

Im Frühjahr 2001 hob er ab: der erste Weltraumtourist.
US-Unternehmer Dennis Tito (l) hatte 20 Millionen US-Dollar gezahlt, um für sechs Tage mit zwei russischen Kosmonauten (m, r) ins All zu fliegen.
An Bord einer Sojus-Kapsel startete er am 28. April vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur zur Internationalen Raumstation ISS. Um mitreisen zu können, hatte Tito viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Die Raumfahrtbehörde Roskosmos wollte zwar aus finanziellen Gründen gern einen Touristen an Bord lassen, war aber im konkreten Fall skeptisch.
"Man traute es mir körperlich nicht zu", erinnert sich Tito."In Russland beträgt das Durchschnittsalter für Männer 57 Jahre, und ich war damals schon 60. Damit war ich für manche Roskosmos-Experten statistisch gesehen eigentlich schon tot."
Auch die NASA war lange Zeit gegen Titos extravaganten Urlaub.
Man befürchtete, dass die Abläufe auf der sich noch im Aufbau befindlichen ISS gestört werden könnten. Außerdem hielt man den Besuch eines Touristen auf der Station für zu gefährlich.
Hilfreich war aber, dass es sich bei Tito nicht um einen reinen Amateur handelte. Er hatte lange als Raumfahrtingenieur gearbeitet und nahm seit Sommer 2000 erfolgreich am Kosmonautentraining teil.
Zwei Wochen vor dem Start lenkte die NASA ein. Allerdings wurde Titos ISS-Besuch stark reglementiert. US-amerikanische Bereiche der Raumstation durfte der Tourist nicht betreten und er musste schriftlich zusichern, für von ihm verursachte Schäden aufzukommen. Außerdem sollte er stets von einem US-Astronauten bewacht werden.
Tito lernte schließlich alle Sektionen der ISS kennen.
In den US-Bereichen wurde er von mindestens einem Astronauten eskortiert.
Nach sechs arbeitsreichen Tagen an Bord kehrten die drei ISS-Besucher zur Erde zurück.
Für Tito war es ein beeindruckendes Erlebnis und er wäre gern länger im All geblieben. Ein Kindheitstraum hatte sich erfüllt.
Dennoch wollte er nicht noch einmal in den Kosmos. Dieser eine Flug genügte ihm.
Ein Jahr nach Tito, im April 2002, zog es dann Mark Shuttleworth ins All.
Die Tatsache, dass er der erste Afrikaner im Weltraum war, brachte ihm den Beinamen "Afronaut" ein.
Angeregt von Titos Flug, nahm Shuttleworth Kontakt mit Space Adventures auf - einem privaten US-Unternehmen zur Förderung des Raumfahrttourismus, das auch Titos Reise ermöglicht hatte.
Im Vorfeld des Fluges tauschte sich Shuttleworth mit Tito aus, er bestand alle medizinischen Tests und zahlte nicht nur die üblichen 20 Millionen US-Dollar, sondern ...
... auch die Kosten für die fünf Experimente, die er während seines achttägigen ISS-Aufenthaltes durchführte.
Am 5. Mai 2002 kehrte Shuttleworth zur Erde zurück. Auch er hatte sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt.
US-Unternehmer Gregory Olsen (l.) war im Oktober 2005 der dritte Tourist auf der ISS.
Neun Tage und 21 Stunden verbrachte der New Yorker im All.
Nach seiner Rückkehr am 11. Oktober 2005 ...
... pries Olsen den hauseigenen Weltraum-Wein an. Der 60-Jährige hatte 500 Wein-Etiketten mitgenommen, die auf der ISS mit dem offiziellen Stempel der Raumstation versehen wurden. Der "Wein mit dem Weltraumsiegel" war für Benefiz-Veranstaltungen gedacht.
Mit Anousheh Ansari verbrachte 2006 die erste Frau ihren Urlaub im All.
Als bekennender Star-Trek-Fan träumte auch die aus dem Iran stammende US-Amerikanerin schon lange von einem Flug in den Weltraum.
Als dann ein Mitglied der ursprünglichen Sojus-Besatzung aus gesundheitlichen Gründen am Boden bleiben musste, sprang Ansari ein. Am 20. September 2006 erreichte sie die ISS.
