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Nazis, Okkultismus und Verschwörungstheorien Strindbergs Stern

Autor Jan Wallentin hat die Zutaten zu seinem Buch "Strindbergs Stern" selbst so zusammengefasst: "Ein tablettenabhängiger Geschichtsprofessor, eine mystische deutschsprechende ‚Stiftung’, ein bisschen Nazismus, ein bisschen Okkultismus und eine schamlose junge Italienerin auf einem Motorrad." Ganz so überschaubar ist die Geschichte nicht, aber den Kern trifft es schon.

Das Buch ist im Fischer-Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.

Das Buch ist im Fischer-Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.

Alles beginnt damit, dass ein Taucher in einer stillgelegten Mine eine Leiche findet. Der Tote ist nicht nur ungewöhnlich gut erhalten, er hat auch einen außergewöhnlichen Stern bei sich. Das dämmert auch dem Finder Erik Hall, der sich einen hübschen Gewinn verspricht. Dazu braucht er jedoch fachlichen Rat, den er von Don Titelman, einem Experten für mystische Symbole, erhofft. Als Titelman endlich bei Hall eintrifft, findet er ihn nur noch tot vor. An dieser Stelle war die junge Italienerin mit dem Motorrad im Spiel.

Daraufhin beginnt eine wilde Jagd nach dem Stern, der einst der deutschen Stiftung gehörte, und die ihn unbedingt wieder haben will. Über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs nach Russland, auf dem Stammsitz der Stiftung in einer deutschen Burg und schließlich ins ewige Eis führt die Jagd. Dabei hat Wallentin einige wirklich gute Einfälle, beispielsweise den, den jüdischstämmigen Titelman in einem zu einem Reisewaggon umgebauten Frachtcontainer per Bahn reisen zu lassen. Dazu hackt sich seine Schwester in das Logistiksystem der früheren Staatsbahn ein und hängt den Waggon so an Züge, die dorthin reisen, wo Titelman hin will. Auch Titelmans Neigung, für die verschiedensten körperlichen Beschwerlichkeiten Tabletten und Spritzen dabei zu haben, man könnte es sicher auch Medikamentenabhängigkeit nennen, ist eine der besseren Ideen.

Zwischen Spannung und Unsinn

Der beste Teil des Buches ist wohl der, wenn sich Titelman und seine Begleiterin in Ypern durch Bibliotheken und Archive arbeiten, um schließlich nachts und natürlich bei strömendem Regen auf dem "Nécropole Saint Charles de Potyze" fündig zu werden. Hier verbindet Wallentin raffiniert Weltgeschichte mit dem Plot seines Buchs und lässt etwas von der "großen Verschwörung" ahnen, die Stern und Kreuz wieder verbunden sehen will, um die Welt beherrschen zu können.

Ansonsten wird Wallentin seine deutlich spürbare Vorliebe für Verschwörungstheorien im Verlauf des Romans immer mehr zum Verhängnis. Friedhöfe, Geheimdienste, die Aufträge von irgendwoher erfüllen, grausame Schergen verschiedenster Couleur und am Ende eine Auflösung, in der das ewige Leben eine entscheidende Rolle spielt. Das ist gelegentlich tatsächlich so spannend wie ein Abenteuerroman, dann aber auch wieder nur hanebüchener Unsinn. Ein 500-Seiten-Schmöker, der besser nicht verglichen werden sollte mit Dan Browns "Sakrileg" oder Jule Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde".

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Quelle: ntv.de

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