Unterhaltung

Politiker auf Fehlersuche Nicht grün mit dem "Tatort"

Die CDU ist empört: "TatortWatch" nimmt den Krimi unter die Lupe.

Die CDU ist empört: "TatortWatch" nimmt den Krimi unter die Lupe.

Grüne Politiker kommentieren künftig jeden Sonntag live Deutschlands Lieblingskrimi "Tatort" auf Twitter. Ziel ist, Rechtsverletzungen in den Geschichten aufzudecken. Politiker der CDU sehen sich in ihrem Urteil bestätigt, Grüne seien Besserwisser.

Politik trifft Verbrecher: Auf der Kommunikationsplattform Twitter haben es sich Grünen-Politiker zur Aufgabe gemacht, "Rechtsverletzungen" im Tatort aufzuspüren. Unter dem Namen "TatortWatch" soll fortan einmal wöchentlich im Wechsel ein Politiker der Grünen die Arbeit der TV-Kommissare unter die Lupe nehmen. Zweck der Aktion soll die Stärkung der Bürgerrechte sein. Heißt konkret: Wie realistisch sind die Vorgehensweisen der Schauspiel-Polizisten tatsächlich? Was darf ein Polizist wirklich und was nicht?

Den Auftakt machte Paula Riester, Juristin und Berliner Bundestagskandidatin der Grünen. In Echtzeit flatterten also während des Sonntagabendkrimis die ersten harschen Kommentare von ihr ein. Besonders die fehlende Rechtsbelehrung gleich bei der ersten Zeugenvernahme gab Anlass zur Beschwerde "Das Seminar zur Belehrung über Zeugen- und Beschuldigtenrechte haben die KommissarInnen wohl geschwänzt", twitterte Riester um 21.34 Uhr.

Aber nicht nur die mangelnde Aufklärung von Zeugen sorgte für Unmut, "TatortWatch" nörgelt per se über einen Mangel an juristischen Kenntnissen. So auch bei einem Einsatz eines Sondereinsatzkommandos. Für den Geschmack von Riester völlig überzogen: "Lieferanten einfach mal so mit SEK und gezogener Waffe überprüfen ... muss ja nicht sein."

CDU kontert

Prompt reagiert die CDU im gewohnt angriffslustigen Ton - ebenfalls auf Twitter. Für den CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Tauber lassen die Grünen-Kommentare nur einen Rückschluss zu: "Die Grünen beweisen mit 'TatortWatch', dass Birkenstocksandalen die neuen Pickelhauben sind." Und auch der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe ließ es sich nicht nehmen, in Richtung Grüne zu schießen: "Neues grünes Bevormundungsprojekt: Jetzt werden die Figuren im Tatort überprüft, ob sie sich richtig verhalten. TatortWatch. Echt irre."

Zum Wahlkampfthema wird es wohl dennoch nicht reichen. Insgesamt gab der aktuelle Tatort nur wenig Anlass zur Kritik. Der Kieler Krimi rief jedenfalls nicht viele Nörgler auf den Plan - im Gegenteil. Er punktete mit einer guten Story und überzeugenden Besetzung. Einziger Kritikpunkt: der Anblick von Schnee und Eis. Doch trotz winterlicher Kulisse konnten sich die Zuschauer auch im Mai für Borowski und Co. erwärmen. Mit rund 9,3 Millionen Zuschauern holte sich der Sonntagskrimi wieder einmal den Tagessieg und ganz nebenbei den besten Wert aller Borowski-Tatorte.

Und auch die Grünen starteten gleich beim ersten Sonntags-"TatortWatch" mit beachtlichen 1000 Followern durch. Echte "Tatort"-Fans konnten allerdings nur wenig mit dem Portal anfangen, das ließ sich zumindest aus den wenigen Reaktionen im Netz schließen. Dabei versichert der Grüne-Twitter-Account, "aus Liebe" zum Tatort zu handeln. Dass Liebe nicht rational ist, ist keine Neuigkeit. Neu ist nur, dass ein fiktiver Fernsehkrimi sich an der Realität messen soll. Der Vergleich hinkt schon bei einem Blick auf die 90 Minuten Sendelänge. Aber Liebe macht eben manchmal auch blind.

Quelle: ntv.de

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