Gut für die Seele Dionne Bromfield in Amys Fußstapfen
10.02.2012, 12:42 Uhr
Sweet Sixteen!
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Es ist fast schon beängstigend, wie gut das Kind singt, wie gesund es wirkt und wie sehr ihre Stimme manchmal an die tragische Patentante - Amy Winehouse - erinnert, die ihr vor allem eines mit auf den Weg gegeben hat: Lass' dich nicht verbiegen! Sieht ganz so aus, als würde sie das beherzigen.
Wir treffen das Mädchen in der schicken Bar Tausend in Berlin-Mitte. Von außen weist nichts darauf hin, dass drinnen alles funkelt und strahlt, dass abends die schönsten Mädchen dort tanzen und ein paar coole Jungs am Tresen stehen. Noch ist frische Luft in der Bar, und das ist auch gut so, denn eine Minderjährige hält Hof: Dionne Bromfield, gerade süße 16 geworden und auf dem besten Weg, eine Soul-Sensation zu werden. Am Abend wird sie eine kleine Kostprobe ihres Können in der Prince Charles Bar geben, 200 Leute sind eingeladen und - 200 Leute waren begeistert.
n-tv.de: Hallo Dionne, schön, dich zu treffen! Alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Du bist ja gerade 16 geworden, hast du gefeiert?
Dionne Bromfield: Danke! Ich habe ein bisschen gefeiert. Ich habe gearbeitet in der Schweiz, und da konnte ich nicht so richtig Party machen. Aber ich habe Schokolade und eine riesige Torte bekommen, Blumen auch, also es war schon nett. Ich hab das dann alles mit den Leuten dort gegessen, die auch bei der Show waren, bei der ich aufgetreten bin. Es war eine Show auf Eis, mit Schlittschuhläufern.
Bist du auch eisgelaufen?
Nein (lacht) ich wünschte, ich könnte das! Ich habe nur drei Lieder gesungen.
Du wolltest singen, seit du 10 Jahre alt bist. Woher wusstest du das schon so früh?
Eigentlich wollte ich bis dahin ja immer Ärztin werden, aber ich kann kein Blut sehen, (lacht) und das würde sich wohl schlecht machen als Ärztin, oder? Aber als ich anfing, bewusster Musik zu hören, war ich fasziniert von Stimmen und den vielen unterschiedlichen Arten, wie man singen kann. Und dann habe ich es eben auch probiert. Ich glaube ja, dass jeder einigermaßen singen kann, und eine Tante sagte zu mir: "Hey, Dionne, du kannst wirklich gut singen!" Aber als meine Mutter das hörte, sagte sie bloß: "Naja, geht so."

Sie versetzt erwachsene Menschen, wie zum Beispiel Designerin Vivienne Westwood, in Verzücken.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Deine Mutter hat also nicht an dich geglaubt?
Nicht so wirklich (lacht), jedenfalls nicht von Anfang an! Sie dachte wohl, dass jede Mutter von seinem Kind denkt, dass es alles ganz besonders gut kann (Dionne guckt an den Nachbartisch, da sitzt Mama nämlich, aber sie hört nicht zu und unterhält sich mit einem Mitarbeiter) und wollte mich nicht ermutigen. Aber irgendwann hat sie mich dann doch zu einem Stimmtrainer geschleppt und da wurde ihr dann bestätigt, dass ich wirklich singen kann, yeah!
Ja, und dann nahmen die Dinge ihren Lauf, ich hatte meinen ersten Vertrag mit 12. Mein erstes Album war fertig, als ich 13 wurde, mein zweites mit 15 und hey - jetzt bin ich 16 und mein drittes Album ist da!
Erzähl' mal ein bisschen über dein neues Album "Good for the Soul". Wie bist du beim Texten und Komponieren vorgegangen?
Zuerst hatte großen Respekt davor, fast schon Angst, würde ich sagen.
Deswegen hast du auf deinen ersten beiden Alben auch nur Cover-Songs gesungen, oder?
Ja, das waren richtige Copy-Alben, aber das brauchte ich auch, um zu üben, könnte man sagen. Ich habe mir Songs rausgesucht, die ich wirklich mag, und dann habe ich angefangen, aufzunehmen, da war ich zwischen 12 und 13. Und dann kam das Album quasi von ganz alleine dabei raus. Bei meinem zweiten Album dann wollte ich schon selbst texten, weil ich es einfach zu langweilig fand, andere zu covern.
Dann war das also alles Vorbereitung?