Neun Tage später kehrte sie zurück.
"Manchmal werde ich kritisiert, weil ich so viel Geld ausgebe für einen Traum", erzählte Ansari mit Blick auf die 20 Millionen Dollar, die auch sie für den Flug zahlte. "Aber was darf ein Traum kosten?"
Diese Frage hatte auch der ungarische US-Amerikaner Charles Simonyi bereits für sich beantwortet. Er war der nächste Privatmann, der zur ISS aufbrach, und er leistete sich das Vergnügen gleich zweimal.
Dabei war der Softwareentwickler schon bei der ersten Reise im April 2007 ...
... länger im All als die Weltraumtouristen vor ihm.
Vierzehn Tage dauerte damals sein Aufenthalt. Nur wenige Monate nach seiner Rückkehr kündigte der Reiseanbieter Space Adventures dann eine saftige Preiserhöhung an. Künftig sollte der Weltraumtrip fast das Doppelte kosten: 35 bis 40 Millionen Dollar.
Wer auch noch einen Spaziergang ins All buchen möchte, zahlt nochmal 15 Millionen Dollar drauf, hieß es.
Darauf verzichtete Simonyi bei seinem zweiten ISS-Urlaub im März 2009 dann aber doch.
Das Wirtschaftsmagazin Forbes hatte ihn 2007 auch nur auf Platz 891 der reichsten Menschen auf Erden gelistet. Unter Simonyis Leitung waren Ende der 1980er Jahre die ersten Versionen der inzwischen weltbekannten Programme Word und Excel entstanden.
Softwareentwickler ist auch der Mann, der 2008 - zwischen den zwei Simonyi-Flügen - zur ISS reiste.
Der US-Amerikaner und Brite (er hat sowohl die US- als auch die britische Staatsangehörigkeit) Richard Garriott gilt als Pionier unter den Computerspiel-Designern.
Richards Vater Owen Garriott (l.) war 1973 und 1983 als Astronaut für die NASA ins All geflogen. Richard hatte in seine Fußstapfen treten wollen, musste diesen Berufswunsch aber wegen eines Augenfehlers aufgeben.
Mit dem einmaligen Trip zur ISS, von der er am 24. Oktober 2008 zurückkehrte, holte Garriott Verpasstes nach. In zweifacher Hinsicht: Denn schon für den ersten Touristenflug ins All hatte er das Ticket. Aus finanziellen Gründen jedoch musste er es damals an Dennis Tito verkaufen.
Anders als man vermuten möchte, ist Richard Garriott übrigens kein Science-Fiction-, sondern Mittelalter-Fan. Als langjähriges Mitglied der "Gesellschaft für kreativen Anachronismus" lebt er in einem mit Geheimgängen und Fallen gespickten Haus, in dem auch Skelette, ausgestopfte Vögel und konservierte Gehirne und Föten zu finden sind.
Der bisher letzte Tourist im All war der Kanadier Guy Laliberté.
Ihm gehört der weltbekannte Cirque du Soleil.
Seinen Ausflug in den Weltraum im Oktober 2009 betrachtete Laliberté als "poetisch soziale Aufgabe". Symbolhaft nahm er unterwegs einen Tropfen Wasser zu sich, um auf das "One Drop-Projekt" aufmerksam zu machen.
Laliberté hatte nämlich eine Stiftung gegründet, die jedem Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen will.
Die nächsten Plätze für ISS-Touristen soll es - so ein Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos - ab 2013 geben.
Außerdem will Space Adventures in Kooperation mit Russland künftig Flüge um den Mond anbieten.
Der britische Unternehmer Richard Branson plant derweil eine erschwingliche Variante der Weltall-Reise: Zum Schnäppchenpreis von 200.000 US-Dollar will er Linienflüge in den Weltraum ermöglichen.
Auch Weltraumhotels sind bereits in der Entwicklung.
Dieser Bau zum Beispiel soll nach Plänen eines japanischen Konzerns noch vor dem Jahr 2025 seine Pforten öffnen. In 450 Kilometern Höhe finden dort 64 Gäste Platz. Das Tagesprogramm ist allerdings recht irdisch: Restaurants sollen den Hunger und Fitnessräume die Langeweile vertreiben. - Haben Sie davon nicht schon immer geträumt? (asc)