Kino

Gräuel des Krieges "Lebanon" im Kino

Yoav Donat als Shmulik (l.) und Oshri Cohen als Hertzel in dem Drama "Lebanon" von Samuel Maoz.

Yoav Donat als Shmulik (l.) und Oshri Cohen als Hertzel in dem Drama "Lebanon" von Samuel Maoz.

(Foto: dapd)

Ein klaustrophobischer Alptraum - anders lässt sich das Leben, das uns Samuel Moz da zeigt, nicht beschreiben. Mit dem Film verarbeit der israelische Filmemacher seine eigenen Erfahrungen aus dem Libanonkrieg 1982.

Die Gräuel eines Krieges zeigen - das ist eine Aufgabe von Kriegsfilmen. Regisseure haben dafür viele verschiedene Wege gefunden, einige zeigen den brutalen Horror, andere fokussieren auf das stille Leid der Beteiligten. Der israelische Filmemacher Samuel Maoz konzentriert sich mit "Lebanon" dagegen auf das, was im Inneren eines Panzers geschieht - mit dem beklemmenden Drama konnte er so nach Jahrzehnten nicht nur sein eigenes Trauma aus dem ersten Libanonkrieg 1982 verarbeiten. Sein Spielfilmdebüt wurde beim Filmfestival Venedig auch mit dem Goldenen Löwen für den besten Film geehrt.

Es ist ein klaustrophobischer Alptraum, ein Kriegskammerspiel von nahezu unerträglicher Intensität: Mit drei jungen Kameraden muss der Soldat Shmulik (Yoav Donat) am ersten Tag des Libanon-Feldzuges 1982 in einen Panzer steigen. Ob der rollende Bunker sie mehr schützt oder aber Gefahren auf sich zieht, das weiß dieses völlig unerfahrene und unglückliche Quartett nicht. Sie wagen sich hinter die feindlichen Linien, kommen aber von ihrer Route ab und fürchten palästinensische Angriffe.

Der Krieg im Panzer, mit dem brutalen Drumherum praktisch nur durch den Sucher des Zielfernrohrs wahrnehmbar - das ist der sehr geschickte Zug, mit dem der Regisseur seinen ganz anderen Kriegsfilm perfekt macht. "Es dauerte zwei Jahrzehnte, ehe ich die Stärke hatte, das Drehbuch zu schreiben", erklärte Maoz im Jahr 2006 vor Beginn der Dreharbeiten. "Denn als ich 20 Jahre zuvor im Krieg im Libanon war, änderte das mein Leben, ich tötete Menschen, während ich dort war." Er habe jedem zeigen wollen, "wie der Krieg wirklich ist, so ungeschminkt und aufrichtig wie möglich".

Das Leben durch einen Ausschnitt

Erst 20 Jahre jung, das sind wie einst der Regisseur auch die vier total verängstigten Soldaten, die der Film in ihrem Panzer leiden lässt, während sie in einem kleinen Sucherausschnitt das Leiden und das Sterben draußen sehen. Etwa, wenn die Hisbollah-Kämpfer brutal gegen eine Familie vorgehen, die sie in ihre Gewalt gebracht haben. Der Panzer bleibt nahe einer zerstörten Stadt liegen, die Führung lässt die Besatzung im Stich. Gesten der Menschlichkeit bietet ihnen der Blick nach draußen nur einmal, als ein Soldat einem Gefangenen beim Wasserlassen hilft.

Die höllische Angst der völlig überforderten "Krieger" durchzieht den Film, der Maoz als erstem israelischen Filmemacher den begehrten Goldenen Löwen von Venedig bescherte. Diese Angst und Spannung übertragen sich auch auf den Zuschauer, genauso wie die Enge, der Schmutz und der Dreck im Panzer - "Lebanon" ist nichts für zarte Nerven und doch einer der eindringlichsten Filme des Jahres.

Quelle: ntv.de, Hanns Jochen Kaffsack/ dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen