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"Supernatural" zwei super Die heilige Anna des Latin Rock

Carlos Santana auf seiner erfolgreichen "Supernatural"-Tour (Archivbild vom 24.02.2000).

Carlos Santana auf seiner erfolgreichen "Supernatural"-Tour (Archivbild vom 24.02.2000).

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Gleich vier CDs des Latin Rockers hat das Label neu aufgelegt. Carlos Santanas "Supernatural"-Songs und seine "Classics" sind immer noch und immer wieder ein Erlebnis.

Wenn die Heilige Anna die Großmutter Jesu Christi ist, dann ist der Mann, der die kastilische Verkürzung ihres Vornamens in seinem Zunamen trägt, der Godfather des Latin Rock. Um dem Lernwillen der Herren Oettinger und Westerwelle vorzubeugen: Das Wort meint Pate und nicht Gottvater. Carlos "Sant’Ana" knüpfte an Ritchie Valens alias Richard Steven Valenzuela und dessen geniale Interpretation von "La Bamba” an, ohne Stil zu kopieren. Es ging dem 62-Jährigen darum, lateinamerikanische Stilelemente in den nordamerikanischen Rock 'n' Roll zu integrieren. Das ist ihm wie keinem anderen gelungen. Inspiriert wurde der im nordwestmexikanischen Autlán de Navarro geborene Carlos Santana durch die Umwelt, in der er aufwuchs, nachdem seine Eltern in das einst zum spanischen Kolonialimperium gehörenden Los Angeles übersiedelten.

Dem Label gebührt der Verdienst, gleich vier CDs des Meisters neu aufgelegt zu haben. Alles fein digital überarbeitet und im Falle der Legacy Edition "Supernatural" erwartungsgemäß mit Bonustracks versehen zu haben. Das erstmalig vor zehn Jahren veröffentlichte Album wurde damals gleich mit acht Grammys ausgezeichnet. Und verkaufte sich bis dato 25 Millionen Mal, was – ganz ehrlich – verwundert. Vorausgegangene Alben waren nicht schlechter. Aber vielleicht war es die Beteiligung von damals hippen Typen, die die Juroren zu dem überschwänglichen Urteil veranlassten. Immerhin waren Leute wie Wyclef Jean, Rob Thomas von Matchbox 20, Eagle Eye Cherry, Everlast oder Lauryn Hill dabei. Den Reiz der vorliegenden Ausgabe macht CD Nummer 2 aus. Herrliche Nummern wie "Bacalao con pan" oder "Smooth", das – mit Verlaub – ohne die Stimme von Rob Thomas an die frühen Instrumentalstücke des Meisters erinnert. Auch die Präsenz von Master Eric Clapton auf dem "Reprint" des Originals wie auf der Bonusscheibe macht die Legacy Edition von "Supernatural" zu einem Erlebnis.

Fusion Jazz, Blues- und Latin Rock vereint

Santanas "Original Album Classics" neu aufgelegt.

Santanas "Original Album Classics" neu aufgelegt.

Die in der Reihe "Original Album Classics" veröffentlichte Box mit den drei CDs "Illuminations" (1974), "Oneness – Silver Dreams, Golden Reality" (1979) und "The Swing Of Delight" (1980) gelten als Soloalben. Aber was ist ein Soloalbum von Carlos Santana? Seine Gitarre dominiert – wie bei Mark Knopfler – den Sound. Schade, dass er nicht singen kann. Oder vielleicht: Gut so. Das macht die Musik des Mexikaners so abwechslungsreich.

"Illumination" ist das Ergebnis der Kooperation mit Alice Coltrane. Ein sehr jazziges Album mithin. "Oneness – Silver Dreams, Golden Reality" und "The Swing Of Delight" vereinen Fusion Jazz, Blues- und Latin Rock. Beeindruckend, dass sich Santana auch an scheinbar Banales herangewagt hat. "Spartacus"-Regisseur Kubrick hätte sich gewiss für Santanas Bearbeitung des Liebesthemas aus seinem unvergessenen Film auf der LP "The Swing Of Delight" entschieden, wäre der Meister damals schon der Meister gewesen. Fast unbemerkt schleicht sich auf "Oneness - Silver Dreams, Golden Reality" mit "Golden Dawn" eine Akustikgitarre in die elektrische Welt. Würde die Heilige Anna des Latin Rock nur an und mit diesem goldenen Morgengrauen erscheinen, es wäre Grund genug, sich die Box in den Schrank zu stellen. Aber es gibt noch – siehe oben – ein paar weitere.

Santana: "Supernatural-Legacy Edition”, 2 CDs, Arista Sony Music

Santana: "Original Album Classics", 3er CD-Box, Columbia Sony Music

Quelle: ntv.de

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