"Theatre Works" Legendäre Einspielungen von Bernstein
20.11.2010, 10:10 UhrVon "West Side Story" über "Candide" bis "On the Town": die Kompositionen von Leonard Bernstein sind leidenschaftlich und zeichnen sich durch eine große Formenvielfalt aus. Die Deutsche Grammophon bringt mit "Theatre Works" jetzt erstmals die großen Bühnenkompositionen auf sieben CDs auf den Markt. Das Ergebnis: Sieben Mal große Musik.
Das US-amerikanische Musical steht irgendwo zwischen europäischer Operette und europäischer Oper und ist zu einer eigenständigen Kunstform geworden. Sein Meister heißt Leonard Bernstein. Der am 25. August 1918 in Lawrence im US-Bundesstaat Massachusetts Geborene und am 14. Oktober 1990 in New York City Verstorbene steht wie kaum ein Anderer für dieses eigenwillige Musikkonstrukt der Neuen Welt. Zu erwähnen, dass der Mann ein begnadeter Dirigent war, wäre banal. Wer – zum Beispiel - Bernsteins Einspielungen von Gershwins "Rhapsody In Blue" ("Rhapsody In Blue" im n-tv Shop bestellen) gehört hat, dürfte eigentlich keine Fragen mehr stellen.
Nun liegen in einer – für die Verhältnisse durchaus preiswerten – Ausgabe die vom Meister höchstselbst geleiteten Aufnahmen einiger seiner bedeutendsten Kompositionen vor. Da wäre zunächst die "West Side Story", bei der axiomatische Stimmen wie Kiri Te Kanawa, José Carreras und Tatiana Troyanos brillieren. Die Geschichte zweier rivalisierender Gangs von Jugendlichen, die mit einer Love Story durchwoben ist, spiegelt Konflikte wider, mit denen "god’s own land" bis auf den Tag konfrontiert ist.
Graue Bernsteine im Schuber
Das Werk "Candide" floppte zunächst. Vielleicht war es dem Publikum auf der anderen Seite des Atlantiks zu sehr der philosophisch geratenen Vorlage Voltaires nachempfunden. Möglicherweis’ war auch die Handlung vom simpel konzipierten Namensgeber des Oeuvre und der westfälische Ort der Handlung samt dem "in flagranti" mit Candides geliebter Cunégonde zu weit entfernt von der US-Realität. Wie auch immer: Entstanden ist ein wundervolles Stück Musik.
Die "White House Cantata" lief am Broadway nur unverständliche sieben Mal. Lag es daran, dass der Komponist ukrainisch-jüdischer Abstammung die "affaire" von Präsident Thomas Jefferson, des dritten der USA, mit einer schwarzen Angestellten thematisierte? Barack Obama sollte sich für eine Neuaufführung des Werks am Originalschauplatz einsetzen.
"A Quiet Place" gilt als Oper. Sei’s drum. Bernstein musste das Musical, das in einem namenlosen Suburb spielt, umarbeiten, um es – vor allem für die gnadenlosen Kritiker - akzeptabel zu machen. Schließlich wurde daraus eine Geschichte von einem ewig streitenden und dann doch im Happy End aufgehenden Ehepaar, das sich im Kino den Film "Trouble In Haiti" ansieht, auf dessen Story "A Quiet Place" basiert. Fazit: Sieben mal große Musik. Bernsteine. Gewissermaßen. Nur, dass die Cover der vorliegenden Edition so grau sind.
Quelle: ntv.de