Kino

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit Ian McKellen - ein Kämpfer

X-Men: Days of Future Past

X-Men: Days of Future Past

(Foto: AP)

Weise, witzig, voller Widerstand: Sir Ian McKellen hat was zu sagen, auch außerhalb der Filme. Beim Interview in London spricht er über seine Rolle als Magneto, verrät, wovor er sich gruselt und kämpft weiter für die Rechte Homosexueller.

Ian McKellen schlüpft bei "X Men - Zukunft ist Vergangenheit" wieder in die Rolle des Mutanten Erik Lehnsherr alias Magneto. Dieses Mal muss sich sein Antiheld mit seinem Gegner Professor X, gespielt von Patrick Stewart, zusammentun, denn Killer-Roboter wollen die Mutanten vernichten. Um dies zu verhindern, schicken Professor X und Magneto Wolverine in die Vergangenheit, um ihre jüngeren Ichs zu warnen, damit diese den Aufstieg der Killer-Roboter in ihrer Zeit verhindern.

Zum Zeitpunkt des Interviews hat noch niemand den Film ganz gesehen - auch Ian McKellen nicht, aber es gibt im edlen Londoner Hotel Claridge's auch so viel zu erzählen, sei es nun über die Zusammenarbeit mit seinem "jüngeren Ich", Michael Fassbender oder die immer noch stattfindende Diskriminierung von Homosexuellen - einer Tatsache, gegen die sich der offen homosexuell lebende Brite voller Leidenschaft engagiert.

n-tv.de: Warum ist das Publikum so fasziniert von Superhelden?

Die alten Hasen und die jungen Hüpfer: Patrick Stewart, James McAvoy, Ian McKellen und Michael Fassbender (v.l.)

Die alten Hasen und die jungen Hüpfer: Patrick Stewart, James McAvoy, Ian McKellen und Michael Fassbender (v.l.)

(Foto: REUTERS)

Ian McKellen: Es ist eine Fantasiewelt und für den Zuschauer nicht gefährlich. Man fürchtet sich zwar, aber es ist ja nicht real. Warum sich die Leute allerdings Horrorfilme anschauen, ist mir schleierhaft. Ich kann mir so etwas im Kino nicht anschauen, höchstens im Fernsehen. Und selbst da ist mir das manchmal zu gruselig, dann schalte ich den Ton ab. Ich muss mir dann immer sagen: "Es ist doch nur ein Film." Superhelden dienen dem Zuschauer als Flucht aus der Wirklichkeit. Bei Helden wie Superman können sich die Leute erträumen, dass sie es sind. Sie können sich Abenteuer als Clark Kent vorstellen, der zu Superman mutiert. Bei X-Men ist es aber anders.

Inwiefern?

Nun, sie mögen zwar Superhelden-Fähigkeiten haben, aber die Figuren sind menschlich. Sie möchten einfach so sein können, wie sie sind. Man hat mir bei Marvel gesagt, dass ihnen X-Men ganz besonders am Herzen liegen würde, denn so viele junge Leute können sich damit identifizieren, ob sie nun eine schwarze Hautfarbe haben, jüdisch oder homosexuell sind. Denn sie werden auch so behandelt, als ob sie Mutanten wären und ihr Anderssein wird nicht geschätzt. Die Gesellschaft will dich kontrollieren und dich in eine Ecke drängen.

Bei "X-Men - Zukunft ist Vergangenheit" kann Wolverine in die Vergangenheit zurückkehren. Wenn Sie in die Vergangenheit zurückkehren könnten, was würden Sie ändern oder wen würden Sie befreien?

Die Frage stellt sich eigentlich nicht, da es nicht geht. Aber persönlich wäre ich gerne in einer Zeit aufgewachsen, wo es nicht illegal gewesen wäre, dass Männer sich lieben. Es ist grausam, so etwas zu verbieten. Als ob man nicht essen darf. Und dies gibt es noch heute. Es gibt Länder, wo Homosexualität illegal ist und Menschen für ihre Liebe bestraft werden. Das passiert weiterhin. Ich bedauere nicht, dass ich mich geoutet habe und mich für die Rechte von Homosexuellen einsetze. Ich möchte, dass sich die Gesellschaft zum Guten verändert und wenn ich dafür etwas tun kann, dann mache ich das auch.

