La Dolce Vita Mit Götz Alsmann in Rom
20.09.2017, 13:03 Uhr
Dieses beschwingte Gefühl ...
(Foto: Fabio Lovino/Blue Note Germany)
Götz Alsmann, bekannt aus Film und Funk, genauer gesagt aus dem schwer vermissten TV-Format "Zimmer frei!", das er mit seiner kongenialen Partnerin Christine Westermann 20 Jahre (694 Folgen) lang moderiert hat, Mastermind des deutschen Jazz-Schlagers und seit 1971 Träger einer der bekanntesten Haartollen der Republik inklusive großer Abneigung gegen Fragen zur Frisur, legt mit "In Rom" den 3. Teil seiner musikalischen Städte-Trilogie vor. Die konzeptionelle Herangehensweise blieb die gleiche. Alsmann und seine Band quartierten sich im April 2017 vor Ort für volle 10 Tage in einem adäquaten Studio ein, um mit heimischen Tontechnikern eine spezifische Sound-Atmosphäre zu kreieren. Die Mühe hat sich gelohnt: Alle Blue-Note-Alben von Götz Alsmann erreichten mindestens Goldstatus. Beste Voraussetzungen also für "In Rom". Leider nicht in Rom, sondern in Berlin spricht Götz Alsmann mit n-tv.de über "Azzurro", "Volare" und La Dolce Vita im allgemeinen.
n-tv.de: Rom - schöne Stadt, ich habe dort meinen Heiratsantrag bekommen. Und Sie so?
Götz Alsmann: Ich habe dort gearbeitet (lacht). Und - hält es?
Die Ehe? Ja, sie hält und hält, ewige Stadt eben. Sind Sie schon immer Italien-affin gewesen? Urlaub an der Adria? Sonnenbrand auf dem Rücken? Bomboloni am Strand?
Nein, ich reise gar nicht gerne. Finden Sie das jetzt langweilig?
Nun ...
Ich bin so viel unterwegs, dass meine Familie auch mal froh ist, wenn sie mich zu Hause sieht. Und Urlaub hat ganz viel von Statusdenken bekommen ...
"Wir waren erst auf Safari und dann in New York und jetzt auf Sylt", so in der Art?
Genau, Gruppenzwang. Wer mit seinen Kindern nicht mindestens im Tourbus durch Amerika fährt, hat doch verloren. Dabei ist es auf Norderney auch sehr schön.
Sprechen Sie Italienisch?
Es reicht, um nicht zu verhungern und verdursten. Ansonsten leider nicht.
Das Album ist eine Erinnerung an bessere Zeiten im Sinne von "alte Zeiten, gute Zeiten"?
Schon, das ist einfach meine Art von Musik. Aber das heißt natürlich nicht, dass früher alles besser war. Es ist die Musik, die in Italien immer noch gesungen wird. Von alten Leuten, aber auch von jungen Leuten wird sie immer neu interpretiert. Ich weiß nicht, wie viele Variationen es allein von "Azzurro" geben mag. Den Reiz für mein Publikum macht sicher aus, dass es viele dieser Lieder auch schon lange auf Deutsch gibt und Songs wie "Mambo Italiano" oder "Volare" uns so unglaublich vertraut sind. Obwohl wir uns jetzt noch einmal extra bemüht haben, einige Texte neu ins Deutsche zu übersetzen.
Wie sind Sie bei der Auswahl der Songs aus den 50ern und 60ern vorgegangen? Das Repertoire ist doch riesig!
So, wie ich am liebsten vorgehe: Nach Lust und Laune. So, dass sie dem Zuhörer Spaß machen. Aber es gibt auch Lieder, die noch nie übersetzt wurden, da habe ich mir dann auch die Mühe gemacht, nah am Original zu texten, wie bei "Che Bambola" zum Beispiel.
Wie war es, in Italien aufzunehmen?
Es klingt alles authentischer, man hat jedenfalls das Gefühl. Man ist selbst beschwingter. Und vor allem in dem Studio, in dem wir waren, herrscht Magie. Das ist ja auch ein entscheidender Teil dieses Trilogie-Projektes, dass wir in den jeweiligen Ländern auch in wirklich musikhistorisch bedeutsame Studios gingen.
In Rom war es das renommierte, vom berühmten Filmmusikkomponisten Ennio Morricone mitgegründete "Forum Music Village" mitten im Herzen der Metropole.
Ja, ein Studio unter eine Kathedrale. Da wurde schon Filmmusik aufgenommen mit ganzen Orchestern. Unten also die Musik in diesem riesigen Gewölbe, oben die Heilige Messe.
Die Trilogie der Reise an die Ursprünge der Unterhaltungsmusik - zuvor waren sie in Paris und am Broadway - ist nun abgeschlossen: Ist das wirklich das Ende? Warum nur an diesen drei Orten? Was ist mit London, Berlin?
London, schöne Stadt, aber für meine Art von Musik nicht der richtige Ort. Berlin, da denk' ich nochmal drüber nach. Die Idee dieser Trilogie ist ja, in Städte zu reisen, die der Unterhaltungsmusik viel geschenkt haben. Paris war eine logische Wahl, der Broadway in New York natürlich auch, und ich fand, dass Rom da nicht fehlen durfte. Ich habe mich auf jeden Fall voll darauf eingelassen, habe fast ein halbes Jahr nichts anderes gehört als italienische Lieder.
Was halten Sie denn von zeitgenössischer italienischer Musik, zum Beispiel von Eros Ramazotti, Jovanotti, Gianna Nannini, Mario Biondi ...
Ich kenn' die leider gar nicht so gut, ich höre das nicht. Das ist keine Kritik und hat nichts mit gefallen oder nicht gefallen zu tun, aber es ist einfach nicht meine Musik.
Tanzen Sie?
(lächelt) Wenn es sein muss ...
Sie sind mit den Songs ja schon live aufgetreten - wie geht das Publikum da mit?
Es macht kaum einen Unterschied, ob wir in Rostock oder Rom auftreten, die Menschen lieben diese Musik, deswegen kommen sie, egal wo.
Vermissen Sie eigentlich Ihre alte Show "Zimmer frei" und die Kolleginnen?
Ja.
Arbeiten Sie an etwas Neuem?
(lächelt) Immer ...
Warum werden die Formate, die gut laufen und anspruchsvoll und innovativ sind, eigentlich beendet?
Wenn ich das wüsste, wäre ich wohl Programmdirektor. Aber im Ernst: Es gibt für alles eine Zeit und wir hatten eine fantastische Zeit. Und in nächster Zeit wird es eben etwas anderes geben (lächelt).
Mit Götz Alsmann sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de