Frischer royaler Wind Britanniens Monarchie lebt
29.04.2011, 11:42 Uhr
Auf der Überholspur? Queen Elizabeth II.
(Foto: AP)
Wer angesichts vergangener Skandale im Hause Windsor dachte, die Tage der Monarchie in Großbritannien seien womöglich gezählt, liegt ganz und gar falsch. Der Jubel um die Hochzeit von Prinz William und Catherine Middleton zeigt: Das britische Königshaus ist nicht wegzudenken.
"Ach, ist das schön", seufzte eine Royalistin mittleren Alters an der Londoner Mall. Und die Dame mit dem Krönchen auf dem Haupt und dem Union Jack in der rechten Hand sprach Millionen ihrer Landsleute aus der Seele.
Der Jubel um die Hochzeit von Prinz William und Catherine Middleton verdeutlicht einmal mehr: In Großbritannien ist die Monarchie, die seit Jahrhunderten eine konstitutionelle ist, nicht wegzudenken. Die "ewige Königin" Elizabeth II. und ihre nicht immer einfache Familie Windsor, erfahren in diesen Tagen eine große Akzeptanz.
Es wäre zu einfach, dies einzig und allein dem jungen Hoffnungsträger William zuzuschreiben. Die Debatte, dass er seiner Großmutter auf den Thron folgen soll, nimmt der Prinz ja selbst nicht ganz für voll. Sollte sein Vater die Queen überleben, wird er auch König Charles III.
Aber so weit ist es noch nicht. Die 85 Jahre alte Regentin zeigt keine Anzeichen von Amtsmüdigkeit und ist auf dem besten Weg, Königin Victoria mit deren 64-jähriger Herrschaft auf Platz zwei zu verweisen. Elizabeth II. könnte ihre große Vorfahrin 2016 überholen. Sie wäre dann 89 Jahre alt. Zur Erinnerung: Ihre Mutter wurde 101.
Wie der Eiffelturm
Die schwere Krise der britischen Monarchie nach dem Tod von Williams Mutter Diana 1997 ist Geschichte. Die Briten versammeln sich stolz hinter ihrer Royal Family. Sie äußern ihre Königstreue auch offen gegenüber eingefleischten Republikanern aus dem Ausland, die gekrönte Häupter in ihren Ländern nur noch aus historischen Filmen kennen.
Trotz altmodisch anmutender Rituale gehören die Royals zu Großbritannien wie der Eiffelturm zu Paris. Das Königshaus einigt die Nation zwischen Hebriden und Dover. In einer Zeit ökonomischer Unwägbarkeiten ist dies besonders wichtig, denn das massive Sparprogramm des konservativ-liberalen Kabinetts von Premierminister David Cameron fordert den meisten Briten viel ab. Der Regierung kann derzeit nichts Besseres passieren als eine königliche Hochzeit und eine Familie Windsor, die sich bemüht, gegen ihre Steifheit anzukämpfen.
Und ein König William V. könnte sogar für einen weiteren Aufbruch sorgen, weil er - das beweisen seine jüngsten Auftritte - Volksnähe nicht spielen muss. Bleibt nur zu hoffen, dass ihm und seiner Kate Eheprobleme, die viele seiner engsten Verwandten nur zu gut kennen, erspart bleiben.
Auf der Insel ist die Monarchie noch lange nicht am Ende. Eine Republik Großbritannien ist derzeit einfach unvorstellbar.
Quelle: ntv.de