Unterhaltung

"Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" Warum das Dschungelcamp fasziniert

Witzischkeit kennt keine Grenzen - auch nicht im Dschungel.

Witzischkeit kennt keine Grenzen - auch nicht im Dschungel.

(Foto: imago/STAR-MEDIA)

Endlich startet die achte Staffel! Endlich wieder Kakerlaken, Tier-Hoden und Angefaultes zum Abendbrot! Endlich wieder Gejammer, Gezoffe und nackte Tatsachen! Aber warum ist die Vorfreude auf diese Trümmertruppe von C-Prominenten so groß? Die wahren Gründe dafür schlummern tief in uns. 

Na, und? Wer ist das? Also: Das sind der Marco Angelini und die Larissa Marolt. Beide total prominent ... naja, auf dem Weg dahin, ein zweifelhafter Promi zu werden zumindest.

Na, und? Wer ist das? Also: Das sind der Marco Angelini und die Larissa Marolt. Beide total prominent ... naja, auf dem Weg dahin, ein zweifelhafter Promi zu werden zumindest.

(Foto: imago/STAR-MEDIA)

Es ist doch wirklich wundervoll: Am Freitag geht es wieder los, im australischen Dschungel. Schon jetzt wecken erste Nachrichtenfetzen aus dem Flugzeug, von der Ankunft im Hotel oder die Tatsache, dass sich mit Gabby Rinne noch vor Beginn der Sendung die erste Teilnehmerin im "Playboy" ausgezogen hat, die Vorfreude auf das TV-Ereignis, auf das man ein ganzes Jahr warten musste. Und dabei ist es völlig unerheblich, ob wir Gaby Rinne kennen oder schätzen, auch wie sie aussieht ist schnuppe, Hauptsache nackig! Denn ja, so ist es doch, die RTL-Sendung "Ich bin ein Star, holt mich hier raus", in der jeden Januar prominente Menschen in einem Camp ausgesetzt werden, um dort widerliche, entwürdigende und lächerliche Prüfungen zu bestehen, sich zu lieben und zu streiten, zieht uns in den Bann. Und zwar so gut wie jeden.

Man ist doch so distinguiert

Keiner guckt, alle wissen Bescheid - denn auch Menschen, die das alles unter Trash abtun, gucken. Jeden Abend wieder, Einschaltquoten von mehr als 40 Prozent in der Zielgruppe belegen es. Und die, die pikiert die Augenbrauen hochziehen, angesichts einer nackten Melanie Müller, die, die sagen "wie kann man nur?", die beziehen doch genau damit auch eine Position. Auch sie nehmen die Sendung zur Kenntnis, auch sie haben eine Meinung - und wenn es eine schlechte ist, mit der sie sich von allem abgrenzen wollen.

Aber genau diese Menschen profitieren eben auch von der Sendung: Es ist ein bekanntes Rezeptionsmotiv von Reality-Shows – und es funktioniert genau so wie eine Boulevardzeitungen - dass man sich beim Zusehen klüger fühlt, erhabener, intellektueller. Genau das Richtige eben, um sein eigenes kleines Selbstwertgefühl mit einem bisschen Dschungel, mit Sich-Lustig-Machen über die Menschen, die das ernsthaft anschauen und über die, die da ernsthaft mitmachen, aufzupolieren.

Wie eine Soap, nur besser

Wer das nicht nötig hat, darf einfach Spaß haben. Vor allem Frauen, so die Quotenanalyse, lieben das Dschungelcamp. Es bietet all das, was eine Daily Soap ausmacht und noch viel mehr: Lästereien der Camp-Bewohner übereinander (immer noch legendär: Caroline Beil über Susan Stahnke sowie Desiree Nick über Dolly Buster) und die Gelegenheit, selbst über all das zu lästern, was man sieht. Denn es ist ja, anders als in der Soap, echt. Irgendwie.

Und: Die Kandidaten sind, auch wenn natürlich viele das infrage stellen, prominent. Zumindest ein bisschen: Man hat sie das eine oder anderer Mal auf einem roten Teppich, in einer TV-Show oder auf Titelblättern gesehen - und so einfach es klingt, es ist eben doch etwas anderes, ob ein Promi (fast egal, ob A- oder Z-Kategorie) oder ein völlig Unbekannter da mit Schleim und Federn beklebt in einem Kakerlaken-Sarg liegt. Illusionen fallen, wir dürfen uns im sicheren Wohnzimmer gruseln, während der "Star", der doch sonst immer so viel glamourösere Dinge tut als wir, plötzlich weint und zittert.

Bestimmen, wer welche Emotionen zeigt

Mola Adebisi, Julian F. M. Stöckel und Corinna Drews freuen sich schon auf "lecker Häppchen".

Mola Adebisi, Julian F. M. Stöckel und Corinna Drews freuen sich schon auf "lecker Häppchen".

(Foto: imago/STAR-MEDIA)

Voyeurismus, die Lust am Intimen - all diese Ur-Bedürfnisse, die wir haben und gerne verleugnen, werden plötzlich jeden Abend mehr als befriedigt. Und ohne dass wir heimlich irgendwelche Internet-Videos gucken müssen, wird uns das Grauen in einer Show hübsch aufbereitet und präsentiert. Aus der völligen Anonymität heraus kann man entscheiden, welcher Promi Ekeliges erfahren wird. Der Zuschauer kann bestimmen, wer welche Emotionen zeigt. Psychologen bezeichneten dieses Verhalten schon als eine Vorstufe von Sadismus. Dabei aber einer, den man sich durchaus erlauben darf: So machen ja alle (wenn die Geldnot nicht zu arg war) freiwillig mit, und alles ist ja nur ein Spiel. Aber mit echten Tränen - großartig.

Nicht als zweite Chance, sondern eher als Dschungel-Mobbing ist es deshalb zu werten, wenn jener Promi, der am Vorabend in der Ekel-Prüfung versagte, auch beim nächsten und übernächsten Mal wieder ran muss. Er - meist aber sie - wird mit jeder Herausforderung unsicherer, weint und schreit jedes Mal ein bisschen lauter und senkt sein Ansehen beim Rest der prominenten Gruppe automatisch immer mehr.

Das hat wiederum zur Folge, dass die Camp-Bewohner, die schon nach einmaligem Versagen wütend auf den Versager sind, noch wütender werden. Denn: Ein mieses Ergebnis bei einer Prüfung bedeutet weniger Essen für die Promis. Und die, die sowieso schon gelästert haben, werden mit zunehmendem Hunger garantiert noch fieser. Das Zuschauerherz lacht jedoch wieder, in Anbetracht von Zickereien, Stress und Tränen - hat es doch endlich mal nicht selbst mit solchen Problemen zu tun.

Der Wendler und die Ankündigung

Da weckt die Ansage von Michael Wendler ("Sie liebt den DJ") doch reichlich Vorfreude. Der Schlager-Star: "Sollte ich wirklich zu einer Dschungelprüfung gewählt werden, müssen sich die Bewohner auf einen harten Tag einstellen, denn ich werde sie mit Sicherheit nicht absolvieren." Hui - das klingt nach Terror im Paradies, und bis zum großen Knall ist es dann wohl nur noch eine Frage der Zeit. Denn: Allein die Zuschauer entscheiden anfangs, wer antreten muss, zum Maden- und Kakerlaken-Dinner. Man sollte Wetten abschließen, wer als Erster antreten muss ... Hobby-Sadist, was willst du mehr?

Veredelt wird das Ganze dann noch durch die Art und Weise der Präsentation. Läster-Expertin Sonja Zietlow und RTL-Alleskönner Daniel Hartwich, der seinen legendären Vorgänger Dirk Bach doch nicht, wie vorher angenommen, störend ersetzt, sondern durchaus angemessen, fassen bissig und treffend zusammen, was wir beim Anblick der Camper fühlen, aber nicht ganz so amüsant formulieren könnten. Die beiden sind das stellvertretende, ironisierende Ich der Zuschauer, erkennen in knappen Nebensätzen der Promis große Geschichten und verknüpfen diese dann so, dass ganze Erzählstränge entstehen. Welche es diesmal sein werden? Dschungel-Deutschland ist gespannt.

Der "Dschungel" läuft ab 17. Januar täglich um 22.15 Uhr bei RTL, und sollten Sie eine Folge verpassen und trotzdem mitlästern wollen: Auf n-tv.de gibt es wie gewohnt täglich die amüsante Zusammenfassung -  fast ebenso widerlich wie das Original, versprochen.

Quelle: ntv.de

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