Panorama

Absturz über dem Sinai Moskau zweifelt IS-Theorie an

Erste Bilder von der Absturzstelle: Wrackteile der Unglücksmaschine.

Erste Bilder von der Absturzstelle: Wrackteile der Unglücksmaschine.

(Foto: dpa)

Können IS-Terroristen Passagierflugzeuge vom Himmel holen? Russlands Verkehrsminister Sokolow glaubt den IS-Anhängern kein Wort. Die "ägyptischen Kollegen", sagt er, hätten "keinerlei Informationen", die auf einen Abschuss hindeuteten.

Russland hat einen angeblichen Abschuss als Grund für den Absturz des russischen Passagierflugzeugs über Ägypten als unwahrscheinlich bezeichnet. "Allen Daten zufolge, die uns Ägypten zur Verfügung gestellt hat, sind solche Behauptungen unglaubwürdig", sagte Verkehrsminister Maxim Sokolow der Agentur Interfax.

Moskau sei in engem Kontakt mit den "ägyptischen Kollegen und den Luftfahrtbehörden dieses Landes". Diese verfügten derzeit über "keinerlei Information", die "solche Andeutungen" bestätigten, fügte Sokolow hinzu.

Ein ägyptischer Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte zuvor behauptet, der IS sei für den Absturz der Maschine verantwortlich. Die ägyptischen Behörden schlossen einen Terroranschlag dagegen frühzeitig aus - ohne jedoch Details zum Unglückshergang vorlegen zu können.

Bei dem Absturz des Airbus A321 auf dem Weg von Scharm el Scheich nach St. Petersburg waren am Morgen nach Behördenangaben alle 224 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Kontakt zu dem Charterflugzeug der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija war laut der ägyptischen Flugaufsicht kurz nach dem Start über der Sinai-Halbinsel abgebrochen.

Spekulationen "derzeit sinnlos"

Militärflughafen Kabrit rund 100 Kilometer östlich von Kairo: In langen Reihen fahren Ambulanzwagen vor, um die sterblichen Überreste der Absturzopfer zu verladen.

Militärflughafen Kabrit rund 100 Kilometer östlich von Kairo: In langen Reihen fahren Ambulanzwagen vor, um die sterblichen Überreste der Absturzopfer zu verladen.

(Foto: AP)

Die russische Flugaufsicht bekräftigte, dass alle möglichen Ursachen geprüft würden. "Zu spekulieren, ob ein technischer Defekt, ein menschlicher Fehler oder eine äußere Einwirkung der Grund war, ist derzeit sinnlos", sagte ein Behördensprecher in Moskau.

Der russische Militärexperte Igor Korotschenko erklärte, für den Abschuss einer Maschine in rund 10.000 Meter Höhe besitze der IS wohl nicht die nötigen Waffen. "Was höher fliegt als etwa 4500 Meter, ist für sie ziemlich sicher nicht erreichbar", meinte er. Der Passagierjet soll sich rund 23 Minuten nach dem Start in einer Höhe von 30.000 Fuß (rund 9100 Meter) befunden haben, als die Funkverbindung abriss.

Putin ruft in Kairo an

Kremlchef Wladimir Putin telefonierte unterdessen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi. Die Staatsoberhäupter hätten einen engen Informationsaustausch bei der Klärung der Katastrophe vereinbart, hieß es aus dem Kreml. Bei dem Telefonat sei auch die Koordination der Bergungsarbeiten besprochen worden. Moskau hat früheren Angaben zufolge fünf Transportflugzeuge des Katastrophenschutzes in die Unglücksregion entsandt. Ob die Bergungskräfte von bewaffneten Einheiten begleitet werden, blieb offen.

Auf der Halbinsel Sinai kämpfen islamistische Gruppen, die sich teils der IS-Miliz angeschlossen haben, gegen ägyptische Sicherheitskräfte. Seit 2013 wurden dabei hunderte ägyptische Polizisten und Soldaten getötet. Weite Teile der kargen und gebirgigen Wüstenhalbinsel gelten als Sperrgebiet, über die der ägyptische Staat jegliche Kontrolle verloren hat. Die Absturzstelle liegt in Gebieten, in denen IS-Unterstützer aktiv sein sollen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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