Veteranen legen neue Alben vor Die zwei Seiten des Rock
20.07.2013, 06:51 UhrJohn Fogerty und Todd Rundgren sind US-Rocker höchst unterschiedlicher Art. Fogerty aus Kalifornien lässt seine unsterblichen Songs aus den Zeiten mit der Band Creedence Clearwater Revival wiederauferstehen. Rundgren legt ein komplexes Elektronikalbum vor. Der Rock hat eben zwei Seiten. Wie dieser Sommer.

Rockt unermüdlich im Karohemd: John Fogerty bei einem Auftritt im Jahr 2013 (mit Geddy Lee, rechts).
(Foto: REUTERS)
John Fogerty ist eine Legende und ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen zugleich. Ob als Kopf der legendären Rock & Roll-Band Creedence Clearwater Revival, Solist oder Songschreiber für andere – kaum jemand von Emmylou Harris über Ike & Tina Turner bis Elvis Presley, der sich nicht einmal an einem Stück des 1945 im kalifornischen Berkeley Geborenen versucht hätte. „Wrote A Song For Everyone“ heißt seine neue CD wohl auch deshalb. Er habe für jedermann Lieder geschrieben, zitiert er im Booklet seine damalige Frau, und er habe nicht einmal Zeit, mit ihr zu sprechen, sagt sie.
Die vorliegende Edition ist eine Reise durch das musikalische Universum eines Mannes, der seine Wurzeln im klassischen R & R, in Country Music, Cajun und Blues hat. Der Vater von fünf Kindern singt mit seinen Söhne Tyler und Shane den frühen CCR-Song „Lodi“. Wer sich das Foto der drei anschaut, weiß, dass zwischen ihnen nicht nur musikalische Harmonie herrscht. Des Weiteren sind einige jener Songs dabei, die damals an keinem Ferienlagerfeuer fehlen durften. „Proud Mary“, hier dargeboten mit Jennifer Hudson, Alien Toussaint und der Rebirth Brass Band. Oder „Who'll Stop The Rain“, das der Kalifornier zusammen mit dem Detroit-Rocker Bob Seger darbietet. Wie sich allerdings der Bushfan Kid Rock auf das Oeuvre des Vietnam- und Irakkriegsgegners schmuggeln und mit diesem das wundervolle „Born On The Bayou“ singen konnte, bleibt das Geheimnis des John Cameron Fogerty.
Alles auf der CD klingt - fast – so wie in den Lagerfeuerzeiten. Und doch anders. Sympathisch: Er habe seine erste Gitarre mit elf Jahren in derselben Straße gekauft wie sein erstes kariertes Baumwollhemd, das ihm zum Markenzeichen wurde. CD und Coverfoto zeigen eben jenes, etwas aus der Mode gekommenes, Kleidungsstück. Doch J.F. Kommt nicht aus der Mode. Selbst wenn er Kid Rock die Ehre erweist, wird man seine Lieder wohl in hundert Jahren immer noch am Lagerfeuer intonieren.
Als sei Donna Summer auferstanden
Noch einer aus einer längst vergangenen Zeit, der sich wieder zu Wort und Musik gemeldet hat, heißt Todd Rundgren. Anders als John Fogerty gehört der US-Amerikaner aus Philadelphia zu den Experimentierfreudigen. Mal macht er Rock, wie auf seiner 2008er CD „Arena“. Auf seinem nunmehr schon 24. Album reicht das Spektrum vom Elektro-Funk bei „Serious“ bis hin zur Ballade bei „Sir Reality“. Aber auch da friemelt er an den Synthesizern herum, dass es nur so seine Art hat. Manchmal übertreibt er’s auch mit der Elektronikspielerei. In dem Titel „Smoke“, zum Beispiel. Das hatten wir vor ein paar Jahrzehnten schon, bei Emerson, Lake & Palmer. Nur, dass es da innovativ war. Im Track „Party Liquor“ glaubt man Donna Summer selig wieder zu hören.
Gleichwohl: Perfekt produziert ist „State“ allemal. Hätten ihn sonst Größen wie Grand Funk Railroad, Tom Robinson & Band, Tubes und Patti Smith zum Produzenten erkoren? Wie das Schicksal so spielt, war Rundgrens größter Erfolg als Produzent das unerträgliche, aber kommerziell überaus erfolgreiche, „Bat Out Of Hell“ von Fettklops Meat Loaf. Als Bonus dieser Edition hat es dann ein Konzert von Master Todd mit dem Metropole Orchestra in Amsterdam, bei dem er sich mit „Fascist Christ“ auch von seiner blasphemischen Seite zeigt. Er hätte die Finger davon lassen sollen. Aber er kann wohl nicht anders. Auf dem Cover zeigt er sich mit irgendetwas, das an eine Schweißerbrille erinnert. Mister Fogerty kultiviert sein Karohemd. Make your choice!
Quelle: ntv.de