Kino

Liberatschi - einfach wundervoll Gordon Gecko fucks Jason Bourne

Ich möchte dein Vater, dein Bruder, dein Geliebter sein. Nur - wie lange?

Ich möchte dein Vater, dein Bruder, dein Geliebter sein. Nur - wie lange?

Michael Douglas hat für die Darstellung des schillerndsten Pianisten aller Zeiten, Liberace, einen Oscar verdient. Den wird er jedoch nicht bekommen, denn der Film lief nicht in den amerikanischen Kinos - zu homoerotisch. Schade, denn Michael Douglas und Matt Damon sind das schönste Paar seit Barbie und Ken.

"Was für ne Geschichte - da fehlt ja bloß noch ein Brand im Kinderheim!" Das sagt Liberace zu seinem neuen, jungen Soon-to-be-Liebhaber Scott Thorson, als dieser ihm seinen Werdegang schildert. Der alternde Entertainer scheint DIE Lösung zu sein, die Lösung für Scotts finanzielle Probleme, vielleicht aber auch die Lösung für die Frage nach der Liebe seines Lebens. Denn Liberace will alles sein für den jungen Mann, der die Unschuld vom Lande verkörpert: Vater, Freund, Bruder, Mutter, Geliebter. Sträubt Scott sich anfangs noch, verfällt er dem Meister zusehends immer mehr. Zuerst mag er von all dem Glitzer und Glimmer der Show-Welt angezogen werden - doch die menschliche Seite des Entertainers ist es vor allem, die Scott berührt.  Und die zeigt er ihm auch: Liberace/ Douglas gurrt und tänzelt, blickt dackeläugig und kriegt den jungen Mann. Kriegt er nicht immer, was er will? In diesen Momenten der Intimität sind auch die beiden Schauspieler, Matt Damon und Michael Douglas, großartig. Das heißt, sie sind noch großartiger als in den anderen Szenen, in denen sie einfach nur großartig sind. 

"Liberace - zu viel des Guten ist wundervoll" ist ein Film von Steven Soderbergh (Erin Brokovich, Ocean's Eleven) und zeigt die beiden Oscar-Preisträger Michael Douglas (Basic Instinct, Wall Street) und Matt Damon (Good Will Hunting, Die Bourne-Identität) in ebenso ungewöhnlichen wie großartigen Rollen. Wir sehen Aufstieg und Fall der intensiven Beziehung zwischen dem US-Entertainer und dem wesentlich jüngeren Scott Thorson und können nicht anders, als mitlachen, weinen, leiden. "Liberace" begeisterte das Publikum bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes, denn dank Damon und Douglas könnte dieser Film nominiert werden für viele Oscars.

Lady Gaga und Madonna sind Waisenmädchen gegen ihn ... Michael Douglas hinter dem Kandelaber.

Lady Gaga und Madonna sind Waisenmädchen gegen ihn ... Michael Douglas hinter dem Kandelaber.

Könnte - denn für die USA war der Film "zu homosexuell" für die Kinos, er wurde "nur" im Fernsehen gezeigt. Das macht insofern wieder nichts, als dass Michael Douglas kürzlich bei den Emmys für seine Darstellung mit dem Preis für den besten Darsteller ausgezeichnet wurde. Bei seiner Dankesrede grüßte er nicht nur seine nicht anwesende Ehefrau Catherine Zeta Jones, von der er vorübergehend getrennt ist, sondern hob besonders seinen Kollegen Matt Damon hervor, mit dem er den Preis gerne teilen würde, wie er sagte. Zu Recht. Denn dessen Wandlung vom Bübchen zum Toyboy zum verzweifelten Homosexuellen, der sich in einem Geflecht von Abhängigkeiten befindet, ist zweifellos mindestens ebenso beeindruckend wie die Leistung von Douglas.

Der Steh-Auf-Mann

Wieder voll da - und sehr dankbar dafür: Michael Douglas.

Wieder voll da - und sehr dankbar dafür: Michael Douglas.

