Panorama

"Für sein überwältigendes Werk" Ungarischer Autor László Krasznahorkai erhält Literaturnobelpreis

Krasznahorkais Werke werden häufig als postmodern und apokalyptisch beschrieben.

Krasznahorkais Werke werden häufig als postmodern und apokalyptisch beschrieben.

(Foto: imago images/SKATA)

Seit vielen Jahren steht László Krasznahorkai im Kreise der Favoriten für einen Literaturnobelpreis. Viele Fachleute halten ihn für den bedeutendsten ungarischen Autor der Gegenwart. Jetzt endlich setzt er sich gegen mehr als 200 Nominierte durch und bekommt die Auszeichnung.

Der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai wird in diesem Jahr mit dem prestigeträchtigen Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das gab die Schwedische Akademie in der Altstadt von Stockholm bekannt. Der 71-Jährige erhalte die Auszeichnung "für sein überwältigendes und visionäres Werk, das inmitten apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt", sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe. Er sagte, dass er den Preisträger gerade telefonisch in Frankfurt erreicht habe.

Krasznahorkai ist erst der zweite Literaturnobelpreisträger für Ungarn nach Imre Kertész, der die Auszeichnung 2002 erhalten hatte. Er zählt seit Jahren zum engeren Favoritenkreis für die Ehrung. Für viele Experten ist Krasznahorkai der bedeutendste ungarische Autor der Gegenwart.

Er feierte Mitte der 1980er Jahre in seiner Heimat mit "Satanstango" sein literarisches Debüt, nachdem er zuvor Jura, die ungarische Sprache und Literatur studiert hatte. Seine Werke werden häufig als postmodern und apokalyptisch sowie als stark beeinflusst von Literaturgrößen wie Franz Kafka und Samuel Beckett beschrieben. In Deutschland erscheint Krasznahorkai im Verlag S. Fischer.

Ungar setzt sich gegen mehr als 200 Nominierte durch

Der Literaturnobelpreis ist die wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Für ihn sind nach Auskunft der Akademie in diesem Jahr etwas mehr als 200 Nominierte im Rennen gewesen - die genaue Liste wird von den Nobelinstitutionen traditionell 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten.

Im vergangenen Jahr war überraschend die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Schwedische Akademie würdigte sie damit "für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt".

Mit der Auszeichnung von Krasznahorkai setzt sich ein Muster der vergangenen Jahre fort: Seit 2017 sind die Literaturnobelpreisträger immer abwechselnd Männer und Frauen gewesen. Vor Han Kang waren der Norweger Jon Fosse und die Französin Annie Ernaux, davor der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah und die 2023 verstorbene US-Lyrikerin Louise Glück ausgezeichnet worden. Letzter deutschsprachiger Literaturnobelpreisträger ist 2019 der Österreicher Peter Handke gewesen.

Zu den weiteren Preisträgern gehören auch Thomas Mann (1929), Winston Churchill (1953), Pablo Neruda (1971), Heinrich Böll (1972), Toni Morrison (1993), Günter Grass (1999) und Bob Dylan (2016). Wie in den beiden Vorjahren sind die Nobelpreise erneut mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert. Umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro.

Nobelpreise für Frieden und Wirtschaftswissenschaften folgen

Der Literaturnobelpreis steht im alljährlichen Preisreigen stets als vierter der Nobelpreise an. Von Montag bis Mittwoch waren bereits jeweils drei Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie benannt worden.

Am Freitag folgt der Friedensnobelpreis, für den sich US-Präsident Donald Trump zuletzt immer wieder selbst als würdiger Preisträger ins Spiel gebracht hat. Dieser Preis wird als einziger nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben. Am kommenden Montag steht dann zum Abschluss der diesjährigen Nobelpreis-Bekanntgaben die Verkündung in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften an.

Feierlich überreicht werden die Nobelpreise dann traditionell am 10. Dezember - das ist der Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), auf dessen Testament die Auszeichnungen zurückgehen. Die letzten deutschen Literaturnobelpreisträger sind 2009 Herta Müller und zehn Jahre davor Günter Grass (1927-2015) gewesen.

Quelle: ntv.de, mpa/dpa/rts

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