Vom Sklavengesang zur Weltmusik Guy und Hooker - Neues vom Blues
15.09.2013, 14:24 Uhr
John Lee Hooker hat dem Blues seinen Stempel aufgesetzt.
Entstanden bei der Sklavenarbeit auf den Baumwollfeldern der US-amerikanischen Südstaaten, hat es der Blues zu Weltgeltung gebracht. Ohne diese Musik gäbe es weder Jazz noch Soul oder Rock and Roll. Von zwei der bedeutendsten Interpreten des Genres - Buddy Guy und John Lee Hooker - sind jetzt neue CDs erschienen.
Er liebe den Rock and Roll, singt Buddy Guy auf seinem neuen Album. Aber, alles, was ihn glücklich mache, wäre der Blues. Sein Kollege Willie Dixon, mit dem der 1936 in Lettsworth, Louisiana Geborene nach seiner Übersiedlung nach Chicago, Illinois zusammenarbeitet, ist da nicht so rigoros: Der spielte als Bluesman nämlich Bass beim Spitzen-Rock and Roller Chuck Berry, unter anderem in dessen Klassiker "Sweet Little Sixteen".
Guy macht auf der vorliegenden Edition nach eigener Aussage Rhythm and Blues, jene Variante der afroamerikanischen Schwermutsmusik, die sich textlich und rhythmisch schon mal in fröhlichere respektive schnellere Gefilde wagt. Zusammen mit Musikern wie der Rocksängerin Beth Hart, dem Folksinger Keith Urban, dem Musiker und Schauspieler Gary Clark Jr. und dem mittlerweile leider auch auf Qualitätsprojekten wie diesem scheinbar unvermeidlichen Kid Rock, singt Buddy wie eh und je: rau, schräg, emotional, überzeugend.
Kreischend, wuchtig und gefühlvoll
Die Gitarre ist – bei allem Respekt – das eigentliche Wunder. Buddy Guy zeigt, dass er das Instrument so kreativ und perfekt beherrscht wie sein großes Vorbild B. B. King: kreischend, wuchtig und hin und wieder auch einmal gefühlvoll. Das meisterhafte Gitarrenspiel hat er aber nicht von Mr. King, sondern von einem anderen abgeguckt, der – wieder mit allem Respekt – nie die Virtuosität seines Fernstudenten erreichte und trotzdem wohl bekannter ist: John Lee Hooker.
Von dem 1917 in Clarksdale, Mississippi zur Welt Gekommenen sind jetzt die Alben "That's My Story" und House Of The Blues "auf einer CD erschienen. Erstmals veröffentlicht wurden sie 1959 beziehungsweise 1960. Die Platten gelten als Meilensteine auf dem Weg zum Weltruhm des Mannes, der – neben Howlin' Wolf und Muddy Waters - in der ersten Hälfte der sechziger Jahre zum "spiritus rector" von Animals, Rolling Stones und Yardbirds werden sollte und später mit Gitarrengöttern wie Eric Clapton und Carlos Santana musizierte.
Wie Buddy Guy stammt John Lee Hooker aus dem Süden der Vereinigten Staaten. Musikalisch sozialisiert aber wurde er in Detroit, der einstigen Motor Town, im Bundesstaat Michigan gelegen. Von Anfang war Hooker bemüht, den heimatlichen Delta-Blues mit dem Boogie Woogie zu verbinden. Auch dem aufkommenden Rock and Roll stand er aufgeschlossener gegenüber als später Guy. So ist der Opener der LP "That's My Story", der vom Gründer des legendären Detroiter Labels Tamla Motown verfasste Rocker "Money", aus dem John Lee einen Folkblues macht.
Wer hat's erfunden?
Schon 1950 hatte John Lee Hooker eine Single mit dem Titel "Rock and Roll" veröffentlicht. Soviel zum Thema "Bill Haley hat den Rock and Roll erfunden und Elvis hat ihn populär gemacht". "Money" gehörte dann Anfang der sechziger Jahre zu jenen Tracks, welche Beatles, Rolling Stones und Searchers nachspielten. Dabei orientierten sich die Briten aber eher an der vom damaligen Tamla-Star Berry Gordy gesungenen Version.
Auf der vorliegenden Version findet sich der – vielleicht – einzige Song eines der großen Bluesmen, in dem der Interpret ein eindeutiges Bekenntnis zu einer Partei ablegt. In "Democrat Man" sagt Hooker, dass er bis zu seinem Tode eben dies bleiben werde.
Bedenkt man das Alter der Originalbänder, aus denen die digitalen Aufnahmen entstanden, so ist das "remastering" erstaunlich gut gelungen. Einzige Ausnahme: "It's My Own Fault" vom Album "House Of The Blues". Das rumpelt und pumpelt, als wären's lauter Wackerstein'. Fazit trotzdem: Die Reedition der Hooker-LPs und Buddy Guys Neueste sind ein überzeugender Beweis für die Schönheit einer Musik, die, entstanden aus Sklavenarbeit, zu Weltgeltung gebracht hat. Ein Aufschrei gegen das Unrecht, ein Bekenntnis zu Liebe. Darauf einen Whisky, einen Bourbon und ein Bier, wie John Lee Hooker später einmal singen sollte.
Quelle: ntv.de