(Foto: AP)

Wir erinnern uns: Michael Douglas in "Die Straßen von San Francisco", Michael Douglas in "Wall Street", in "Eine verhängnisvolle Affäre", in "Basic Instinct", in "Falling Down". Immer hat er etwas Getriebenes, etwas Wahnsinniges, in "Ein perfekter Mord" ist er der schlimmste Ehemann. Man hat auch den Eindruck, dass man vor allem seinen kleinen Hintern ständig vor der Kamera auf und ab hüpfen sieht, andauernd mimt er den Sexbesessenen  - doch nimmt man ihm das wirklich ab? Irgendwann dann kommen Rollen, die besser zu ihm passen, die nicht so "Eighties" sind: "Die Wonderboys" zum Beispiel, oder "Traffic". Sein schauspielerischer Wandel geht einher mit seinem privaten Glück mit Catherine Zeta Jones, doch so ganz einfach wird es für den Sohn von Schauspiellegende Kirk Douglas nie: Sein Sohn Cameron im Gefängnis, seine Frau mit Depressionen, die kleinen Kinder fordern ihn, er will ein besserer Vater sein als früher, und dann kommt der Krebs. Den übersteht  er prächtig, und so langsam wird einem klar, was man mit jemandem wie ihm verlieren könnte.

Schmuck geht immer.

Schmuck geht immer.

Zum Glück erholt er sich, die Dreharbeiten werden wieder eine Art zu Hause für ihn und die Crew eine Familie. Er wirkt rücksichtsvoller und glücklicher denn je. Schade, dass diese Ehepause nun sein muss, aber vielleicht schaffen die beiden ja ein Comeback. Doch zurück zu Liberace: Wer hätte gedacht, dass ein Macho wie Michael Douglas eine "Schwuchtel" wie Liberace, der extrovertierter als Lady Gaga und Madonna zusammen war, darstellen könnte? Wie bitte? Hätte keiner gedacht? Genau! Und doch ist es so! Die Rolle des Entertainers darf getrost als Douglas' beste angesehen werden.

Schlummern da unentdeckte  Sehnsüchte in dem US-Star, der früher eine Frau nach der anderen vernascht haben soll? Oder ist Michael Douglas vielleicht doch einfach der grandiose Schauspieler, für den man ihn schon oftmals gehalten hat? Es sieht ganz so aus. Wie er sich die Rolle des Mannes, der sich sein Leben lang als heterosexuell und auch verlobt ausgegeben hat, einverleibt, ist sensationell. Und dank der fantastischen Synchronstimme für Michael Douglas (Volker Brandt) ist der Film sogar in der Übersetzung ein Genuss. Er trifft den Ton des Mannes, der 1986 an Aids starb, der sein Leben lang einen Faible für sehr junge Männer hatte und der mehr Schönheits-OPs als Cher durchführen ließ. Eine der besten Szenen ist, wie er schläft, nach einer Lidstraffung ...

Der einsamste Glitzerfummel der Welt

Und auch, mit welcher Selbstverständlichkeit er vorschlägt, sein Liebhaber solle operiert werden - in einen "Liberace II". Die Maske dieses Film hat wirklich ganze Arbeit geleistet, denn die Verwandlungen des Michael Douglas in einen doch recht faltigen alten Mann am Morgen mit geschminkten Augen zu einem gestrafften Etwas im Glitzerfummel am Abend sind phänomenal.

Im Original heißt der Film "Behind the Candelabra" - hinter dem Kandelaber, dem Kerzenständer mit den echten Kerzen auf dem Flügel, seinem Markenzeichen - und er zeigt, wie es hinter der Kulisse des Mannes aussah, der wahrscheinlich trotz allen Reichtums zu den einsamsten Menschen der Showwelt gehörte. Scott Thorson soll die Liebe seines Lebens gewesen sein, der - auf dessen Erinnerungen der Film beruht - einmal sagte: "Unsere Beziehung war eher wie zwischen einem Vater und seinem Sohn. Aber wir hatten Sex." Ach ja - wer hätte den nicht gerne gehabt mit Matt Damon, der sich für diese Rolle zu einer Art Ken-Figurine aufgeplustert und verplastikt hat. Beeindruckend, sein Körper, die Enge seiner Unterhose, und sein Blick, der einem unter die Haut geht. Dazu meinte Rob Lowe, der den Schönheits-Doc spielt und selbst sein bester Patient zu sein scheint, in einem Interview nur lakonisch: "Das ist doch ein Traum, oder? Gordon Gecko im Bett mit Jason Bourne, was kann es Schöneres geben?"

Steven Soderbergh nun kann sich jedenfalls beruhigt in seine vor einiger Zeit angekündigte Auszeit begeben - diesen Film zu toppen dürfte nicht so leicht werden.

"Liberace - zu viel des Guten ist wundervoll" ist ab dem 3.10. in den deutschen Kinos zu sehen.

Quelle: ntv.de

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