

Für Wintersportfans beginnt die schönste Zeit des Jahres 2014: die Olympischen Spiele in Sotschi.
153 deutsche Athleten - 77 Frauen und 76 Männer - kämpfen auf Ski und Kufen um Ruhm und Medaillen.
Und Medaillen sollen es eine ganze Menge sein. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat die Zielgröße von 30 Mal Edelmetall ausgegeben: "Das war, ist und bleibt unser grundsätzliches Ziel", sagt der neue DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
30 olympische Medaillen wären exakt die gleiche Anzahl wie bei den letzten Olympischen Winterspielen im kanadischen Vancouver. Damals brachten ebenfalls 153 deutsche Athleten 10 Gold-, 13 Silber- und 7 Bronzemedaillen mit nach Hause. Nach dem Gastgeber Kanada mit 14 Mal Gold, 7 Mal Silber und 5 Mal Bronze belegte Deutschland im Medaillenspiegel den zweiten Platz - noch vor den USA.
Ein ehrgeiziges Unterfangen also, wie auch der DOSB weiß. Der will vom reinen Medaillenzählen wegkommen. Auch eine persönliche Bestleistung könne "beispielsweise für junge Leute der Erfolg des Lebens sein", sagt Hörmann.
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper sieht das ähnlich und lobt vorsichtshalber schon einmal das deutsche Team und dessen hohe Qualität, "das trotz der schwierig gewordenen Konkurrenzsituation alle Chancen hat, mit großem Engagement und mit einem Quäntchen Glück unser Ziel zu erreichen".
Die spannenden Fragen lauten: Welche deutschen Athleten haben die größten Medaillenchancen? Welche Sportart wird zur Edelmetall-Schmiede? Wer geht als Favorit in die olympischen Wettbewerbe? Wer könnte aus deutscher Sicht der Überflieger in Sotschi werden? n-tv.de sagt es Ihnen.
Gold nimmt das Biathlon-Team gleich mehrfach ins Visier. Zwar ist die Konkurrenz vor allem aus Norwegen und Frankreich groß, und auch Russland will sich vor heimischer Kulisse keine Blöße geben.
Aber in den beiden Staffel-Wettbewerben ist sowohl bei den Männern wie auch bei den Frauen eine Medaille sicher. Vor allem die Frauen um Altstar Andrea Henkel gehen als Gold-Favorit ins Rennen.
Nach drei von vier bisherigen Weltcup-Staffeln der Saison führt Deutschland die Disziplinwertung an. Auch die Männer liegen da vorn, allerdings punktgleich mit den Schweden. Eine sichere Medaillenbank ist auch die Mixed-Staffel.
Bei den Einzelwettbewerben Sprint, Verfolgung, Einzel und Massenstart waren im Olympia-Winter bisher andere Nationen führend.
Die deutschen Starter haben vor allem beim letzten vorolympischen Weltcup in Antholz aufsteigende Form gezeigt: Henkel wurde Zweite im Sprint und gewann den Verfolger.
Schempp siegte sogar in beiden Wettbewerben. Fazit: Sechs Medaillen sind möglich und damit eine mehr als bereits beim hervorragenden Abschneiden von Vancouver.
Wie auch bei den Biathleten zeigte jüngst auch bei den Ski-Langläufern die Formkurve deutlich nach oben, nachdem der Start in die olympische Saison verpatzt worden war.
Medaillenchancen hat neben den beiden Staffeln vor allem die Sprinterin Denise Herrmann. Sie führt diese Disziplinwertung an.
Im Distanzbereich wird es für die Frauen schwer, gegen die übermächtig erscheinende Konkurrenz aus Skandinavien um Marit Björgen, Astrid Jacobsen und Terese Johaug sowie gegen die Polin Justina Kowalczyk anzukommen.
Hier sind dann die Männer eher am Zug. Zwar führt der Weg aufs Podest auch hier nur über die Norweger um Superstar Petter Northug; auch die Russen sind sehr stark einzuschätzen.
Aber im Skiathlon und 15 Kilometer Klassisch-Rennen sind Überraschungen durch Hannes Dotzler, Axel Teichmann oder Jens Filbrich durchaus drin.
Als heißes Medailleneisen könnte sich auch Sprinter Josef Wenzl erweisen: Im letzten vorolympischen Rennen in Toblach schaffte er mit Rang drei den Sprung aufs Podest.
Als sichere Medaillenbank bei Großveranstaltungen wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen galten bisher auch die Bob-Fahrer.
Allerdings hat die internationale Konkurrenz auf- und zum Teil auch überholt.
Bei den Frauen hat der Zweierbob von Sandra Kiriasis Chancen auf eine Medaille, ebenso wie der von Cathleen Martini. Die Siege fuhren in dieser Saison aber meist die Bobs aus Kanada und den USA die Siege unter sich aus.
Bei den Männern zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Zeiten von Wolfgang Hoppe, Christoph Langen und Andre Lange sind vorbei. Langen ist inzwischen Bob-Bundestrainer. Gold wird im Zweierbob schwierig, die Hauptkonkurrenten dürften die Teams aus der Schweiz um Pilot Beat Hefti und aus den USA um Stephen Holcomb sein.
Deutschlands Nummer eins in dieser Saison, Francesco Friedrich, könnte mit seinem Bob aber die anvisierte Medaille holen.
Im Viererbereich könnte es dann wiederum zwei Mal Edelmetall geben: Maximilian Arndt geht mit seinem Team als Weltcupsieger und damit als Favorit ins Rennen. Thomas Florschütz hat ebenfalls das Podium im Visier. Der US-Amerikaner Holcomb (im Bild) könnte auch bei den Vierern den Deutschen die Gold-Suppe versalzen und so zum Olympiastar seines Sports werden.
Einer Sensation käme ein Medaillengewinn der Curler gleich. Während die Frauen die Qualifikation für die Olympischen Spiele verpassten, qualifizierten sich die Männer um Skip John Jahr, Enkel des gleichnamigen Verlegers, quasi in allerletzter Sekunde.
Reelle Medaillenchancen haben sie aber nicht. Mit Jahr stellen die Curler aber den ältesten deutschen Olympiateilnehmer in Sotschi. Jahr ist 48 Jahre alt. Älteste deutsche Teilnehmerin ist die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein mit 41 Jahren.
Lediglich Außenseiterchancen auf eine Medaille dürften die Skeletonfahrer haben.
Das gilt sowohl für die Männer als auch für Frauen. Lediglich Anja Huber gelang in dieser Saison bei einem Weltcup der Sprung aufs Podest.
Die Weltmeisterin von 2009 und 2011, Marion Thees, fuhr in dieser Saison der Weltspitze meist hinterher.
Das gleiche Bild bei den Männern: Frank Rommel, WM-Zweiter von 2012, hat nur Außenseiterchancen.
Während die Skeletonpiloten nur in einem olympischen Rennen die Chance auf eine Medaille haben, sind es bei den Snowboardern gleich fünf: Slopestyle, Halfpipe, Cross, Parallel Riesenslalom und Parallel Slalom. Sportdirektor Stefan Knirsch sagt: "Das Ziel sind drei Medaillen."
Isabella Laböck (l.) und die zweifache WM-Bronzemedaillengewinnerin Amelie Kober sollen sie möglichst holen.
Alexander Bergmann, der in Bad Gastein in diesem Winter seinen ersten Weltcup-Sieg im Parallelslalom feiern konnte, könnte zudem für ein positives Ausrufezeichen sorgen. Allerdings wäre jede Snowboard-Medaille eine Überraschung, in Vancouver ging das Team leer aus.
Als sichere Medaillenbank gilt dagegen das deutsche Eiskunstlaufpaar schlechthin, das Chemnitzer Duo Aljona Savchenko und Robin Szolkowy.
Die viermaligen Weltmeister wollen bei ihren letzten Olympischen Spielen endlich ihren ersten Sieg erlaufen.
In Vancouver 2010 reichte es "nur" zu Rang drei. Dem Olympiasieg ordnen die beiden alles unter - und verzichten daher auf einen Start im neu geschaffenen Team-Wettbewerb.
Nathalie Weinzierl und Peter Liebers sind in den Einzel-Wettbewerben chancenlos. Eine große Überraschung wäre auch eine Medaille bei den Eistänzern, wo Deutschland mit zwei Paaren vertreten ist. Alles in allem waren seit der deutschen Wiedervereinigung kein größeres deutsches Eiskunstlaufteam bei Olympischen Winterspielen.
Edelmetall kann die deutsche Olympia-Mannschaft ganz sicher in den Eisschnelllauf-Wettbewerben einplanen - allerdings nur bei den Frauen. Sprinterin Jenny Wolf hat das Zeug, auf dem Podium zu landen.
Nach zwei Dritteln des Weltcups belegt sie über die 500 Meter Distanz Rang vier. Über 1000 Meter wird Deutschland dagegen leer ausgehen.
Aber die Stärken des deutschen Teams liegen traditionell auf den Mittel- und Langstrecken - und tragen den Namen Claudia Pechstein.
Über 1500 Meter ist die Konkurrenz um die Niederländerin Ireen Wüst und die US-Amerikanerin Brittany Bowe wohl zu groß.
Auch über die 3000 Meter und 5000 Meter sind die Namen der Konkurrentinnen mit Martina Sablikova aus Tschechien und Antoinette de Jong aus den Niederlanden nicht weniger klangvoll. Zwei Medaillen sollten dennoch möglich sein für Pechstein.
Es sind ihre sechsten Olympischen Winterspiele, bisher hat die 41-Jährige dabei neun Medaillen gesammelt – mehr als jeder andere deutsche Winter-Olympionike.
Ein dickes Fragezeichen steht dagegen hinter dem Team-Wettbewerb, den Deutschland 2010 in Vancouver trotz eines Sturzes von Annie Friesinger spektakulär gewonnen hatte.
Für Sotschi hat das deutsche Team die Qualifikation verpasst und muss auf krankheitsbedingte Ausfälle eines anderen Teams setzen.
Hoch hinaus soll es in Sotschi auch für die deutschen Nordischen Kombinierer von Bundestrainer Hermann Weinbuch gehen. Bei drei Wettbewerben ist drei Mal Gold möglich.
Eric Frenzel soll dafür Sorge tragen.
Er ist der Dauersieger in dieser Weltcup-Saison und auf dem besten Weg, seinen Gesamtsieg aus dem Jahr 2013 zu wiederholen.
Bundestrainer Hermann Weinbuch hat bei den beiden Einzelwettbewerben neben Frenzel die Qual der Wahl, das gilt auch für den Team-Wettbewerb.
Frankreich mit dem seit Jahren starken Jason Lamy Chappuis, Norwegen um den starken Läufer Havard Klemetsen sowie die Österreicher um Christoph Bieler könnten allerdings auch dafür sorgen, dass am Ende im Team-Rennen nur der undankbare vierte Platz bleibt.
Die Konkurrenz ist groß, die Abstände im Ziel meist klein. Das sorgt für Spannung im Kampf um die Medaillen.
Als Medaillenbank erweisen sich regelmäßig die deutschen Rodler. Daran wird sich auch in Sotschi nichts ändern.
Bei den Frauen heißt die große Favoritin Natalie Geisenberger, sie ist die Weltcupsiegerin dieser Saison.
Tatjana Hüfner und Anke Wischnewski (Platz drei und vier im Gesamtweltcup) könnten den totalen Triumph im Einzelrennen der Frauen perfekt machen.
Die Kanadierin Alex Gough könnte dieses deutsche Medaillentrio allerdings sprengen.
Bei den Männern hat Felix Loch, Sohn des Bundestrainers Norbert Loch, beste Chancen auf Gold. Auch her hat sich bereits den Gesamtweltcup gesichert.
David Möller (Weltcup-Vierter) könnte ebenso aufs Einzeltreppchen fahren. Mit den beiden Italienern Armin Zöggeler und Dominik Fischnaller sowie dem US-Amerikaner Chris Mazdzer ist die Konkurrenz aber größer als bei den Frauen.
Bliebe noch die Staffel. Eine Medaille ist drin, jedoch sollte erwähnt werden, dass in diesem Wettbewerb auch ein Quäntchen Glück dazugehört. Die Vorzeichen stimmen aber optimistisch: Nach sechs von sechs Weltcuprennen in diesem Winter sicherte sich Deutschland vor Kanada und den USA den Gesamtsieg.
Die jüngste deutsche Teilnehmerin ist Anna Seidel. Die 15-Jährige schaffte im russischen Kolomna ihre Qualifikation.
Da mehrere Konkurrenten stürzten, kam sie in die Top sechs und sicherte so den deutschen Shorttrackern den einzigen Startplatz.
Stürze sind nicht unüblich im Shorttrack und führen mitunter zu unschönen Szenen, wenn sich Läufer ungerecht ausgebremst fühlen.
Seidels männliches Pendant heißt Robert Seifert. 2012 holte er den ersten und bisher einzigen deutschen Shorttrack-Weltcupsieg. Wie bei den Curlern ist auch bereits die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele ein großer Erfolg für die Shorttracker. Medaillenchancen haben sie nicht.
Im Alpinbereich könnte Maria Höfl-Riesch das mehrfache Gold-Kunststück gelingen. In der Abfahrt fährt sie um den Olympiasieg, im Super-G zumindest um eine Medaille. Die Form stimmt: Beim letzten vorolympischen Weltcup in diesen beiden Disziplinen in Cortina d’Ampezzo fuhr Höfl-Riesch im Super-G auf Platz drei und in der Abfahrt Rang vier. Dort führt sie auch den Weltcup an.
Im Slalom könnte sie ebenfalls - mit etwas Glück - aufs Podest fahren. Diese Chance besteht auch in der Super-Kombi. Wenn alles glatt geht, könnte die Gesamtweltcupführende zum Alpin-Star der Olympischen Winterspiele von Sotschi werden.
Höfl-Rieschs Wunsch bei ihren letzten Olympischen Winterspielen: "Einmal Gold und vielleicht noch 'ne Medaille."
Auch hier können sich die Athleten in fünf Disziplinen messen: Buckelpiste, Slopestyle, Halfpipe, Skicross und Aerials. Das ehrgeizige Ziel des Deutschen Skiverbandes: ein bis zwei Medaillen.
Die größten Chancen, sie zu holen, werden Daniel Bohnacker und Heidi Zacher eingeräumt.
In der neuen olympischen Disziplin Slopestyle liegen die Hoffnungen der Deutschen auf eine Medaille auf den Schultern der erst 17 Jahre alten Lisa Zimmermann.
Dass sie es draufhat, bewies sie beim Weltcup in Gstaad, den sie überlegen für sich entschied.
Eine Überraschung ist auch im Skisprung möglich. Fest eingeplant sind lediglich zwei Medaillen.
Bei den Frauen, die nur von der 90-Meter-Schanze springen, ist Carina Vogt hinter der Dauersiegerin der Saison, ...
... der Japanerin Sara Takanashi, fest auf Silber programmiert.
Im Teamspringen der Männer darf es dann aber auch schon einmal Gold sein. Hauptkonkurrent sind dabei die ÖSV-Adler.
In den beiden Einzel-Wettbewerben über die 90- und 120-Meter-Schanze könnten dann die erwähnten Überraschungen folgen: Neben Severin Freund, bestplatzierter Deutscher im Weltcup und Zweiter beim Weltcup in Willingen, …
… könnte der zuletzt starke Andreas Wellinger (Achter in Willingen) groß auftrumpfen.
Das olympische Eishockey-Turnier findet ohne deutsches Männerteam statt. Erstmals in der Verbandsgeschichte sind die Kufencracks und Puckjäger nicht mit dabei, wenn sich die NHL-Stars auf dem olympischen Eis duellieren.
Die deutsche Eishockey-Ehre könnte das eigentlich schwache Geschlecht retten: Die Frauen qualifizierten sich nämlich für das Turnier.
Richtige Medaillenchancen haben sie aber nicht. Ihr Motto lautet: Dabei sein ist alles!