Goodbye Megan, hello Rosie! Total Porno: Transformers 3
29.06.2011, 10:44 Uhr
Die never ending story der Roboter geht weiter: Transformers 3.
(Foto: Courtesy of Paramo / Paramount Pictures)
Die Schlacht der "Transformers" geht in die nächste Runde - in 3D. Megan Fox musste wegen eines dummen Hitler-Vergleichs ihren Platz an Rosie Huntington-Whiteley abtreten. Sonst ist alles wie gehabt. Fast. An technischer Fulminanz toppt "Transformers 3" so gut wie alles Dagewesene.
Es gibt genügend Gründe, über die "Transformers"-Reihe einfach nur den Kopf zu schütteln. Ja, es gibt sogar genügend Gründe, sie zu hassen. Ihre Handlung um den Krieg zwischen guten Autobot- und bösen Decepticon-Robotern, die zwischen einem Dasein als intergalaktische Kampfmaschinen auf der einen und ziemlich irdischen Kraftfahrzeugen auf der anderen Seite wandeln, ist Schwachsinn hoch 3. Dass die Vorlage dafür von einer Spielzeugreihe stammt, die schon lange vor der Verfilmung reihenweise Kinderzimmer verseucht hat, macht es kaum besser. Die Filme strotzen nur so vor gezieltem "Product Placement" - im neuesten Teil dürfen sich etwa der Autobauer Mercedes, das Logistik-Unternehmen FedEx und der Whisky-Hersteller Bushmills für freundliche Werbeeinblendungen bedanken, um wirklich nur einige wenige zu nennen. Die größte Reklame jedoch macht "Transformers" vermutlich für die US-Army. Militärporno hat das mal jemand genannt - unverhohlener und martialischer wird in kaum einem anderen Hollywood-Machwerk die angebliche Heldenhaftigkeit der US-Streitkräfte zelebriert. Kein Wunder, haben diese die Filme doch direkt mitfinanziert.
Regisseur Michael Bay, der für sämtliche "Transformers"-Streifen verantwortlich zeichnet, ist Spezialist für solche Aufgaben. In "Armageddon" machte er uns schon einmal klar, dass nur die US-Amerikaner die Welt vor dem Untergang bewahren können. Und ganz im Dienste US-amerikanischer Allmachtsfantasien scheute er bei "Pearl Harbour" sogar vor handfester Geschichtsklitterung nicht zurück. Dass er ordentlich mitverdient, wenn die lieben Kleinen ihr Taschengeld für die sündhaft teuren "Transformers" im Taschenformat verschleudern, passt irgendwie wie die Faust aufs Auge - angeblich ist Bay mit acht Prozent an sämtlichen Merchandising-Einnahmen der Filmreihe beteiligt. Wer würde da nicht mal über den Verkauf seiner Seele nachdenken?
Megan Fox in der Hitler-Falle
Beim mittlerweile dritten Aufguss des Roboter-Hirnficks, der im englischen Original den Untertitel "Dark Of The Moon" trägt, hierzulande am 29. Juni 2011 indes schlicht als "Transformers 3" in die Kinos kommt, scheint nun auch noch der letzte Grund für den Kinobesuch abhanden gekommen zu sein: Megan Fox. Glaubt man ihr selbst, dann warf sie hin, weil sie es leid war, im Stile eines Pin-Ups auf der Bomber-Spitze das technoide Schlachtgetümmel aufzuhübschen. Glaubt man indes Michael Bay, dann flog sie raus, weil sie noch lernen muss, dass Nazi-Vergleiche eigentlich immer nach hinten losgehen. "Er will am Set wie Hitler sein und ist es auch", hatte sich die 25-Jährige in einem Interview über den Regisseur mokiert. Kein Wunder, dass das nicht allzu gut kommt, zumal, wenn man mit Produzent Steven Spielberg und Hauptdarsteller Shia LaBeouf zwei jüdische Schwergewichte im Team hat. "Steven sagte: Feuere sie sofort", schildert Bay aus seiner Sicht die Hintergründe der Trennung von der Schauspielerin, die nicht wenige zu den heißesten Frauen auf dem Planeten zählen.
So weit, so schlecht. Den Eindruck eines vernichtenden Urteils über "Transformers" an sich und den dritten Teil im Besonderen hinterlassend, könnte man an dieser Stelle aufhören. Zumindest, wenn man noch kurz ein paar Worte zur Handlung hinterherschiebt. Die ist in "Transformers 3" natürlich genauso nachrangig wie in den beiden Vorgängern. Ausgangspunkt ist diesmal der Mond.
Eine neue Legende
Notorische Verschwörungstheoretiker zweifeln bekanntlich schon lange daran, dass die NASA jemals wirklich auf dem Erdtrabanten gelandet ist und versuchen, die Mondmission akribisch als Hollywood-Inszenierung zu entlarven. Schon lustig, dass ausgerechnet jenes Hollywood nun seinerseits eine Verschwörungslegende strickt. So erzählt "Transformers 3", dass die Astronauten der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969 unbemerkt von der Öffentlichkeit das Wrack eines Raumschiffs auf dem Trabanten fanden. Klar, dass die NASA dieses Geheimnis, solange es ging, unter Verschluss hielt. Doch rund 40 Jahre nach seiner Entdeckung wird das Raumschiff zum Auslöser einer neuen Schlacht zwischen Autobots und Decepticons, die selbstredend auf der Erde ausgetragen wird, einige mehr oder weniger überraschende Wendungen nimmt und ihren zerstörerischen Showdown in Chicago findet ...

Laut Megan Fox am Set "wie Hitler": Regisseur Michael Bay.
(Foto: Jaimie Trueblood / Paramount Pictures)
Kein Geringerer als der "echte" zweite Mann auf dem Mond, Buzz Aldrin, hat zur Untermauerung dieser Geschichte einen Kurzauftritt in dem Film. Daneben obliegt es natürlich abermals Shia LaBoeuf als Sam Witwicky, die Welt zu retten. Und wenn man mal von Megan Fox alias Mikaela Banes absieht, sind auch nahezu alle anderen alten Bekannten aus den ersten beiden Teilen mit von der Partie - seien sie computergeneriert wie Optimus Prime und Bumblebee oder "real" wie Major Lennox (gespielt von Josh Duhamel), Sergeant Epps (Tyrese Gibson) und Sams Eltern Ron (Kevin Dunn) und Judy Witwicky (Julie White).
Einen Moment noch!
Ja, man könnte an dieser Stelle aufhören. Aber, Moment! Das würde weder der "Transformers"-Reihe im Allgemeinen noch Teil 3 im Speziellen gerecht. Zunächst einmal wären da noch die Darsteller zu nennen, die erstmals in die Kampfarena der Roboter steigen, allen voran natürlich Rosie Huntington-Whiteley als Sams neue Freundin Carly Spencer. Wir wollen uns mal nicht auf die schauspielerischen Qualitäten des englischen Models versteifen, sondern räuspern uns nur kurz und sagen: Also, werte Herren, eine würdigere Nachfolgerin für Megan Fox hätten die Produzenten kaum finden können. Spätestens, wenn Frau Huntington-Whiteley in ihren High Heels durch den Roboter-Matsch im zertrümmerten Chicago stöckelt, werden sich viele fragen: Megan wer?

Neuling und alter Hase: John Malkovich (l.) und Shia LaBoeuf.
(Foto: Mark Fellman / Paramount Pictures)
Dann wären da mit Frances McDormand und John Malkovich zudem noch zwei weitere Neuzugänge, bei denen es sich allemal lohnt, auf die schauspielerischen Qualitäten zu achten. Für ihre Rolle der Polizistin Marge Gunderson in "Fargo" bekam McDormand 1996 völlig zu Recht den Oscar. Und auch die Rolle der Geheimdienstchefin in "Transformers 3" spielt sie gewohnt überzeugend. Malkovich indes mimt als latent wahnsinniger Firmenboss vermutlich, wie so oft, in erster Linie sich selbst. Aber auch das, wie man es von ihm kennt, derart brillant, dass allein sein Auftritt den Streifen mächtig aufwertet.
Trümmer aus der Traumfabrik
Und damit nicht genug: "Transformers 3" ist witzig. Manchmal sogar so witzig, dass man richtig loslachen muss. Dann etwa, wenn ein US-Trupp in Richtung Russen, die als Raumfahrt-Widersacher in dem Streifen auch nicht fehlen dürfen, zieht, an der Pforte klopft und "Doswidanja" sagt. "Das heißt Auf Wiedersehen", stellt der Russe trocken fest und schließt wieder das Sichtfenster in seiner Tür. Dem ganzen militärischen Bohei und Patriotismus-Gedöns zum Trotz haben die "Transformers"-Filme auch Mut zur Selbstironie. Das war bereits bei den Teilen eins und zwei so. Und das unterscheidet sie wohltuend von manch anderen, in Sachen Pathos ähnlich gelagerten Streifen und ihren Machern, etwa der Marke "Independence Day" und Roland Emmerich.
Schließlich aber, und das ist das Allerwichtigste, ist "Transformers 3" eine wirklich beeindruckende Demonstration dessen, was technisch heute in der Traumfabrik so alles möglich ist. Dabei stellt der erste in 3D gedrehte Streifen der Reihe nicht nur seine Vorgänger locker in den Schatten. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass bislang kein Film die Leinwand in einer ähnlichen Weise zerlegt hätte wie dieser. Geschlagene 157 Minuten dauert Michael Bays jüngster Streich und weist dabei einige durchaus nervige Längen auf. Aber spätestens das, was der Kinobesucher beim Endkampf in Chicago zu sehen bekommt, sucht bis dato seinesgleichen.
Die Lehre aus 9/11
Am Ende der fulminanten Roboter-Schlacht liegt die drittgrößte Stadt der USA in Schutt und Asche. Dass sie als Schauplatz gewählt wurde, dürfte alles andere als ein Zufall sein. Mit der "Geografie" und "Anordnung der Gebäude" begründet Michael Bay die Wahl. Und John Malkovich erklärt in seiner unnachahmlichen Art, in Chicago seien Dreharbeiten leichter als etwa in New York, wo die Einwohner Filmemachern tendenziell den Tod wünschen würden. Der wahre Grund jedoch dürfte ein anderer sein: Erstmals seit dem 11. September 2001 traut sich mit Bay wieder ein Regisseur, an die Anschläge erinnernde Szenarien auf die Leinwand zu bannen. Hochhäuser knicken um wie Bäume, Menschen stürzen von Wolkenkratzern, die Decepticons durchpflügen die Gebäude wie Butter. Auf den Effekt solch bildstarker Gewaltorgien, das ist nun klar, will Hollywood auf Dauer nicht verzichten. Wenn schon nicht in Washington oder New York, dann - zumindest vorerst - wenigstens in Chicago.
Der Erfolg heiligt die Mittel. Und in Sachen Erfolg macht "Transformers" so leicht keiner etwas vor. Bereits die ersten beiden Teile zählen zu den größten Kassenschlagern aller Zeiten. Shia LaBoeuf und Michael Bay haben durchblicken lassen, dass sie keine so rechte Lust haben, auch noch ein viertes Mal die Welt vor bösen Robotern zu retten. Doch dem Hersteller der lustigen, kleinen, bunten Spielzeug-Figuren ist das total schnuppe. Ein vierter Teil werde definitiv kommen, ließ dieser verlauten - egal, ob der bisherige Hauptdarsteller und Regisseur mitmachen wollen oder nicht. Es gibt genügend Gründe, die "Transformers"-Reihe zu hassen.
Quelle: ntv.de