Kino

"Broken Circle" trifft direkt in die Magengrube Tattoos, Bluegrass, Krebs und Liebe

Im Auf und Ab der Gefühle: Elise (Veerle Baetens) und Didier (Johan Heldenbergh).

Im Auf und Ab der Gefühle: Elise (Veerle Baetens) und Didier (Johan Heldenbergh).

(Foto: Menuet Films / Pandora Film Verleih, 2012)

Eine emotionale Achterbahnfahrt ist die Beziehung von Elise und Didier. Zwischen Tattoo-Studio und Bluegrass-Band, zwischen großer Liebe und der Krebserkrankung der Tochter streifen beide die elementarsten Themen des Lebens. "Broken Circle" bringt das mit starken Bildern und wundervoller Musik auf die Kinoleinwand - ein Film, den man so schnell nicht vergisst.

Wenn man sich zu Beginn der Berlinale eine Karte für den Sieger des Panorama-Publikumspreises kauft, weiß man nicht, was einen erwartet. Sicher: Es wird schon ein guter Film sein - vom erfahrenen Filmfestival-Publikum, das den Preisträger wählt, kann man schließlich guten Geschmack erwarten. Aber eine kleine Unsicherheit bleibt doch.

Zwei ungewöhnliche Charaktere finden zueinander.

Zwei ungewöhnliche Charaktere finden zueinander.

(Foto: Menuet Films / Pandora Film Verleih, 2012)

Dass man dann, nachdem man den Film gesehen hat, mit Tränen in den Augen im Kino sitzt, dass die Bilder dieses Streifens sich so tief ins Gedächtnis einprägen - das schafft allerdings selten ein Film, Preisträger hin oder her. "Broken Circle" des belgischen Regisseurs Felix van Groeningen ("Die Beschissenheit der Dinge") ist höchst emotionales Kino, das den Zuschauer hin und her wirft, ihn nicht loslässt zwischen mitreißender Bluegrass-Musik und tieftraurigen Momenten.

Chemotherapie und Stammzellenbehandlung

Es geht um Elise (Veerle Baetens) und Didier (Johan Heldenbergh). Beide leben ihr Leben, abseits der breiten Masse. Er wohnt auf einem alten Bauernhof und spielt Banjo in einer Bluegrass-Band. Sie arbeitet in einem Tattoo-Studio und sticht sich die Namen ihrer Liebhaber in die Haut - wenn es aus ist, werden die Namen mit einem weiteren Tattoo verdeckt.

Trotz anfänglicher Zweifel liebt Didier seine Tochter (Nell Cattrysse) über alles.

Trotz anfänglicher Zweifel liebt Didier seine Tochter (Nell Cattrysse) über alles.

(Foto: Menuet Films / Pandora Film Verleih, 2012)

Ein erstes Treffen, ein Lächeln. Dann besucht sie eines seiner Konzerte - und ist begeistert von der Hoffnung, die in der Bluegrass-Musik mitschwingt. Sie verbringen die Nacht zusammen, bald sind sie ein festes Paar. Elise steigt sogar als Sängerin in die Band ein. Als sie ungewollt schwanger wird, zögern beide: Wollen sie das Kind wirklich?

Sie entscheiden sich für das Baby, für Maybelle (Nell Cattrysse). Mit ihr ist das Glück der jungen Familie perfekt. Doch dann erkrankt das Mädchen an Krebs. Die Krankheit zehrt an den Nerven der Eltern. Sie müssen stark sein, nicht für sich, sondern für ihre Tochter, die eine Chemotherapie und eine Stammzellenbehandlung durchstehen muss. Elise und Didier drohen daran zu zerbrechen. Vor allem, nachdem die Behandlungen scheitern.

Musik bedeutet Leben - und spielt im Film eine Hauptrolle.

Musik bedeutet Leben - und spielt im Film eine Hauptrolle.

(Foto: Menuet Films / Pandora Film Verleih, 2012)

Die emotionale Wucht, die diese Geschichte entfaltet, trifft die Zuschauer voll in die Magengrube. Das liegt nicht nur daran, dass man einem Kind beim Sterben zusehen muss oder dass die sympathischen Hauptfiguren, die man schnell ins Herz schließt, am Leben zu scheitern drohen. Es liegt auch an der Erzählweise. Die Handlung wird in Sprüngen, in Rückblenden und Erinnerungen erzählt. So ergibt sich keine chronologische Erzählung, sondern ein permanentes Auf und Ab der Gefühle, zwischen erstem Kennenlernen und Extremsituationen.

"If I needed you"

Begleitet, ja eigentlich kommentiert wird dies durch die Bluegrass-Musik, die allgegenwärtig ist. Sie läuft nicht nur im Hintergrund. Immer wieder werden auch Auftritte der Bluegrass-Band gezeigt. Diese ursprüngliche Musik, die von Leben und Tod, Liebe und Leid, Gott und der Welt handelt, passt perfekt zu der emotionalen Stimmung des Films. Wenn Elise und Didier zu zweit "If I needed you" von Townes Van Zandt singen, dieses Lied über die Sehnsucht nach Nähe, ist die Spannung auf der Leinwand zum Greifen nahe. In Belgien, wo der auf Niederländisch gedrehte Film ein großer Erfolg war, schoss folgerichtig auch der Soundtrack an die Spitze der Charts.

Die Musik ist es auch, die dem Film trotz der traurigen Handlung eine optimistische Note hinzufügt. Bei aller Tragik, bei allen Emotionen bildet sie einen beruhigenden, aber auch hoffnungsvoll stimmenden Kontrapunkt. Sie ist neben den intensiv spielenden Mimen der dritte Hauptdarsteller.

"Broken Circle" ist intensives Kino, das die elementarsten Themen der menschlichen Existenz streift. Nicht bildgewaltig, sondern leise wird von Liebe und Leben erzählt, von Freud und Leid, untermalt mit wundervoller Musik. Am Ende gehören eben auch Tränen dazu. Und ein Filmerlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird.

"Broken Circle" startet am 25. April in den deutschen Kinos. Den Soundtrack (erschienen bei Universal) als CD oder MP3-Download bei Amazon bestellen.

Quelle: ntv.de

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