Kino

Charlotte Rampling zeigt Bein Spieglein, Spieglein an der Wand

Anna im Spiegelbild: Da steckt mehr dahinter.

Anna im Spiegelbild: Da steckt mehr dahinter.

(Foto: NFP)

Rotes Kleid und geheimnisvolles Lächeln: Anna ist tiefgründig und da stehen Inspektoren drauf. Bernie ist fasziniert und lässt glatt seinen Mordfall schleifen. Dabei könnte Anna viel zu dessen Aufklärung beitragen. "I, Anna" spielt mit Erinnerungen und Spiegelbildern. Und Charlotte Rampling ist Anna.

Diese Beine. Die fallen auch Inspektor Bernie Reid (Gabriel Byrne) auf. Er hat halt ein Auge für Details. Reid ermittelt gerade in einem Mordfall: George Stone liegt erschlagen in seiner Wohnung. Wer ihn zuletzt gesehen hat, ist nun die Frage. Dass diese Frau, der die betörenden Beine gehören, etwas damit zu tun hat, ahnt Bernie irgendwie. Anna (Charlotte Rampling) ist mysteriös und unnahbar - und Bernie, dem die Trennung von Frau und Kind zu schaffen macht, fühlt sich von ihr angezogen.

Bernie ist übermüdet und desillusioniert - der typische Inspektor eben.

Bernie ist übermüdet und desillusioniert - der typische Inspektor eben.

(Foto: NFP)

Doch fürs Erste ist Anna verschwunden und Bernie braucht eine Weile, ehe er sie aufgespürt hat. Heimlich verfolgt er sie zu einer Speed-Dating-Veranstaltung. Hier nennt sie sich Allegra, die Maske ist Teil des Spiels. Beide kommen sich näher, vielleicht sind sie sowas wie Seelenverwandte, einsam und melancholisch. Anna berichtet von ihrer Tochter Emmy und deren Baby. Ein wenig Glück im sonst so trostlosen Leben.

Annas Wesen schlägt Bernie in ihren Bann. Über die Romanze vernachlässigt er auch die Ermittlungen im Mordfall George Stone. Dabei gibt es bald einen ersten Verdächtigen: Georges Sohn. Doch der hat ein Alibi. Und die Hinweise, dass Anna doch etwas mit der Tat zu tun hat, verdichten sich. Bernie muss sich entscheiden und stößt auf ein noch größeres Rätsel.

Thriller und Film Noir

Beide kommen sich näher.

Beide kommen sich näher.

(Foto: NFP)

"I, Anna" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Elsa Lewin. Die ist Psychologin und das macht schon recht deutlich, in welche Richtung der Film geht. Er ist nicht nur an der Lösung des Kriminalfalls interessiert, sondern will auch das Seelenleben der Charaktere ausleuchten.

Regisseur Barnaby Southcombe, der Sohn von Rampling, inszeniert das als Mischung aus Thriller und Film Noir. Vor allem atmosphärisch erinnert "I, Anna" an Hollywoods schwarze Serie. Viele Szenen spielen nachts, das Licht ist atmosphärisch, die Musik stimmungsvoll. Dem stehen die grauen Tage gegenüber und das kalte, abweisende Hochhaus, in dem George Stone getötet wurde.

Bernie und Anna geistern durch diese Welt. Immer wieder sind sie in mehrfach gebrochenen Spiegelbildern zu sehen, die auf die Vielschichtigkeit ihrer Charaktere verweisen. Denn sie werden getrieben von Erinnerungen. Vor allem Anna hat Flashbacks von der Mordnacht. Langsam setzt sich daraus ein Puzzle zusammen, das das Unglück ihres Lebens offenbart.

Eine atmosphärische Geschichte und zwei herausragende Schauspieler - "I, Anna" hat eigentlich alles, was einen guten Film ausmacht. Der Funke springt trotzdem nicht über. Vielleicht sind es die allzu melancholischen Gesichter von Rampling und Byrne. Vielleicht sind es all die stilistischen Mittel und Wendungen, die irgendwann langweilen. Vielleicht auch liegt es daran, dass man diese Protagonisten schon zu oft gesehen hat: den übermüdeten Inspektor und die mysteriöse Verdächtige, in die er sich verliebt. Nicht zuletzt wurde das Buch schon einmal als "Solo für Klarinette" mit Corinna Harfouch und Götz George verfilmt. Sicher, "I, Anna" hat schöne Momente, allzu viele bleiben aber nicht in Erinnerung. Abgesehen von diesen Beinen.

"I, Anna" startet am 2. Mai in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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