Absturz über dem Sinai Ägypter sichern Flugdatenschreiber
31.10.2015, 22:36 Uhr
Wrackteile des abgestürzten Airbus vom Typ A321: Der ägyptische Premierminister Sherif Ismail (2.v.r.) an Unglücksstelle.
(Foto: dpa)
Der Vorfall auf der Sinai-Halbinsel wirft ernste Fragen auf: Einen Abschuss durch IS-Terroristen hält Moskau für unwahrscheinlich. Dennoch leiten Airlines ihre Maschinen ab sofort um. Experten aus Russland, Frankreich und Deutschland eilen zur Absturzstelle.
Die ersten Bilder von der Unglücksstelle zeigen ausgebrannte und zerschmetterte Trümmerteile in der Wüste: Nach dem Absturz des russischen Passagierflugzeugs vom Typ Airbus A321 mit 224 Menschen an Bord haben die ägyptischen Behörden sowohl den Flugdatenschreiber als auch den Stimmrekorder mit den Aufzeichnungen aus dem Cockpit geborgen.
Die erste der beiden sogenannten Black Boxes hatten Einsatzkräfte des ägyptischen Militärs bereits kurz nach der Ankunft an der Absturzstelle entdeckt. Die beiden Geräte sollen dabei helfen, den genauen Ablauf des Absturzes zu rekonstruieren. Einen Abschuss, wie von Unterstützern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) behauptet, halten ägyptische und russische Stellen für unwahrscheinlich.
Experten aus Deutschland unterwegs
Um die Ermittlungen ägyptischer und russischer Behördenvertreter zu unterstützen, entsandte die französische Behörde für Flugsicherheit (BEA) ein eigenes Expertenteam nach Ägypten. Zudem sollen sechs technische Berater von Airbus am 1. November die beiden Ermittler begleiten, teilte die BEA mit. Hinzu kämen zwei Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Deutschland und vier Fachleute der russischen Flugbehörden. Zur Absicherung der Unfallstelle und zur Bergung der Opfer hatte Moskau zuvor fünf Transportmaschinen des russischen Katastrophenschutzes auf die Sinai-Halbinsel in Marsch gesetzt.
Beim Absturz der zweistrahligen Maschine waren am Morgen alle 217 Passagiere sowie 7 Crewmitglieder an Bord ums Leben gekommen. Unter den Opfern sollen sich den Angaben der Behörden aus Kairo zufolge auch 24 Kinder befinden. Am frühen Nachmittag hatte ein ägyptischer IS-Ableger behauptet, das Flugzeug mit "Kreuzzüglern an Bord" abgeschossen zu haben. Militärexperten hatten diese Darstellung angezweifelt. Es lägen keinerlei Hinweise vor, die diese These stützen könnten. Bis zur Klärung der Unglücksursache kündigten führende Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France an, das Gebiet ab sofort großräumig zu umfliegen.
Fast senkrecht abgestürzt?
Die Details zum Unfallhergang werfen zahlreiche Fragen auf: Der Airbus A321 der kleinen russischen Gesellschaft Metrojet soll kurz nach dem Start vom Flughafen des Badeorts Scharm el-Scheich fast aus Reiseflughöhe fast senkrecht zu Boden gestürzt sein. Das Trümmerfeld am Boden liefert nur wenig neue Hinweise: Offenbar ist die Maschine nicht in großer Höhe auseinandergebrochen - wie etwa die von einer Rakete abgeschossene Maschine von Flug MH17.
Stattdessen sind auf den Aufnahmen von der Unglücksstelle im Sinai größere Rumpf- und Flügelsegmente zu erkennen. Das deutet darauf hin, dass das Flugzeug mit vergleichsweise geringer Geschwindigkeit auf dem Boden aufschlug - wie etwa im Fall eines kompletten Triebwerksausfalls. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, der Pilot habe kurz nach dem Start Probleme gemeldet und versucht, eine Notlandung einzuleiten. Etwa 23 Minuten nach dem Abheben sei der Funkkontakt plötzlich abgerissen und die Maschine schließlich von den Radarschirmen verschwunden.
Nach Angaben des Flugzeugherstellers Airbus wurde die abgestürzte Maschine 1997 gebaut. Der Mittelstreckenjet gilt als sehr zuverlässig. Die Maschine stand seit 2012 im Dienst von Metrojet. Die Triebwerke wurden den Angaben zufolge von einem internationalen Konsortium gefertigt, zudem auch MTU Aero Engines aus Deutschland gehört.
Quelle: ntv.de, mmo/rts