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Verzweifelter Kindereinschlafreim "Verdammte Sch ..., schlaf ein!"

Das Buch hat 32 Seiten und kostet 9,99 Euro.

Das Buch hat 32 Seiten und kostet 9,99 Euro.

Das Leben mit Kindern ist herrlich, bis am Abend der Moment naht, an dem sie ins Bett sollen. Dann beginnt das Spiel aus nochmal pullern, was trinken, was vorlesen, was singen, bis die Eltern am Ende ihrer Kraft noch vor den Sprösslingen einschlafen. Aus diesem Einschlafritual hat Adam Mansbach ein Buch gemacht.

Vivien ist sicherlich ein wunderbares kleines Mädchen, tagsüber. Abends allerdings scheint Vivien ihre fürchterliche Seite zu entdecken, genau dann, wenn sie eigentlich schlafen soll. Das hat sie wahrscheinlich mit sehr vielen Kindern gemeinsam, ich kenn auch eines.

Aber Viviens Vater ist der Romanautor Adam Mansbach, der bisher eher Bücher wie "The End of the Jews" oder "Angry Black White Boy" geschrieben hat. Vor drei Jahren bekam er also Töchterchen Vivien und mit ihr die tägliche Aufgabe, das Kind abends ins Bett zu bringen. So könnte man sich das jedenfalls vorstellen.  Nach vielen Abenden verzweifelten Kampfes beschloss Mansbach, sein Leid wenigstens zu Geld zu machen, schrieb "Go the Fuck to Sleep" und schaffte es damit, in Nullkommanix ins Deutsche übersetzt zu werden.

Kein Kinderbuch

Unter dem Titel "Verdammte Sch ..., schlaf ein!" ist das Buch bei Dumont erschienen. Dumont-Chef Jo Lendle ließ es sich nicht nehmen, Mansbachs Verse selbst ins Deutsche zu übertragen. Seitdem ist die Schlaf-Literatur um einen Titel reicher, der direkt neben "Jedes Kind kann schlafen lernen" stehen sollte. Denn auch wenn die Aufmachung dank der ausdrucksstarken Illustrationen von Ricardo Cortés an ein Kinderbuch denken lässt, ist dieses Buch nichts weniger als das. Das dürfte schon der Titel klar machen. Auch wenn man sich nach schmutzigen Wörtern den Mund nicht mehr mit Seife ausspülen muss, das "Sch ..."-Wort ist doch noch nicht komplett für den Sprachgebrauch freigegeben.

Nein, dieses Buch ist die lebendige Beschreibung all dessen, was sich Kinder einfallen und Eltern gefallen lassen, bevor die süßen Mistracker endlich vor Erschöpfung zusammenbrechen und der selbstbestimmte Teil des Abends beginnen kann. Der Witz bei Mansbach liegt darin, dass seine Vierzeiler auf eine Weise beginnen, die an DDR-Kinderbücher aus den 1950er Jahren erinnern. "Der Wind flüstert sanft durch die Gräser. Die Feldmaus rollt sich ganz klein." Dann allerdings geht es knallhart mit dem 21. Jahrhundert weiter: "Ich sitze hier bald eine Stunde, mein Kind. Verdammte Sch ..., schlaf ein."

In den deutschen Feuilletons war die Reaktion mehr als gespalten, die einen feierten das Buch als extrem witzigen Befreiungsschlag armer geknechteter Eltern, den anderen sind die Gutenachtverse, die in einer Schimpftirade enden, einfach nur überflüssig und lästig. Beides scheint denn doch übertrieben. Erfahrungsgemäß ist diese Nichtschlaf-Phase eine vorübergehende, auch wenn man das im konkreten Moment kaum glauben kann. Und weil das so ist, kann man in dieser Zeit jede Unterstützung gebrauchen, die verhindert, Hand an sich oder das immer noch wache Kind zu legen. Das kann ein freiwilliges Babysitter-Angebot sein oder ein lustiges Buch, denn Humor ist nicht der schlechteste Helfer. Und irgendwann hat Vivien vielleicht auch Kinder, dann hat der Opa gut lachen.

"Verdammte Sch ..., schlaf ein!" im n-tv shop bestellen

Quelle: ntv.de

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