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Talente für viele Leben Liebeserklärung an einen Gaukler

Armin Mueller-Stahl: Musiker, Schauspieler, Autor oder Maler?

Armin Mueller-Stahl: Musiker, Schauspieler, Autor oder Maler?

(Foto: dapd)

Es gibt Menschen, die sind mit Talenten geradezu überreich gesegnet. Nicht, dass sie damit automatisch glücklich und zufrieden sind, doch manchen scheint sogar das zu gelingen. Vielleicht ist Armin Mueller-Stahl so ein Mensch. Dabei entzieht er sich jeder Kategorisierung. Mueller-Stahl, der DDR-Schauspieler, oder der westdeutsche oder der Hollywood-Mann? Mueller-Stahl der Musiker, der Schauspieler, der Autor oder doch der Maler?

Die Malerei hat Armin Mueller-Stahl schon lange begleitet.

Die Malerei hat Armin Mueller-Stahl schon lange begleitet.

(Foto: dpa)

Geboren wird Mueller-Stahl 1930 im ostpreußischen Tilsit. Ein Foto zeigt den Dreijährigen im Nachthemd an einem Baum, an Sterntaler erinnernd. Er hält das Hemd nicht hoch und dennoch scheinen ihm die Begabungen reich in den Schoß gefallen zu sein. Er lernt früh Geige, spielt schon an der Schule Theater. Noch scheint die größte Liebe der Musik zu gelten, er bewirbt sich an der Musikhochschule, wird abgelehnt und dennoch entdeckt. Zum einen durch den Musikprofessor Hans Mahlke, der in persönlich und kostenlos unterrichtet, zum anderen vom ostdeutschen Filmstudio DEFA, für das er immer häufiger arbeitet.

Mit "Fünf Patronenhülsen" schafft er hier den Durchbruch und wird danach ein richtiger DDR-Star. Sich seiner vollends zu bemächtigen gelingt dem Arbeiter- und Bauernstaat dennoch nicht. In der Serie "Das unsichtbare Visier" spielt Mueller-Stahl einen Kundschafter, sprich einen Stasi-Spion. Nach sieben Folgen ist er diesen Achim Detjen leid und die immer schlechter werdenden Drehbücher und den Einfluss der Stasi. Im November 1976 wird der Liedermacher Wolf Biermann nach einem Auftritt im Westen ausgebürgert, Mueller-Stahl unterschreibt eine Resolution dagegen, er wird endgültig kaltgestellt.

Neue Rollen, neuer Ruf

Drei Jahre später kann er nach Westdeutschland ausreisen, Mueller-Stahl ist fast 50 Jahre alt und entschlossen, endlich wieder zu arbeiten, Geld zu verdienen. Er hat sich nicht mit den DDR-Oberen angelegt, um nun zu scheitern. Also sucht er neue Rollen und erarbeitet sich noch einmal einen Ruf. Er arbeitet mit Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge und Herbert Achternbusch. Doch so, wie ihm einst die DDR zu klein wurde, ist es ihm nun überhaupt in Deutschland zu eng. Es zieht ihn nach Amerika und irgendwie scheint Amerika auf ihn gewartet zu haben. Mit 60 paukt er Englisch und bekommt tatsächlich Angebote. Er spielt Nazis (Music Box) und Juden (Avalon), Barone (Utz) und Ossis (Night on Earth). Er wird heimisch in Pacific Palisades, dem Zufluchtsort der emigrierten Künstler, so wie er es an der Ostseeküste bei Lübeck, dem Land seiner Mutter, längst ist.

Skierkas Buch ist bei LangenMüller erschienen und kostet 19,95 Euro

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Er schreibt seine Memoiren, ohne Ghostwriter, dafür mit Sprachliebe und Selbstironie. Und endlich zeigt er auch, was er malt. Lange schon hat ihn die Malerei begleitet, im Alter bekommt er unerwartetes Lob für seine Arbeiten. Nun ist er 80, längst wird ihm kaum noch Kritik oder Häme, sondern liebevolle Zuneigung zuteil. Auch Volker Skierkas Buch über Armin Mueller-Stahl ist eher eine Liebeserklärung als eine Biographie. Skierka freut sich der Freundschaft mit Mueller-Stahl und lässt nichts auf ihn kommen. Das mag nicht jedem Film, wohl aber dem Menschen Mueller-Stahl gerecht werden. Deshalb verzeiht man Skierka, wenn gelegentlich die Euphorie mit ihm durchgeht. Was ihm dennoch gelingt, ist eine authentische Reise durch Mueller-Stahls Leben und ein klarer Blick auf das, was Mueller-Stahl antreibt, was ihn hält. Und das ist mehr als Talent, das ist "Herzklopf" für seine Projekte und Können und ein Gefühl von Anstand und Echtheit. Irgendwie altmodisch, sehr menschlich und großartig.

Quelle: ntv.de

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