"Ich bin kein typischer Rockstar" Slash wandelt weiter auf Solopfaden
14.09.2014, 20:16 Uhr
Ist sich treu geblieben: Slash.
Eine Sonnenbrille, ein schwarzer Zylinder und darunter schwarze Locken – diese Beschreibung passt nur auf einen: Saul Hudson, besser bekannt als Slash. Im Interview mit n-tv.de spricht Slash über Ruhm, seine Söhne und den Tod.
Als Gitarrist der Rock-Band Guns N’Roses wurde er in den Achtzigern berühmt, später spielte er bei Velvet Revolver. Inzwischen ist der 49-Jährige als Solokünstler unterwegs. Mit Erfolg: sein letztes Album erreichte Platz fünf der deutschen Charts. Nun veröffentlicht er sein drittes Solowerk "World On Fire", das er erneut mit Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy und seiner Band The Conspirators aufnahm.
Slash, inzwischen haben Sie Ihren eigenen Stern auf dem "Walk Of Fame" in Hollywood. Wenn Sie morgens aufwachen, fühlen Sie sich dann eigentlich wie die Gitarrenlegende, als die Sie gerne bezeichnet werden?
Slash: Nein, absolut nicht. Ich bin nicht der typische Rockstar! Ich fühle mich immer unwohl, wenn die Leute Gitarrenlegende zu mir sagen. Meinen Stern auf dem Walk Of Fame habe ich nach der Eröffnung übrigens nicht wieder gesehen. Ich war ein paar Mal in der Nähe, aber ich habe nie angehalten. Stellen Sie sich mal vor, man würde mich dabei erwischen, wie ich auf meinem eigenen Stern stehe! (Lacht)
Was bedeuten Ihnen Ruhm und Auszeichnungen?
Natürlich bin ich dankbar und freue mich, dass das, was ich mache, irgendjemandem etwas bedeutet. Aber ich schmücke mein Haus nicht mit meinen Goldenen Schallplatten und Awards. Meine Frau hätte sie gerne im Haus, aber ich weigere mich, sie im Flur oder im Wohnzimmer aufzuhängen. Als Kompromiss zieren sie die Wände zum Keller. Für mich hat das alles keine substanzielle Bedeutung für das, was ich tue. Das Wichtigste für mich ist, Songs zu schreiben und sie zu performen.
Ihr neues Album "World On Fire" entstand wie schon der Vorgänger mit dem Sänger Myles Kennedy und Ihrer Band The Conspirators. Was macht diese Zusammenarbeit so fruchtbar?
Die Persönlichkeiten, die Musikalität, die Einflüsse – bei uns stimmt einfach alles. Schon als wir das erste Mal zusammen geprobt haben, spürte ich diese Magie. So spät in meiner Karriere auf diese Jungs zu treffen, war wirklich ein Segen. Es erinnert mich an die Zeit, als ich mit der Musik angefangen habe. Wir haben diese lockere Herangehensweise, ohne den ganzen Mist, den ich mit anderen Bands schon erlebt habe und der alles vergiftet hat.
Während die Arrangements von Ihnen stammen, steuert Myles Kennedy die Texte bei. Geben Sie ihm Themen vor oder lassen Sie ihn einfach machen?
Ich vertraue Myles da voll und ganz, er ist ein toller Texter. Wir sprechen nur sehr wenig über die Texte. Natürlich kriege ich eine Idee davon, was ihn bewegt. In "The Dissident" zum Beispiel bringt er seine Unzufriedenheit mit der politischen Situation in Amerika zum Ausdruck.
Wie sieht es mit Ihrer Zufriedenheit aus?
Ich rede nicht gerne öffentlich über meine politische Meinung, ich mag das einfach nicht. Indem ich meine Einstellung gegenüber aktuellen Ereignissen teile, beeinflusse ich auch andere. Aber ich will meine Rolle als öffentliche Person nicht nutzen, um als Sprachrohr für etwas zu dienen. Ich habe ganz klar meine Gedanken und Gefühle und privat teile ich die sicherlich auch, aber nicht öffentlich.
Es sei denn, es geht um einen guten Zweck wie zum Beispiel die Organisation Little Kids Rock, für die Sie sich engagieren. Worum geht es bei Little Kids Rock?
