernachlässige.
Die Briefe enthalten jedoch nicht bloß "berufliche" Ratschläge des Königs für den Nachfolger. Juan Carlos versichert seinem in Kanada studierenden Sohn auch: "Du fehlst uns. Wir lieben Dich sehr." Unterschrieben sind die Briefe mit einem offiziös klingenden "Padre" (Vater). Königin Sofa wählte nach Angaben von Garca Abad in ihren Briefen ein zärtlicheres "Mama". Die Mutter, eine ehemalige griechische Prinzessin, schrieb ihrem Sohn auf Englisch.
Von Hubert Kahl, dpa
Quelle: ntv.de