Grand-Prix-Experte Hermanns Prognosen wenig sinnvoll
06.03.2008, 15:00 UhrGrand-Prix-Experte Thomas Hermanns (44) sieht für Deutschland schon vor dem Vorentscheid bessere Chancen beim Eurovision Song Contest als in der Vergangenheit. "Diesmal haben wir bei der Vorauswahl nur Popmusik im Rennen. Pop ist nun einmal die internationale Währung, die funktioniert", sagte der Moderator der Show in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Hamburg. "Im Ostblock zum Beispiel, wo die Zuschauer des Finales sehr gern und sehr viel abstimmen, polarisiert Swing- oder Countrymusik, auf die wir zuletzt gesetzt haben, viel stärker als bei uns. Mit Pop gelingt der Sprung nach vorn." Nach dem Sieg Serbiens 2007 geht das Finale diesmal am 24. Mai in Belgrad über die Bühne.
Keine Favoriten
In der ARD-Sendung treten die Bands No Angels, Marquess und Cinema Bizarre sowie die Sänger Thommy Reeve und Carolin Fortenbacher an, um für Deutschland in Serbien zu singen. "Auch wenn jeder Titel seine Spezialität hat, liegen sie viel näher beieinander als die Songs der vergangenen Jahre. Da mussten sich die Zuschauer zwischen verschiedenen Genres entscheiden." Von Favoriten-Prognosen für die deutsche Abstimmung hält Hermanns nichts. "2006 verlor die hoch favorisierte Vicky Leandros gegen Texas Lightning, 2007 die Mädels von Monrose trotz ihrer starken Fan-Gemeinde gegen Roger Cicero." Auch diesmal stimmen die TV-Zuschauer per Anruf oder SMS über den Sieger ab.
Guter Titel und "absoluter Siegerwille"
Doch wer immer auch Deutschland vertritt, braucht nach Hermanns' Ansicht zum guten Titel noch den "absoluten Siegerwillen". "Die kleinen Länder sind hungriger als wir. Wenn ich die Britney Spears von Aserbaidschan bin, möchte ich es auf dieser Bühne auch schaffen, damit ich meinen einen großen Moment habe." Deutschland habe in sich eben schon einen sehr großen Pop-Markt, in dem "gut Geld verdient wird". "Wir sind da manchmal ein bisschen zu faul." Ausschlaggebend sei eben die Performance. "Wenn man zwischen ukrainischen Transen und serbischen Balladen steht, muss man einfach seinen Job gut machen." Ansonsten gelte: "Es muss Drama sein - große Emotionen, große Show."
Spannend bis zum Ende
Beim Vorentscheid im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, den Hermanns zum dritten Mal präsentiert, freut er sich am meisten auf die Siegerbekanntgabe. "Selbst coole und erfahrene Kollegen sind dann extrem nervös. In dem Moment sieht man einfach mal ganz andere Gesichter. Ich bin gespannt, wen ich diesmal tröstend an meine Brust pressen muss", sagt der Comedian und Begründer des "Quatsch Comedy Clubs". Den Stress an solch einem Abend selbst für routinierte Künstler sollte man nicht unterschätzen. "Es gibt nur wenige Shows, in denen sich Profis einem Millionenpublikum zur Wahl stellen. Aber das macht eben die Grand-Prix-Faszination aus - dass man es wirklich nicht weiß, bis der letzte Ton im Kasten ist."
Dorit Koch, dpa
Quelle: ntv.de