Like a Byrd Tom Petty is ... Mudcrutch
02.05.2008, 13:38 UhrAls Jugendlicher hat Tom Petty die Beatles bewundert. Als Großer gehört e er zu jener kleinen Schar von Rock 'n' Rollern, die es verstanden, sich zu geachteten Partnern ihrer Vorbilder zu machen. Die Traveling Wilburys sind ohne George Harrison ebenso wenig vorstellbar wie ohne den Mann aus Gainesville/Florida. Mal mit den Heartbreakers, dann wieder solo, dann wieder mit der Band hat Petty seit Beginn der Siebzigerjahre jene ursprüngliche Musik geprägt, die aus Blues und Country entstand und den guten zeitgenössischen Pop bis zum heutigen Tag geprägt hat. Nun hat sich der 1953 Geborene seiner Ursprünge besonnen.
Als Mudcrutch und in der Besetzung Tom Petty, Gesang und Bass, Mike Campbell, Leadgitarre, Randall Marsh als Drummer und Tom Leadon an der Rhythmusgitarre hatten sie daheim gleich den Fab Four in den Anfangszeiten in Kneipen zum Tanz aufgespielt. Sie siedelten nach Kalifornien über, bekamen einen Plattenvertrag, schafften es nicht in die Charts und ? trennten sich. Das heißt, Petty und Campbell hielten zusammen und machten ihren Weg als Kern der Herzensbrecher. Wobei Campbell als Gitarrist auch auf den meisten Soloplatten dabei ist.
Nun als die Reunion
Hinzugekommen ist Benmont Tench an Klavier und Orgel, der in dem selbst geschriebenen Countryrock "This Is A Good Street" auch zeigt, dass er zu singen versteht. In "Queen Of The Go-Go Girls" klimpert Tench auf einem Honky-Tonk-Piano herum, dass es nur so seine Art hat. Herausgekommen ist ein Album - der Byrds. Nein, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. An die große Band des US-Folkrock erinnert die Scheibe aber aus mehreren Gründen: weil Petty und die Seinen den Byrds-Klassiker "Lover Of The Bayou" interpretieren.
Auch "Six Days On The Road", Dave Dudleys erster Top-40-Hit, wird von Mudcrutch so gespielt, wie ihn dereinst die Byrds-Nachfolger von den Flying Burrito Brothers aufgenommen hatten. Vielleicht ein Quäntchen rockiger gar, Tenchs Piano jedenfalls verleiht dem Stück einen flüssigen Drive. Der Opener "Shady Grove", ein Traditional, der unter anderem schon von Grateful Deads Jerry Garca selig, mit leicht verändertem Text gespielt worden war, hätte einen Platz auf der völlig unterbewerteten Scheibe des einstigen Byrds-Frontmanns Roger McGuinn "Treasures From The Folk Den" aus 2001 verdient. Und Campbells Gitarre in "Shady Grove" hätte einem Pete Seeger alle Ehre gemacht. Wie es sich für eine Byrds-, pardon, Mudcrutch-LP gehört, gibt es unter dem Titel "June Apple" auch ein Instrumental.
Genie kopiert
Mit "Scare Easy" hat sich eine typische Heartbreakers-Nummer auf die CD verirrt; die Akkordfolge erinnert an "Learning To Fly". Auch Genies müssen sich offenbar hin und wieder selbst kopieren. Auch bei "Orphan Of The Storm" kommen Reminiszenzen auf, an "Nobody?s Child", das auf den originären Wilburys-Platten in den Skat gedrückt und erst auf der kürzlich erschienenen "Collection" veröffentlicht wurde.
"Mudcrutch ist rundum ein Vergnügen. Für alle, die der Byrds? und Tom Pettys Wanderungen durch das Rock-and-Roll-Universum mögen. Die anderen sollten den Wandervögeln schleunigst folgen.
Quelle: ntv.de