Kino

"Metals" erzählt vom Meer - und begeistert Frau Feist macht sich frei

Nach dem ganzen Trubel wollte Feist einfach mal abhängen.

Nach dem ganzen Trubel wollte Feist einfach mal abhängen.

(Foto: Mary Rozzi)

Von Apple muss man erst mal loskommen. Wenn ein Lied als Werbesong zum Hit wird, steht man plötzlich in der großen Öffentlichkeit. Nun legt Feist ihr neues Album vor - und blickt auf den Pazifik in seiner Wildheit, in seiner Stille. Besser als mit dieser rauen Schönheit kann man sich nicht freimachen von der Sache mit dem Apfel.

Ein großes "F" prangt auf dem Cover, gebildet durch einen abgestorbenen Baum. Dazu Felsen und Wasser. Und erst auf den zweiten Blick sieht man sie: Leslie Feist liegt auf einem der Äste. Ausgestreckt, entspannt, barfuß, schaut sie auf die zerklüftete Natur, auf die spiegelnde Fläche des Sees. Und auch der Albumtitel "Metals" scheint sich zu spiegeln - im Namen der Künstlerin.

FEIST3 ©Mary Rozzi.jpg

(Foto: Mary Rozzi)

Das Cover sagt viel darüber, wohin Feist mit ihrem neuen, vierten Album will. Nach all den ruhelosen Jahren, nach dem Hitalbum "The Reminder", den vier Grammy-Nominierungen, nach der ganzen Aufmerksamkeit. Die Kanadierin war plötzlich die Popikone der urbanen Kultur, der Generation iPod mit ihren MP3-Playern, Laptops und sozialen Netzwerken.

Daran war natürlich Apple schuld. Genauer gesagt: der iPod nano. Der Werbespot zu dem Gerät war mit Feists "1234" unterlegt. Spätestens damit wurden Single und Platte zum Hit, die Verkaufszahlen schnellten nach oben. In Deutschland eroberte das Album Platz 11 - kaum zu glauben für eine Künstlerin, die in Punkbands gespielt, mit dem Kollektiv Broken Social Scene Indie-Rock zelebriert hat und solo mit Folk und Singer-/Songwriter-Musik verzaubert. Dann kam eine monatelange Tour und sogar noch ein Auftritt bei der Sesamstraße.

Doch irgendwann war es auch genug, Feist zog sich nach Kanada zurück. "Ich habe die Füße ganz bewusst still gehalten", sagt sie. Und sie sog alles auf, was in ihre Reichweite kam. Dabei hat sich einiges angesammelt, wie das nun erscheinende Album "Metals" beweist. Da sind einerseits schroffe und wilde, intensive Lieder, die die Küste des kalifornischen Big Sur wiederspiegeln, wo die Platte aufgenommen wurde. Da sind andererseits ruhige Folk-Songs, die sehr intim, entblättert daherkommen. Aber es gibt auch wieder jene reichen Pop-Perlen, deren Melodien Schauer über den Rücken laufen lassen.

Blechbläser und Feedback

Über allem thront die großartige Stimme von Feist, die manchmal so kristallklar klingt, dass es schmerzt. Auch textlich zeigen sich nicht nur die Sonnenseiten des Lebens. Es geht um Verletzungen, die man sich gegenseitig zufügt, um Geborgenheit, die sich nicht einstellt. Für Feist geht es um die Gegensätze von Wunschbild und Realität: "Das Rohmaterial ist eine Sache, und was unsere Köpfe dann daraus machen, ist etwas vollkommen anderes." Das entspricht den titelgebenden Metallen, die als Erze still unter der Erde lagern, bevor sie zu Wolkenkratzern werden. "Metals" setzt auf die rauhen Steine statt auf die polierten Fassaden.

"Metals" ist bei Polydor/Universal erschienen.

"Metals" ist bei Polydor/Universal erschienen.

Unterstützt wird Feist dabei kongenial von teils jahrelangen Mitstreitern wie Multiinstrumentalist Gonzales und Mocky. Die sorgen für den Klangteppich, der sich noch vielfältiger präsentiert als auf dem Vorgänger. Es klingt und tröpfelt, es rasselt und scheppert an allen Enden. Blechbläser und Feedback, Glocken und Chöre oder nur die Akustik-Gitarre - diese Musik irgendwo zwischen Rock, Pop und Folk wird nicht langweilig.

Vor allem aber klingt "Metals" sehr natürlich - das hat auch mit dem Entstehungsprozess zu tun, mit der großen Scheune, in der die Musiker zusammen spielten und improvisierten. Aufgenommen wurde die Platte auf einer Ranch auf einer Klippe über dem Pazifischen Ozean. So präsentiert sie einen Blick auf die Weite und Schönheit des Meeres. Das kann mal wild sein, mal ganz sanft. Aber satt-hören kann man sich daran eigentlich nie.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen