Kino

Wenn die Natur ihre Zähne zeigt "Prey - Vom Jäger zur Beute"

Aus den Jägern werden schon bald Gejagte.

Aus den Jägern werden schon bald Gejagte.

Während Deutschland über Genmais diskutiert, nimmt sich das französische Kino des Themas an und produziert einen intelligenten Horrorthriller, der mit jeder Menge Sozial- und Gesellschaftskritik aufwartet - und einer nicht ganz so kleinen tierischen Überraschung, mit noch größeren Zähnen.

Diese Familie ist nicht die, die man im berühmten Bilderbuch findet: Da gibt es den alten Patriarchen Eric (Fred Ulysse, "Vidocq"), ein Mais anbauender Landwirt mit enormem Grundbesitz - verwitwet, bärbeißig und vom Leben gezeichnet. Sein Sohn David (Joseph Malerba, "Leon - Der Profi") schlägt charakterlich voll in seine Richtung: Er ist leicht reizbar und wird dereinst den Hof erben. Der zweite Sohn Nicolas (Francois Levantal, "Gangsters") ist auch nicht gerade das, was man sich unter einem ausgeglichenen, in sich ruhenden Menschen vorstellt. Er leitet den anderen Teil des Familienbetriebs - eine Düngemittelfabrik, die bereits negativ in den Schlagzeilen aufgetaucht ist.

Irgendwie hat es Nicolas aber zu einer Frau und einer bildhübschen Tochter geschafft, die als Chemikerin in seiner Fabrik arbeitet. Claire (Berenice Bejo, "OSS 117") ist schwanger und will deshalb aus dem Familienbetrieb aussteigen, auch ihrem Mann Nathan (Gregoire Colin, "Liebe das Leben") zuliebe. Spannungen sind da programmiert. Erst recht, wenn die gesamte Familie aufeinandertrifft.

Das Grauen kommt in der Nacht

Die familiären Konflikte treten aber recht bald in den Hintergrund: Eric hört eines Nachts Geräusche und ein aufgeregtes Bellen seines Hundes. Er rennt auf das Maisfeld und ruft David. Beide sehen sie dann, was den Hund so aufgeregt hat: Im elektrischen Stacheldrahtzaun, der das Maisfeld vor Tieren aus dem angrenzenden Wald schützen soll, finden sie mehrere tote und zum Teil übel zugerichtete Rehe. Sie sind vor etwas geflohen - und schon bald wissen die beiden Männer auch, wovor.

David findet einen blutverschmierten Zahn, den Hauer eines Keilers. Der muss, so schätzt er, mindestens eine Viertel Tonne wiegen und so gehen die vier Männer auf die Jagd nach dem Monsterkeiler. Dabei machen sie jedoch eine grauenvolle Entdeckung: Nach und nach müssen sie erkennen, dass die Natur sich nicht alles gefallen lässt.

Gänsehautstimmung pur

Die düstere Stimmung zieht sich durch den ganzen Film.

Die düstere Stimmung zieht sich durch den ganzen Film.

"Prey - Vom Jäger zur Beute" ist ein französischer Horrorthriller, wie er im Buche steht: düstere Bilder, bedrohlicher Sound und ein Hauptdarsteller, dessen "Identität" lange im Verborgenen bleibt, will heißen: den Monsterkeiler bekommt man nur in kleinen Dosen zu Gesicht. Das sorgt für Spannung und ein wohliges Kribbeln in der Nackenregion. Dass der "Tierhorror" dabei mit Sozialkritik aufwartet, gibt dem Film noch einen zusätzlichen Kick.

Das behandelte Thema scheint dabei voll aus dem Leben gegriffen: Eine Bauernfamilie, deren landwirtschaftliche Glanzzeiten ebenso lange hinter ihr liegen wie der familiäre Zusammenhalt. Die eigene Düngemittelfabrik kommt da gerade recht: Was liegt näher, als für höhere Ernteerträge und zur Profitmaximierung mal ein bisschen mit der Düngerzusammensetzung zu spielen? Dass dadurch das Grundwasser der gesamten Region verseucht wird, wird skrupellos in Kauf genommen. Ein Kollateralschaden, der zudem dank der zerstrittenen Familie lange im Dunkeln bleibt - wie der Monsterkeiler selbst.

Wildschwein à la francaise

"Prey - Vom Jäger zur Beute" ist auf DVD und Blue-ray bei Senator erschienen.

"Prey - Vom Jäger zur Beute" ist auf DVD und Blue-ray bei Senator erschienen.

"Prey - Vom Jäger zur Beute" von Regisseur Antoine Blossier ist ein Film für Tierhorror-Fans und speziell für diejenigen, die bereits den südkoreanischen Streifen "Keiler" sehenswert fanden und die auch bei "Pakt der Wölfe" gern näher hingeschaut haben. Wie bei dem französischen Überraschungserfolg vom Anfang des Jahrtausends können auch bei "Prey - Vom Jäger zur Beute“ die zugegeben wenigen Schauspieler voll überzeugen.

Diejenigen, die aber Wildschweinbraten mögen und künftig auch noch essen wollen, sollten es sich mindestens zweimal überlegen, ob sie die bei Senator neu erschienene DVD oder Blue-ray kaufen und anschauen sollten. Übrigens: Bei der Wildschwein-Jagd tarnt man sich nicht, man folgt dem Geruch.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen