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Aussage gegen Aussage im Gericht 23-Jähriger nach Berliner Silvesterkrawallen verurteilt

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An Silvester blieb es in mehreren deutschen Städten nicht immer friedlich.

An Silvester blieb es in mehreren deutschen Städten nicht immer friedlich.

(Foto: imago images/JeanMW)

Die Krawalle in der Silvesternacht in Berlin und anderen Städten beschäftigen wochenlang die Politik. Nun wird ein halbes Jahr später erstmals ein Beteiligter verurteilt. Letztlich steht seine Aussage gegen die eines Polizisten - das Gericht glaubt dem Beamten mehr.

Fünf Monate nach den Silvesterkrawallen in Berlin ist in einem ersten öffentlichen Prozess ein 23-Jähriger zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten sprach Nasser W. des tätlichen Angriffs auf einen Vollstreckungsbeamten in einem besonders schweren Fall sowie der versuchten gefährlichen Körperverletzung schuldig.

Den Feststellungen des Gerichts zufolge hatte der Angeklagte in der Silvesternacht im Stadtteil Gesundbrunnen einen Böller auf einen Polizisten geworfen. Der Feuerwerkskörper landete unmittelbar vor den Füßen des Beamten, dieser konnte ihn jedoch wegtreten, weshalb er nicht verletzt wurde. Der Beamte war vor Ort, um mit Kolleginnen und Kollegen einen Einsatz der Feuerwehr abzusichern. Diese war zu einem Wohnungsbrand gerufen worden.

In den nächsten Wochen starten noch weitere Verfahren.

In den nächsten Wochen starten noch weitere Verfahren.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der 23-Jährige gab an, mit Freunden und der Familie in der Silvesternacht vor seinem Wohnhaus gestanden zu haben. Er räumte ein, den Böller geworfen zu haben - allerdings nicht mit Absicht auf den Polizisten. "Ich wollte ihn vor mich schmeißen, dann ist er nach rechts zu dem Beamten geflogen", sagte er. Für den Wurf habe er sich zudem schon vor Ort entschuldigt.

Der betroffene Beamte schilderte, wie er und seine Kollegen vor Ort Polizeifahrzeuge schützen mussten, nachdem eines schon angegriffen und durch Feuerwerkskörper zerstört worden war. Zudem seien weitere Böller hin- und hergeflogen. Der 23-Jährige habe ihm beim Anzünden des Böllers in die Augen geschaut, sagte der Polizist. Einen missglückten Wurf könne er ausschließen.

Verurteilter war bereits vorbestraft

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"Streng genommen handelt es sich um eine Aussage-gegen-Aussage-Konstellation", sagte Richter Stephan Markmiller in seiner Urteilsbegründung. Ihm leuchte jedoch nicht ein, warum man "in einer völlig unüberschaubaren Situation" mit vielen Einsatzkräften vor Ort einen Böller werfen müsse. Er halte deshalb die Aussage des betroffenen Beamten für plausibel. Markmiller kam mit seinem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft in voller Höhe nach. Diese hatte acht Monate auf Bewährung gefordert. Der Richter verurteilte den bereits wegen verschiedener Delikte Vorbestraften darüber hinaus zur Ableistung von 50 Stunden gemeinnütziger Arbeit. W.s Verteidiger hatte hingegen auf einen Freispruch plädiert.

In der Silvesternacht waren in Berlin und weiteren Städten Einsatz- und Rettungskräfte massiv angegriffen worden. Allein in der Hauptstadt wurden 33 Einsatzkräfte verletzt und laut Polizei 145 Menschen festgenommen, die jedoch später wieder entlassen wurden. Die Gewalt löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Laut Gericht läuft bereits seit Mai ein weiterer Prozess gegen einen an den Krawallen in Berlin Beteiligten - allerdings nicht öffentlich, weil es sich um einen Jugendlichen handelt. Ein weiteres Verfahren soll im Juni beginnen, fünf im Juli und August. Vier Menschen seien zudem bereits im Strafbefehlsverfahren zu Geldstrafen verurteilt worden.

Quelle: ntv.de, rog/AFP

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