1 / 30
(Foto: AP)
Während Kanada bereits den Papst zu einer Bußereise empfangen hat, haben die Vereinigten Staaten erst damit begonnen, das Erbe der staatlich geförderten Internate für amerikanische Ureinwohner zu untersuchen.
2 / 30
(Foto: AP)
Am 11. Mai 2022 veröffentlichte die Innenministerin Deb Haaland, das erste weibliche Kabinettsmitglied der amerikanischen Ureinwohner, den ersten Band der versprochenen Untersuchung dieses Systems durch ihr Ministerium.
3 / 30
(Foto: AP)
Darin wird festgestellt, dass die Bundesregierung zwischen 1819 und 1969 mindestens 408 solcher Schulen in 37 Staaten oder damaligen Territorien betrieben oder subventioniert hat.
4 / 30
(Foto: REUTERS)
Das übergeordnete Ziel, so der Bericht, bestand darin, die Kinder der Ureinwohner zu Arbeitern auszubilden und ihre Eingliederung in die Gesellschaft zu beschleunigen, um es der Regierung zu erleichtern, ehemaliges Stammesland für die Besiedlung durch Weiße zu erwerben.
5 / 30
(Foto: REUTERS)
Die jungen amerikanischen Ureinwohner wurden von ihren Eltern getrennt und dazu gezwungen, Englisch zu sprechen und die Lebensweise der Engländer zu imitieren.
6 / 30
(Foto: AP)
Aus dem Bericht des Innenministeriums geht nicht hervor, wie viele Kinder betroffen waren, aber Wissenschaftler schätzen, dass es sich um Hunderttausende handelt.
7 / 30
(Foto: REUTERS)
Meist verlangten die Kirchen, die etwa die Hälfte der Schulen betrieben, dass die Kinder zum Christentum konvertieren.
8 / 30
(Foto: AP)
In dem Dokument wird von "zügellosem körperlichen, sexuellen und emotionalen Missbrauch" in den Internaten gesprochen.
9 / 30
(Foto: AP)
Die Regierung hat bisher 53 dieser Schulen identifiziert und dabei sowohl gekennzeichnete als auch nicht gekennzeichnete Grabstätten gefunden.
10 / 30
(Foto: AP)
Dem Bericht zufolge starben mehr als 500 Kinder während des Besuchs von nur 19 der Schulen, deren Aufzeichnungen untersucht wurden. Tatsächlich liegt die Zahl der Todesfälle vermutlich bei Tausenden oder Zehntausenden.
11 / 30
(Foto: AP)
Die Untersuchung des Innenministeriums hat bei einigen amerikanischen Ureinwohnern die Hoffnung geweckt, dass es zu einer ähnlichen Abrechnung kommt wie in Kanada, das ein ähnliches Internatssystem für indigene Kinder hatte.
12 / 30
(Foto: REUTERS)
Zu ihnen gehören auch die 64-jährige Julia Gonzalez und die 73-jährige Geraldine Charbonneau Dubourt (v.l.), die nach eigenen Angaben an der ehemaligen St. Paul's Indian Mission School missbraucht wurden.
13 / 30
(Foto: REUTERS)
Die örtliche katholische Diözese hat in Gerichtsverfahren jahrelang behauptet, dass sie für die angeblichen Schäden nicht verantwortlich sei, weil sie die Schule in Marty, South Dakota, nicht betrieben und keine direkte Aufsicht über die Priester und Nonnen dort hatte.
14 / 30
(Foto: REUTERS)
Charbonneau sagt, der Missbrauch habe mit unangemessenen Berührungen durch Priester und Nonnen begonnen, kurz nachdem sie als Sechsjährige dort angekommen war, und sei dann immer schlimmer geworden.
15 / 30
(Foto: REUTERS)
Im Keller der Kirche wurde Dubourt nach eigenen Angaben im Alter von 16 Jahren von einem Priester mehrfach vergewaltigt und zu einer Abtreibung gezwungen, wie sie 2008 in einer Zivilklage auf Schadenersatz aussagte.
16 / 30
(Foto: REUTERS)
Ein Bezirksgericht wies die Klage von Charbonneau und ihren acht Schwestern 2011 ab, es kam nie zu einer Verhandlung. Ein Gesetz aus dem Jahr 2010 verwehrt Opfern von mutmaßlichem sexuellem Missbrauch im Alter von 40 Jahren oder älter die Möglichkeit, Zivilklagen gegen Einrichtungen einzureichen, ...
17 / 30
(Foto: REUTERS)
... die davon wussten oder hätten wissen müssen. Charbonneau und ihre Schwestern sind inzwischen als die neun kleinen Mädchen bekannt.
18 / 30
(Foto: REUTERS)
Doch ihre Zeit läuft ab. Drei der Geschwister sind 2021 gestorben. Diejenigen, die noch leben, sind in ihren 70ern und 80ern.
19 / 30
(Foto: REUTERS)
Gonzalez war 2003 an einer 25-Milliarden-Dollar-Sammelklage beteiligt, die im Namen von Zehntausenden ehemaliger indigener Internatsschüler gegen die Bundesregierung eingereicht wurde, um Schadenersatz für körperliche, sexuelle und psychische Misshandlungen zu fordern.
20 / 30
(Foto: REUTERS)
Ein Bundesrichter wies diese Klage mit der Begründung ab, dass sie nicht dem in einem 1868 zwischen der Regierung und den indianischen Stämmen festgelegten Verfahren entsprach, nach dem die Kläger ihre Beschwerden zunächst an das Bureau of Indian Affairs richten müssen.
21 / 30
(Foto: REUTERS)
Einige Kläger reichten daraufhin erfolglos Zivilklagen vor den Gerichten der Bundesstaaten von South Dakota ein.
22 / 30
(Foto: REUTERS)
Gonzalez, hier mit ihrem Enkelkind, verfolgte ihre Ansprüche gegen die Bundesregierung nicht weiter.
23 / 30
(Foto: REUTERS)
In den 1970er Jahren änderte St. Paul's seinen Namen in Marty Indian School, und die Kontrolle ging an den Stamm der Yankton Sioux über.
24 / 30
(Foto: REUTERS)
Der alte Campus wurde zugunsten eines neuen Gebäudes auf der anderen Straßenseite aufgegeben. Doch die Schüler, die dort untergebracht sind, schlafen immer noch in einigen der alten Gebäude.
25 / 30
(Foto: REUTERS)
Glenn Drapeau vom Volk der Ihanktonwan Dakota leitet dort die Abteilung für Dakota-Sprache, in der er seine Schülerinnen und Schüler dazu anhält, sich ihre Kultur zu eigen zu machen.
26 / 30
(Foto: REUTERS)
Drapeau und andere amerikanische Ureinwohner sind der Meinung, dass das alte Internatssystem eine der Hauptursachen für die Übel ist, die ihr Volk heute plagen.
27 / 30
(Foto: REUTERS)
Zu den Problemen gehören hohe Gewalt- und Suchtraten, der Verlust der Stammesidentität und der Sprache.
28 / 30
(Foto: REUTERS)
Die Tatsache, dass mehrere Generationen ohne elterliche Bezugspersonen aufgewachsen sind, hat die Kultur beschädigt, sagen sie.
29 / 30
(Foto: REUTERS)
Mehr als die Hälfte der rund 300 Einwohner von Marty lebt unterhalb der Armutsgrenze.
30 / 30
(Foto: REUTERS)
Gonzalez erwartet inzwischen keine Gerechtigkeit mehr. Sie wäre schon zufrieden, wenn ihre Geschichte einfach nur außerhalb ihres eigenen Volkes anerkannt werden würde. (sba/rts)
Verheerende Folgen bis heute Überlebende der US-Missbrauchsinternate verlieren Hoffnung auf Gerechtigkeit
Einige amerikanische Ureinwohner hatten kurzzeitig die Hoffnung, dass es in den USA zu einer Abrechnung kommt wie in Kanada, das ein ähnliches Internatssystem für indigene Kinder hatte. Doch juristische Entscheidungen und das Desinteresse einer ganzen Gesellschaft lässt diese Hoffnungen inzwischen schwinden.
ntv Nachrichtenfernsehen
ntv.de Dienste
Software
Kooperationspartner
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen