Es passiert jeden Tag! Trade - Mädchenhandel
11.10.2007, 13:56 UhrEs passiert täglich, auf der ganzen Welt: Mädchen werden entführt oder mit falschen Versprechungen angelockt. Was dann folgt, ist die Hölle. Gnadenlos werden sie zum Sex gezwungen, geschlagen, gefoltert und gedemütigt. Der deutsche Regisseur Marco Kreuzpaintner ("Sommersturm") hat die Leidensgeschichte dieser Frauen und Kinder nun auf die Leinwand gebracht. "Trade" heißt sein Hollywood-Debüt über ein erschütterndes Thema, das ihm der in Los Angeles lebende Produzent Roland Emmerich anvertraut hat. Der Film beruht auf einer Reportage im New York Times Magazin.
Die 13-jährige Adriana (Paulina Gaitan) lebt mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in ärmlichen Verhältnissen in Mexico-City. Bei einem Ausflug mit dem Fahrrad wird sie entführt. Verzweifelt macht sich ihr Bruder Jorge (Cesar Ramos) auf die Suche nach ihr. Dabei trifft der 17-Jährige den verschlossenen Versicherungspolizisten Ray (Kevin Kline) aus Texas, der auch den Verbrechern auf der Spur ist. Gemeinsam jagen sie die skrupellosen Menschenhändler, die ihre Opfer meistbietend im Internet versteigern.
Adriana hat unterdessen in ihrer trostlosen Situation eine Freundin gefunden. Es ist die junge Polin Veronica (Alicja Bachleda), die eigentlich über eine Agentur in die USA wollte, um dort als Model viel Geld zu verdienen und ihrem kleinen Sohn eine bessere Zukunft zu bieten. Dass sie sich stattdessen einer wohl organisierten Verbrecherbande ausgeliefert hat, merkt sie erst, als es zu spät ist.
Paulina Gaitan verleiht Adriana eine kindliche Zerbrechlichkeit und Natürlichkeit, die anrührt. Cesar Ramos spielt den 17-Jährigen Jorge mit großer Leidenschaft. Glaubhaft pendelt er zwischen dem starken jungen Mann mit unerschöpflich scheinenden Energiereserven und dem trotzigen, hilflosen Jugendlichen, der an der schwierigen Suche nach seiner Schwester zu zerbrechen droht.
Der Film ist in weiten Teilen emotional und beklemmend intensiv. Zu den eindrücklichsten Momenten gehört die Szene, als Adriana mit einem Freier im meterhohen Schilfdickicht verschwindet, vorbei an zahlreichen anderen Liebesnestern, wo andere Mädchen ebenso leiden, wie sie. Er habe diesen Weg wie einen Gang zur Schlachtbank zeigen wollen, sagt Kreuzpaintner, dessen neues Werk von Hilfsorganisationen wie UNICEF, terre des hommes und Amnesty International unterstützt wird.
"Trade" hält diese Intensität nicht bis zum Schluss aufrecht. Immer wieder bricht die Spannung ein, haben die Figuren nicht genug Raum, sich zu entwickeln. Ihre Emotionen wirken bisweilen aufgesetzt. Daran können auch die üppigen Bilder und die epische Musik nichts ändern. Zum Ende hin gleitet der Film ins Pathetische ab und lässt die Schlichtheit vermissen, die viel authentischer und beeindruckender wirken würde als aufgebauschte Hollywood-Gefühle. (Internet: www.trade-derfilm.de)
Von Cordula Dieckmann, dpa
Quelle: ntv.de