Düster, eindringlich, fesselnd Guillermo del Toros "Rabia - Stille Wut"
08.07.2011, 09:54 Uhr
Martina Garcia brilliert in der Rolle des Hausmädchens Rosa.
(Foto: Senator)
Es ist wie im Märchen: Der Bauarbeiter Jose Maria und das Hausmädchen Rosa lernen sich zufällig kennen und verlieben sich. Alles scheint perfekt. Doch dann wird Jose Maria zum Mörder.
Auf den ersten Blick scheint alles perfekt: Jose Maria (Gustavo Sanchez Parra) und Rosa (Martina Garcia, "Biutiful") - beide Immigranten aus Südamerika, die den Absprung geschafft haben - sind frisch verliebt. Sie schlendern durch die Stadt, hören Musik, tanzen, genießen jede freie gemeinsame Minute. Viele davon gibt es nicht, denn Jose Maria ist Bauarbeiter, Rosa Hausmädchen bei einer angesehenen Familie. In deren riesigem Herrschaftshaus, in dem ganze Flügel leer stehen, putzt sie, kocht sie und sorgt für Ordnung.

Regisseur Sebastian Cordero zeichnet mit "Rabia - Stille Wut" ein düsteres Psychodrama.
(Foto: Senator)
Rosa liebt ihre Arbeit nicht, - sie wird wie ein Dienstmädchen behandelt, nicht wie ein Mensch - aber sie braucht sie zum Leben. Jose Maria geht es auf dem Bau genauso. Solange die beiden zusammen sind, vergessen sie alle ihre Probleme. "Du bist das Beste, was mir je passieren konnte", sagt Jose Maria, als sie eines Nachts gemeinsam in Gedanken versunken zusammen im Bett liegen. Jose Maria würde für Rosa alles tun, aber in erster Linie will er sie beschützen.
Wenn das Schicksal zuschlägt
Als eines Tages sein Vorarbeiter auf der Baustelle Rosa beleidigt, schlägt Jose Maria zu. Der Vorarbeiter stürzt von einem Gerüst und kommt ums Leben. Von da an ist Jose Maria auf der Flucht, denn keiner wird ihm glauben, dass es nur ein Unfall war. Er wird gesucht und weiß nicht, wo er hin soll. Die Polizei taucht bei Rosa auf, vernimmt sie vor den Augen der Herrschaften. Aber sie weiß nicht, was aus Jose Maria geworden ist.

Rosa im Disput mit dem Sohn ihrer Arbeitgeber: Er hat sie belästigt - wie auch Jose Maria erfahren muss.
(Foto: Senator)
Der ist aber ganz in ihrer Nähe. Er hat sich eines Tages in die Herrschaftsvilla geschlichen und richtet sich - völlig unbemerkt - in einem der leer stehenden Flügel ein. Von dort beobachtet er heimlich Tag für Tag "seine Rosa". Sie kommunizieren über das Haustelefon, ohne großartig miteinander zu reden und ohne dass Rosa erfährt, wo sich ihr Geliebter befindet. Nach und nach erkennt Jose Maria, dass die Herrschaften es nicht gut mit der mittlerweile schwangeren Rosa meinen, vor allem der Sohn der Familie nicht. Jose Maria erfährt, dass er ihr Schlimmes angetan hat. Aber was soll er machen?
Absolut sehenswert
Regisseur Sebastian Cordero ist mit Hilfe des Produzenten Guillermo del Toro mit "Rabia - Stille Wut" ein Psychothriller gelungen, der ohne viele Worte auskommt und vor allem durch seine beklemmende Perspektive wirkt. Die zu Beginn noch farbenfrohen Bilder des glücklichen Paares wandeln sich im Verlauf in düstere, bedrohlich erscheinende Aufnahmen. "Rabia - Stille Wut" lebt dabei vor allem von der schauspielerischen Intensität der Hauptdarsteller. Gustavo Sanchez Parra möchte man - als Jose Maria spätestens ab etwa der Mitte des Films - nicht in einer rabenschwarzen, stürmischen Nacht in einer abgelegenen, dunklen Gasse begegnen. Martina Marcia dagegen weckt als Rosa sofort sämtliche Beschützerinstinkte im männlichen Zuschauer.
"Rabia - Stille Wut" beginnt als Love-Story und endet als Psychodrama, das den Zuschauer fesselt und auch noch nachwirkt. Damit ist der Film - auch wenn er von Regisseur Cordero stammt - ein typischer Del-Toro-Streifen, denn bereits "Pans Labyrinth" war keine leichte Kost. Absolut sehenswert.
Quelle: ntv.de