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Re-Release "Bona Drag" Morrissey legt nach

20 Jahre nach dem Erstrelease legt der Ex-Sänger der stilbildenden und erfolgreichen Achtzigerjahre-Indie-Band The Smiths "Bona Drag" nochmals neu auf. Das aufgemozzte Album enthält zur großen Freude seiner Fans neben 14 Original-Tracks auch insgesamt sechs bisher unveröffentlichte Bonus-Tracks aus den Jahren 1985 bis 1995.

Das neue Cover sieht aus, wie das alte ursprünglich aussehen sollte: Morrissey trägt Schwarz - und nicht Rot.

Das neue Cover sieht aus, wie das alte ursprünglich aussehen sollte: Morrissey trägt Schwarz - und nicht Rot.

Es gibt nur wenige Künstler, die der Mitgliedschaft in einer stilprägenden Kultband eine gleichwertige Solokarriere folgen lassen können. Fans der Smiths mögen es zwar nicht gern hören, aber Sänger und Texter Steven Patrick Morrissey konnte nach dem Ausstieg seines Komponisten Johnny Marr dessen Qualitäten würdig ersetzen. Dass die Alben fortan schlicht unter seinem Nachnamen auf den Markt kamen, trug nicht unwesentlich zur Ikonisierung des extrovertierten Tollenträgers bei.

Sein erstes Soloalbum "Viva Hate" gehört zu den besten Debütplatten überhaupt, die folgende Singlezusammenstellung "Bona Drag" konnte den Standard durchaus halten. "Bona Drag" ist keine "Best of", sondern eine Compilation von A- und B-Seiten, die Morrissey in den Jahren 1988 bis 90 veröffentlichte. Angesichts der Tatsache, dass ein ernstzunehmendes Musikmagazin wie der NME Morrissey noch vor Beatles und Elvis zum einflussreichsten Musiker des Jahrhunderts kürte, wäre an dieser Stelle eine Exegese jedes einzelnen auf "Bona Drag" vertretenen Songs rahmensprengend. Für den Liebhaber dürfte daher die Anreicherung der Jubiläumsausgabe mit Bonus-Tracks deutlich interessanter sein. Der zynische Dreiminüter "Happy lovers at last united" etwa – bisher legal nicht zu bekommen – erzählt vom Gefühl, zwei Freunde zu verlieren, nachdem diese ein Pärchen wurden – und es ihnen zu allem Überfluss auch noch zu gönnen. Herrlich. Solche Titel hätten es seinerzeit verdient, als Single zu erscheinen.

Alles in der Hand des Meisters

Der Meister selbst hat nun das Remastering überwacht, die neuen Songs eigenhändig ausgewählt und auch die Covergestaltung an sich gerissen. Ganz, ganz wichtig: Morrissey trägt jetzt auf dem Frontfoto ein schwarzes Hemd – so, wie er es einst wollte. 1990 hatte die Plattenfirma das Oberteil rot einfärben lassen, damit die Hülle etwas freundlicher aussieht. Genützt hat es nichts, denn eines sind Lieder von Morrissey ganz sicher nie: Freundlich. Was nicht heißen soll, dass der Mensch Morrissey ein fieser Zeitgenosse wäre. Sagt jedenfalls Billy Bragg, der mit "Mozza" des Öfteren einen trinken geht. Dem Mann sollte man glauben. Frei nach Cato meine ich im Übrigen, dass auch Braggs Werk wie das seines Kumpels endlich in aufwändigen Luxuseditionen erscheinen muss.

Quelle: ntv.de

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