Zapp Maier - die WM-TV-Kolumne So lässt sich Brasilien 2014 noch toppen
07.07.2014, 09:52 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
So viel Fußball wie in den vergangenen Wochen gab es noch nie zu erleben. Nicht nur, dass das Fernsehen mit mehr Technik als je zuvor dabei war; in Brasilien hat man auch erlebt, welche neuen Möglichkeiten Apps und Internet bieten. Die WM in Russland wird es schwer haben, das zu überbieten. Aber das darf man von jeder Fortsetzung des größten und gigantomanischsten Sport-Events der Welt erwarten. Fünf Szenarios, wie der Fortschritt 2018 aussehen wird – ohne falsche Rücksicht auf Sportsgeist oder Intimsphäre.
Der 8-Stunden-Countdown
Bei den deutschen WM-Spielen beginnt die Übertragung inzwischen zu einem Zeitpunkt, an dem selbst die Zuschauer im Stadion noch am Bierstand stehen. Noch nie konnte man der Nationalmannschaft so ausgiebig beim Warmlaufen, Stretching und Schweinchen-in-der-Mitte-Spielen zuschauen wie in Brasilien. Der Countdown ist angesichts der Bedeutung eines deutschen WM-Spiels aber noch viel zu kurz - da geht in vier Jahren mehr: In Russland startet die Vorberichterstattung schon mit dem Aufstehen der Spieler. Wir werden live miterleben, was sich Manuel Neuer aufs Frühstücksbrot schmiert und wie sich Marco Reus die Haare macht. Und Olli Kahn wird aus dem ZDF-Studio analysieren, was das fürs Spiel bedeutet. Vermutlich nichts.
Die Körperdaten
Kein Mensch wurde je besser überwacht als ein Fußballspieler bei dieser WM. Zu jeder Partie erhalten wir ellenlange Tabellen mit Ballkontakten, Zweikampfwerten, Spielfeldaufteilung und so weiter. Aber viele der interessantesten Werte fehlen – noch. Was kam beim Lactat-Test raus? Welche schlappen Ersatzspieler haben während der WM zugenommen? Wie viel Stunden pro Nacht schläft Philipp Lahm? Solche Werte werden 2018 das Fachsimpeln im Büro auf ein ganz neues Niveau heben.
Die Spieler-Kamera
Endlich kann man sich bei der bald endenden WM einen Eckstoß auch mal aus der Hintertorkamera auf der gegenüberliegenden Seite anschauen. Das bringt kaum neue Erkenntnisse, ist aber ein tolles Spielzeug, um bei schlimmen Vorrunden-Kicks zu später Stunde nicht einzunicken. Aber erst 2018 kommen die Apps der Sender richtig in Fahrt – denn dann wird es Kameras an den Spielern geben. In Russland können wir aus den Augen von Robben sehen, wie er seine Gegenspieler reihenweise ins Leere grätschen lässt. Oder gemeinsam mit Chiellini leiden, wenn sich die großen Schneidezähne von Suarez wieder nähern.
Webcam im Mannschaftsquartier
An den Toren von Campo Bahia ist für die Öffentlichkeit Schluss. Dabei spielen sich dort die wahren Dramen ab. Welcher Spieler gibt im Training wirklich alles? Wer darf nicht mitmachen beim Playstation spielen? Gibt es Urin-Flecken in der Lobby? Katrin Müller-Hohenstein bekommt bei ihren Besuchen davon natürlich nichts mit. Der DFB und die Fernsehsender werden sich in dieser Angelegenheit bis zur WM in Russland bewegen – wofür zahlen wir eigentlich Gebühren? Sonja Zietlow und Daniel Hartwich werden sicher gern die Moderation für den täglichen Lagebericht aus dem WM-Quartier übernehmen.
Die Kabinenansprache
Auch das zweite verbliebene Mysterium der Nationalmannschaft wird 2018 gelüftet: die Gardinenpredigt in der Umkleidekabine. Die Trainer-Ansprachen vor dem Anpfiff und in der Halbzeitpause sind die wahren Emotions-Momente der WM – und Emotionen, das hat uns das Fernsehen in den vergangenen Wochen eingehämmert, sind das Wichtigste im Fußball. Also werden wir 2018 endlich in der Kabine dabei sein. Dass der Gegner dann die taktischen Anweisungen erfährt - mein Gott, dann ist das halt so. Gilt ja auch in die andere Richtung. Wir freuen uns auf Russland 2018.
Quelle: ntv.de