Sie bieten kostenlosen Musikunterricht und kostenlose Instrumente in Schulen an, die damit nicht ausreichend versorgt sind. Das heißt es geht darum, kleine Kids aus armen Gegenden dazu zu ermutigen, Heavy Metal und Rock zu machen. Ich finde das ist eine großartige Sache. Ich bin in eine Menge Wohltätigkeitsorganisationen für Kinder involviert.
Sie sind selbst Vater von einem zwölfjährigen und einem zehnjährigen Sohn. Sind Sie ein guter Vater?
Ich bin ganz okay, denke ich. Ein Vorbildvater bin ich sicherlich nicht, vor allem wenn es um Sport, Hausarbeit oder Handwerkliches geht. Ich bin nicht gut darin, Dinge zu bauen - ich bin halt Musiker. Aber ich liebe meine Kinder natürlich über alles.
Zeigen die beiden denn schon musikalische Anwandlungen?
Nicht wirklich. Sie sind schon musikalisch, vor allem mein Jüngster. Er spielt sehr gut Klavier, aber er ist nicht davon besessen. Und indem man ihm Unterricht gibt, würde er sich glaube ich noch mehr distanzieren. Vielleicht sind sie aber auch noch zu jung. Ich selbst habe ja auch erst mit 15 angefangen, Gitarre zu spielen.
Mittlerweile sind Sie seit 30 Jahren im Musikgeschäft. Was macht nach all den Jahren den Reiz am Rock’n’Roll aus?
Das ist eine gute Frage. Rock’n’Roll war für mich immer etwas Aufregendes. Ich liebe die Energie, das Offensive, die Aggression. Für mich ist es ein tolles Ventil, da ich normalerweise eine sehr ruhige und eher passive Person bin. All der emotionale Müll, denn ich loswerden muss, kommt also durch die Musik raus. Ich könnte mir nicht vorstellen, keine Musik zu machen.
Nächstes Jahr werden Sie 50. Schon mal drüber nachgedacht, wie lange Sie das noch machen wollen?
Nicht wirklich. Ich finde, die Leute machen sich zu viele Gedanken um das Altwerden. In den letzten Jahren scheint der Stress immer größer geworden zu sein, jung zu bleiben. Mir erscheint das doch sehr zwanghaft. Der Bruder meines Vaters zum Beispiel ist jetzt 67 und jedes Mal, wenn ich ihn treffe, geht es um das Alter. Für mich ist das kein Thema. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich stolz auf die Tatsache, dass ich überhaupt noch hier bin! (Lacht)
Einige Male sind Sie dem Tod in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen, mal war es eine Überdosis, 2001 dann eine Operation am Herzen. Hat das Leben für Sie seitdem eine andere Bedeutung?
Wissen Sie, die Sache ist die: Am meisten habe ich mich damals geärgert, dass ich für den Krankenhausaufenthalt eine Tour absagen musste! Statt mir über meine eigene Sterblichkeit Gedanken zu machen, war meine größte Sorge, wann ich diese Termine nachhole. Aber es stimmt schon, ich achte heute besser auf mich auf, damit ich den Rest meines Lebens nicht grundlos versaue. Ich genieße die Zeit, die ich habe, bewusster. Früher gehörte ich zu den Typen, die nicht daran glaubte, es bis zum 21. Lebensjahr zu schaffen. Als ich 18 war, war ich ein richtiger Draufgänger.
Mittlerweile haben Sie sogar das Rauchen an den Nagel gehängt.
Ja, meine Mutter ist an Lungenkrebs gestorben. Die kompletten zehn Jahre, die sie im Krankenhaus war, habe ich geraucht. Wenn ich sie besucht habe, ging ich alle zehn Minuten zum Rauchen raus. Danach bekam ich eine Lungenentzündung, lag ein paar Wochen im Bett und konnte nicht rauchen. Also dachte ich, das wäre der perfekte Zeitpunkt um ganz aufzuhören. Außerdem hatte ich so viel geraucht, dass ich es gar nicht mehr mochte. Angewohnheiten, die man so mechanisch ausführt, dass man sie nicht mal mehr genießt, sollte man unbedingt ablegen!
Mit Slash sprach Nadine Lischick
Quelle: ntv.de