Ja, und dann habe ich Eg White getroffen, der hat auch Adeles erstes Album produziert. (Anm. d. Red.: Eg White steckt hinter sehr vielen Produktionen mit jungen Künstlerinnen - um mit Adele, Duffy, Joss Stone und Lana del Rey nur einige zu nennen). Und er hat mich so richtig nach vorne gebracht und gezeigt, wie man an Songs herangeht. Er ist ein wahres Genie! Er ist verrückt, aber auch clever. Wir waren dann ganz schnell fertig mit den Aufnahmen.
Und woher nimmst du die Ideen für deine Musik?
Es sind die Menschen, die mich inspirieren. Ganz ehrlich, sonst eigentlich nichts. Es geht ja viel um Liebe in meinen Liedern, doch das kann ich ja gar nicht alles erlebt haben (lacht). Deshalb bediene ich mich natürlich auch bei anderen, ich beobachte sie. Und ich vertone dann das, was andere erlebt haben. Wenn zwei sich zum Beispiel streiten, und ich bin aus irgendeinem Grund dabei, dann überlege ich mir immer, was ich jetzt tun würde, und schon habe ich eine Idee für einen neuen Text. Man könnte also sagen, ich tratsche über das Leben der anderen (lacht).
Redest du denn eigentlich noch gerne über deine Patentante Amy Winehouse oder sagst du lieber nichts mehr über sie?
Ach ja, es kann schon ab und zu nerven, immer als "das Patenkind von Amy Winehouse" bezeichnet zu werden, aber auf der anderen Seite spreche ich natürlich gerne über sie, weil sie mich so unterstützt hat. Aber eigentlich darf mich jeder zu ihr befragen, ich kann ja bestimmen, wie weit ich gehe.
Du hast viel von ihr gelernt, du denkst immer noch an sie, klar, aber du wirst deinen Weg auch ohne sie schaffen, oder?
Oh ja, das hoffe ich doch! Selbst als sie noch gelebt hat, haben wir das ja nicht andauernd an die große Glocke gehängt. Sie hat mich immer darin unterstützt, selbstständig zu sein. Ich bin mir aber im Klaren darüber, dass ich Fragen zu ihr gestellt bekommen werde, bis ich 85 bin (lacht).
Es ist so ein bisschen wie bei Leuten, die zum Beispiel in einer Casting-Show gewonnen haben. Die verbindet man dann ewig damit: "Das ist die Gewinnerin von X-Faktor." Und ich bin eben für immer die Patentochter von Amy Winehouse. Aber das ist nicht mein Name.
Heute Abend hast du ja die Gelegenheit, zu zeigen, was in dir steckt, du hast einen Auftritt in Berlin.
Ja, ich freu' mich schon ganz doll darauf! Ich hoffe ganz ehrlich, dass es den Leuten gefallen wird. Das ist, um ehrlich zu sein, mein erster richtiger Gig in Deutschland. Ich war zwar schon ein paar Mal hier, aber da habe ich immer nur ein, zwei Lieder gesungen. und jetzt präsentiere ich Stücke aus meinem neuen Album, das ist total aufregend für mich.
Du machst so einen wahnsinnig erwachsenen, reifen Eindruck. Hattest du eigentlich manchmal das Gefühl, dass du Amy unterstützen musst und nicht umgekehrt?
(lacht), Ja, das kann schon sein, sie hat mich auch immer ihre große Schwester genannt, ich weiß auch nicht warum (kichert). Aber wir hatten einfach immer viel Spaß miteinander, haben gesungen und getanzt, sie hat meine Fingernägel lackiert, sie hat für mich gekocht ... Ja, wir waren wie Schwestern.
Wenn du unterwegs bist, auf Reisen, kommt deine Mama dann mit?
Ja, sie ist immer dabei. Sie passt auch auf, dass ich zwischendurch lerne, ich muss die Schule ja noch fertig machen. Ich habe noch drei Monate vor mir, deswegen habe ich auch all meine Schulbücher dabei. Aber so richtig komme ich nicht zum Lernen.
Die meisten in deinem Alter finden es schon anstrengend genug, nur für die Schule zu lernen, du gibst noch Konzerte und Interviews ...
Ja, ich weiß auch noch nicht, wie ich das schaffen soll. Ich hoffe ehrlich gesagt, meine Freunde helfen mir! (lacht)
Mit Dionne Bromfield sprach Sabine Oelmann
Das Album "Good for the Soul" ist seit dem 3. Februar im Handel
Quelle: ntv.de