Pietro Lombardi im positiven Stress "Muss keinem etwas beweisen"
18.05.2011, 12:40 Uhr
Ausnahmsweise mal eine andere Kopfbedeckung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der neue Superstar muss erstmal ein paar Autogramme schreiben: Für Uschi zum Beispiel. "Wie schreibt man Uschi?" - "So wie man's spricht", kommt aus einer Ecke des Raumes, und: "Noch eins für Jasmin!" - "Mit Jott oder mit Ypsilon?", fragt Pietro nun, daraufhin folgt Schweigen im Walde. "Dann schreib' ich es mit Jott", entscheidet er und ist auch schon bereit für das nächste Interview. Fast wirkt es so, als würde er seit seinem Sieg bei "Deutschland sucht den Superstar" nichts anderes mehr machen - aber keine Spur von Ermüdung bei ihm. Freundlich und manchmal selbst noch ein bisschen erstaunt antwortet er auf alle Fragen. Seine Einstellung und seine unbekümmerte Art, gepaart mit hoffentlich guten Songs, könnten aus ihm einen der erfolgreichsten Superstars machen, die dem Format DSDS je entsprungen sind.
n-tv.de: Wie kommst du denn mit deinem neuen Leben so zurecht?
Pietro Lombardi: Es ist viel Stress, aber dieser Stress macht Spaß, deswegen komme ich sehr, sehr gut zurecht! Das ist alles positiver Stress.
Wie fühlst du dich in deiner neuen Rolle?
Nee, das ist gar keine neue Rolle, ich bin ja immer noch der Gleiche, der ich immer war. Ich war ja vorher nicht James Bond und jetzt bin ich Hulk Hogan, sondern ich war Pietro und jetzt bin ich immer noch Pietro.
Ja, aber vorher warst du der Pietro, der von vielen für einen Clown gehalten wurde und Swarovski-Glitzersteine geklebt hat, und jetzt bist du Pietro, der Superstar.
Ja, das stimmt, das stimmt (lacht).
Jetzt steht man dir doch ganz anders gegenüber, oder?
(zögerlich) Ja, schon, ein bisschen. Aber für mich bin ich eben immer noch der gleiche Mensch, weißt du?!
Und hat deine Umgebung dir schonmal ein Feedback gegeben? Viele hoffen ja, dass du so natürlich bleibst, wie du die ganze Zeit rübergekommen bist.
Ich glaube, die Fans wissen, dass ich so bleibe, wie ich bin. Und meine Freunde und meine Familie, die wissen das erst recht. Wichtig ist mir, egal ob ich als Clown gesehen werde oder nicht, dass ich meine Musik machen kann. Und das mach‘ ich auch.
Das Album ist ja schon fertig, kannst du etwas darüber verraten?
Ich könnte schon was dazu sagen, aber es soll eine Überraschung werden. Ihr müsst euch noch bis zum 27. Mai gedulden. (grinst) Nur so viel: Es wird 'ne gute Mischung.
Eine Mischung woraus?
Eine Mischung aus allem!
Sarah ist auch dabei?
Ja, die ist auch dabei, und der geht es sehr gut, die hat auch richtig viel zu tun.
Wie kriegt ihr beide denn jetzt euer Leben und eure junge Liebe so hin?
Wir telefonieren viel, und immer wenn der Terminkalender es erlaubt, dann sehen wir uns natürlich. Wir geben uns gegenseitig Kraft. Wir wussten ja auch, was uns erwartet, wenn einer von uns gewinnt.
Was macht sie als Zweite denn eigentlich so? Wie sieht ihr Tag jetzt aus? Weißt du das überhaupt?
Na klar! Sie hat auf jeden Fall auch richtig viel zu tun, Zweite geworden zu sein ist auch schon was! Sie hat genau so zu arbeiten wie ich.
Wie war der Videodreh?
Es war sehr sehr geil. Viel Action. Der Dreh hat elf Stunden gedauert, und das ist zwar anstrengend, aber das hat so Spaß gemacht, weil so viele neue Sachen auf einen zukommen. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich muss kurz mal weg.
Pietro Lombardi wackelt schon die ganze Zeit auf seinem Stuhl hin und her und verschwindet dann mal kurz in Richtung WC. Das Leben eines Superstars ist kein Zuckerschlecken, denn auf seinem Terminplaner sind nicht einmal fünf Minuten Pause eingeplant zwischen den Interviews. Er führt Gespräche im Auto, am Flughafen, beantwortet Fragen per Mail und ist dabei immer frisch und fröhlich. Sichtlich erleichtert kommt der sympathische Superstar wieder zurück.
Pietro, du hattest eine Vier in Musik, was grundsätzlich ja passieren kann, aber was rätst du denn jungen Leuten, die auch nicht so doll sind in der Schule?
Also, die jungen Leute sollen nicht den gleichen Fehler machen wie ich, ich meine in Bezug auf die Schule. Ich habe nie an meine Zukunft gedacht, ich hab immer gedacht, das wird schon gehen irgendwie. Ich hab' nach der achten Klasse aufgehört mit der Schule, bin dann arbeiten gegangen. Mit 15.
Und hast dann was genau gearbeitet?
Na ja, ich habe alle Jobs gemacht, die man mir so angeboten hat, ich wollte auch immer eine Ausbildung machen, aber selbst wenn die mich dann gut fanden während eines Praktikums oder so - spätestens nach einem Blick auf mein Zeugnis war das Thema Ausbildungsplatz durch. Ich rate echt jedem dringend, die Schule fertig zu machen.
Aber du hast auch mal gesagt, dass eins deiner schönsten Kindheitserlebnisse der Tag deiner Einschulung war.
Ja, aber ich habe die Weitsicht nicht gehabt, dass es total sinnvoll für später ist, richtig zu lernen. Deswegen will ich auch unbedingt, wenn ich wieder mal ein bisschen mehr Zeit habe, meinen Hauptschulabschluss nachholen. Das ist voll wichtig!
Was hättest du nach DSDS gemacht, wenn du nicht gewonnen hättest oder schon früher rausgeflogen wärst?
Ich hätte auf alle Fälle versucht, weiter Musik zu machen. Das ist mein Leben.
Wann sehen wir dich ohne Mütze?
(lacht) Nie! Außer, wenn ihr mich beim Schlafen sehen wollt. Das ist mein Markenzeichen: der Pietro mit der Mütze. Ich kann sowieso nur so sein, wie ich bin. Entweder mögen das die Leute oder sie mögen es nicht. Ich muss jedenfalls niemandem etwas beweisen! Ich bleib' so, wie ich bin!
Hast du Bammel vor einem Auftritt wie am 1. Juni bei The Dome? Und wenn: Eher mehr vor den kreischenden Fans oder den großen Kollegen, die vor und nach dir auf der Bühne stehen werden?
Nee, gar nicht, ich freu' mich da drauf! Der Dome, versteht du, das ist nicht irgend so ein Zelt, das ist die größte Veranstaltung ever!
Und die anderen Stars, die da sind, die schüchtern dich auch nicht ein?
Nö, ich bin eigentlich nie aufgeregt. Außer, wenn Bruno Mars da wäre.
Bei dem wärst du aufgeregt?
Ja, der ist mein absolutes Idol. Da hätte ich dann schon Respekt. Aber ich gebe sowieso immer 100 Prozent. Und da ist es ganz egal, wer sonst noch anwesend ist. Oder Mariah Carey, mit der würde ich gerne mal zusammen auftreten.
Wie stellst du dir dein Leben in 1, 5, 10 Jahren vor?
Da mache ich auf alle Fälle Musik, egal ob in 1, 5, oder 10 Jahren. Aber wahrscheinlich lebe ich da dann nicht mehr in Karlsruhe (lacht). Da habe ich diesen Ruf weg, und ich möchte gerne beweisen, dass ich mehr auf dem Kasten habe. Deswegen werde ich in einer anderen Stadt einen Neuanfang machen.
Was sagst du dazu, dass du von Anfang an Favorit warst? Hast du das gespürt?
Nee, gar nicht, ich habe immer gedacht, ich bin eher hinten. Ich war sieben Mal Erster, und sonst Zweiter, das war schon krass, da habe ich nicht mit gerechnet. Selbst an dem Tag, als ich meinen Text vergessen habe, war ich auf dem ersten Platz. Und dabei habe ich mich so dermaßen darüber geärgert. Ich dachte eigentlich, dass ich rausfliege. Ich hab mich nie als Favoriten gesehen, umso krasser ist jetzt dieser Sieg für mich.
Lange Zeit galt ja auch Ardian als Favorit, habt ihr Kontakt?
Ja, der macht auch seine Musik. Jeder konzentriert sich jetzt erstmal auf sich selbst, und dann sehen wir weiter. Wir bleiben auf jeden Fall in Verbindung.
Was sagst du zum Eurovision Song Contest, wie findest du Lena?
Ich habe nur mitgekriegt, dass Aserbaidschan gewonnen hat und Italien wurde Zweiter, yeah! Lena fand ich letztes Jahr richtig gut, aber es ist halt schwer, das zwei Mal hintereinander zu reißen.
Würdest du beim ESC für Deutschland antreten wollen? Oder eher für Italien?
Es kommt, wie es kommt, wenn man mich fragt. Vielleicht mal in zwei, drei Jahren.
Wie frei bist du bei der Auswahl deiner Songs gewesen?
Dieter und das ganze Team wissen, dass ich nichts nachsingen möchte, ich will überall meinen eigenen Style haben, dafür möchte ich erkannt werden. Und das mach ich auch: Dieter gibt mir ein Lied und sagt dann: "Sing', wie du denkst!" Das mache ich, und dann feilen wir an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen dran herum.
So, jetzt muss der Noch-Karlsruher aber dringend weiter Autogramme schreiben: Für Lisa, 5, ist er der "süüüüüßeste Junge auf der ganzen Welt". Und eine andere Lisa möchte wissen, ob er sich auch in einen Fan verlieben könnte. Ach Pietro, die Lisas dieser Welt stehen eben auf dich.
PS: Auf eine Tour des jungen Superstars müssen die Fans noch ein bisschen warten, aber geplant wird natürlich schon.
Mit Pietro Lombardi sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de