Wie mit Rollen in Filmen wie "X-Men"?

Ja, Filme wie "X-Men" gehören auch dazu. Als Bryan Singer ("X-Men"-Regisseur) mich damals fragte, ob ich Magneto spielen wollte, dachte er, dass ich nichts für Fantasy-Filme übrig hätte und so sagte er mir: "Sieh es als etwas an, dass Teil der Debatte über die Rechte von Homosexuellen ist, einer Sache, für die du dich einsetzt." Das hat mich überzeugt.

Geht es bei den "X-Men"-Filmen auch darum, dass man sich wehrt? Dass man es auf die Wirklichkeit überträgt und um eine gerechte Gesellschaft kämpft  - wie zum Beispiel in Russland, wo Homosexuelle diskriminiert werden?

Ja, absolut. Ob die Leute denken, dass es genauso relevant für sie ist wie Schlagzeilen und Nachrichten, das weiß ich nicht. Oder ob es sich einfach nur im Unterbewusstsein festsetzt und man ein Gespür für die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft bekommt - das vermag ich nicht zu sagen. Aber auch wenn die Geschichte im Reich der Fantasie spielt - dass man in die Vergangenheit zurückkehrt, um die Zukunft zu verändern - die Zuschauer können sich trotzdem damit identifizieren.

Inwiefern hat sich für Sie die Rolle des Magneto in diesem Film verändert?

Bei der Premiere in London liefen sie sich endlich über den Weg.

Bei der Premiere in London liefen sie sich endlich über den Weg.

(Foto: imago/i Images)

Nun, es ist eine kleinere Rolle (lacht). Er ist älter. Er hat seine Fähigkeiten zurück. Aber die Mutanten stehen kurz davor, von den Sentinels, den Killer-Robotern, ausgerottet zu werden. Sie sind die Einzigen, die den Mutanten gefährlich werden können. Deshalb sieht er ein, dass er mit seinem alten Freund Professor X zusammenarbeiten muss und nicht gegen ihn. Und sie waren ja in der Vergangenheit alte Freunde. Außerdem: Wer kann schon Patrick Stewart widerstehen? (grinst)

Wie sehen Sie Ihren Magneto? Als Magneto oder als Erik Lehnsherr?

Im Inneren ist man Erik, nach außen Magneto. Es ist so eine faszinierende Idee, dass er Metalle manipulieren kann, aber keine Beziehungen. Denn er ist ein Mensch. Superman ist ein übermenschlich. Diese Typen sind es nicht. Sie sind menschlich. Was bringt es denn, Metall zu biegen, wenn man eine Beziehung haben möchte? Wenn man die Straße entlanggehen möchte, ohne angepöbelt zu werden? Es ist eine Bürde, ein Mutant zu sein. Und das ist die Bürde, die Erik in sich trägt. Es hat mich immer berührt, dass der junge Erik merkt, dass er anders ist, als er im Konzentrationslager von seinen Eltern getrennt wird. Dieser Schmerz führt dazu, dass er das Tor verbiegen kann. Das ist wichtig. Die "X-Men"-Filme erzählen großartige Geschichten und wühlen auf.

Als Sie hörten, dass Sie wieder Magneto spielen würden, sollen Sie gesagt haben, dass Patrick Stewart und Sie es den jungen Hüpfern James McAvoy und Michael Fassbender zeigen wollten. Haben Sie es?

Ach, das hab' ich so nie gesagt (lächelt). Das hat sich sowieso erledigt, denn jetzt sind wir im selben Film. Patrick trifft hier als Professor X auf sein jüngeres Ich - ich glaube, so viel darf man verraten. Aber mir war das mit Michael Fassbender nicht vergönnt. Ich habe ihn bei der Comic Con (Entertainment-Messe in San Diego) gesehen, das war's. Was also das Zusammenarbeiten mit ihm vor der Kamera betrifft - da warte ich noch drauf.

Mit Ian McKellen sprach Anja Kleinelanghorst

"X-Men" läuft ab 22. Mai in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen