Nach Schlachtung eines Schafs Aktivisten entblößen sich in Auschwitz
24.03.2017, 18:52 Uhr
Mehr als eine Million Menschen wurden im Zweiten Weltkrieg in Auschwitz ermordet.
Am Nachmittag kommt es vor der NS-Gedenkstätte Auschwitz zu einem Vorfall: Mehrere Frauen und Männer postieren sich vor dem Eingang. Dann schlachten sie ein Schaf, ziehen sich aus und ketten sich aneinander. Ihr Motiv: der Konflikt in der Ostukraine.
Am Eingang zum früheren Nazi-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz haben sich 14 Frauen und Männer entblößt und aneinander gekettet, nachdem sie ein Schaf geschlachtet hatten. Wie das Museum des Lagers mitteilte, wurden alle Teilnehmer der Aktion festgenommen. Laut einem örtlichen Fernsehsender filmten die Teilnehmer ihr Vorgehen mit Hilfe einer Drohne. Die Festgenommenen seien zwischen 20 und 27 Jahre alt, teilte das Museum mit, darunter ein Deutscher.
Sie wurden von der Museumswache dabei beobachtet, wie sie sich vor dem weltberühmten Tor mit dem zynischen Schriftzug "Arbeit macht frei" entkleideten und aneinander ketteten. Zudem enthüllte die Gruppe am Tor ein weißes Spruchband mit dem Wort "Love". Daraufhin habe das Museum die Polizei alarmiert. Alle Teilnehmer würden verhört, sagte Polizeisprecherin Malgorzata Jurecka. Die Staatsanwaltschaft werde eingeschaltet. Nach Informationen der Zeitung "Gazeta Krakowska" wollten sie gegen den andauernden Konflikt in der Ostukraine protestieren.
Das internationale Auschwitz-Komitee, das die Überlebenden des Holocaust vertritt, reagierte empört. "Jede Protestaktion gerade unter diesem Tor ist zynisch und gedankenlos", sagte Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner. "Solch einen Vorfall hat es in Auschwitz noch nicht gegeben", sagte Museumsdirektor Piotr Cywinski. "Ich weiß nichts über ihre Motive." Der Zugang für Besucher der Gedenkstätte wurde während der Beweissicherung durch die Polizei zunächst unterbrochen.
Fehlender Respekt für NS-Opfer
Auch der polnische Ober-Rabbiner Michael Schudrich erklärte, jede Vereinnahmung der Gedenkstätte für "politische Statements" sei abzulehnen. Nazi-Deutschland habe in Auschwitz "versucht, das jüdische Volk auszulöschen". Jedwede Aktion sei "respektlos" und verletze das Andenken der Opfer.
Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war zwischen 1942 und 1945 im damals besetzten Polen das größte NS-Vernichtungslager. Mehr als eine Million Menschen wurden im Zweiten Weltkrieg dort ermordet, die meisten von ihnen waren Juden. Die Gedenkstätte, rund 50 Kilometer westlich von Krakau, wird jährlich von mehr als 1,7 Millionen Menschen besucht. Auschwitz gilt als Symbol für den Holocaust, den Massenmord an den Juden Europas.
Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa