"Mein ganzes Leben lang schwul" US-Veteran hat Coming-out in Nachruf
18.06.2024, 11:37 Uhr Artikel anhören
Edward Thomas Ryan starb am 1. Juni.
(Foto: Legacy.com)
Der US-Veteran Edward Ryan stirbt im Alter von 85 Jahren. In seinem Nachruf enthüllt er ein Geheimnis, das er sein Leben lang gehütet hat. Im Netz reagieren Menschen tief bewegt.
Anfang Juni stirbt in Rensselaer im US-Bundesstaat New York Colonel Edward Thomas Ryan im Alter von 85 Jahren. Ryan hatte im Vietnamkrieg in der US-Army gedient und war dafür mit hohen Auszeichnungen geehrt worden. Später arbeitete er in seiner Heimatstadt als Feuerwehrmann und gründete mit anderen zusammen einen lokalen Radiosender.
Doch all das macht seinen Nachruf auf der Webseite Legacy.com nicht zu etwas Besonderem. Denn die Aufzählung seiner familiären Verbindungen, militärischen Verdienste und Beisetzungsmodalitäten endet mit einer persönlichen Bemerkung, die Ryan noch habe mitteilen wollen.
Diese Mitteilung beginnt mit dem Satz: "Ich muss euch noch eine Sache sagen." Ohne weitere Umschweife kommt Ryan, der sein Leben lang unverheiratet und kinderlos geblieben war, dann zum Punkt: "Ich war mein ganzes Leben lang schwul: in der Grundschule, in der High School, im College und im ganzen Leben."
Trotz der Tatsache, dass Ryan zu Lebzeiten kein Coming-out hatte, fand er "die Liebe seines Lebens", wie er es formuliert. "Ich war in einer liebevollen und fürsorglichen Beziehung mit Paul Cavagnaro aus North Greenbush." Mit Cavagnaro sei er 25 Jahre zusammen gewesen, bis sein Partner 1994 an den Folgen eines missglückten medizinischen Eingriffs starb. "Ich werde neben Paul begraben."
"In Frieden ruhen"
Es tue ihm leid, dass er nicht den Mut zum Coming-out gehabt habe, so Ryan weiter. "Ich hatte Angst, geächtet zu werden: von der Familie, von Freunden und von Arbeitskollegen." Als er gesehen habe, "wie Menschen wie ich behandelt wurden, konnte ich es einfach nicht tun". Jetzt, da sein Geheimnis bekannt sei, "werde ich für immer in Frieden ruhen".
Die wenigen Sätze des Armee-Veteranen lösten im Internet unzählige Reaktionen aus. Eine Person schrieb: "Mein herzlichstes Beileid und möge Ihnen und Paul ewiges Glück gemeinsam zuteilwerden. Vielen Dank für Ihren Dienst. Es tut mir leid, dass Sie nie ganz Sie selbst sein konnten. Ruhen Sie in Frieden."
Die New York Times berichtete, Ryan habe den Nachruf einen Monat vor seinem Tod seiner Nichte Linda Sargent und ihrem Ehemann Edward Sargent gezeigt. "Linda und ich wussten Bescheid, wissen Sie, was ich meine?", sagte Edward Sargent der Zeitung. "Wir haben uns nie hingesetzt und vorher darüber gesprochen, weil mein Onkel ein Privatmensch war. Also haben wir diese Grenze nie überschritten. Wir wussten Bescheid, aber wir haben nichts gesagt."
Quelle: ntv.de, sba