Verbrechen vor 28 Jahren Antonella B.s Mörder muss sich verantworten
06.10.2015, 08:08 Uhr
An das Opfer erinnert im Hardtwald ein Gedenkstein.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die junge Italienerin Antonella B. starb im Juni 1987 im Karlsruher Hardtwald eines gewaltsamen Todes. Ihr Mörder wurde nie ermittelt. Dass er nun trotzdem vor Gericht steht, ist seine eigene Entscheidung.
Der Fall Antonella B. war ein "cold case"- ein Kriminalfall, in dem die Chance, den Täter zu ergreifen, immer geringer wurde. Mehr als 28 Jahre waren schon vergangen, seit die junge Italienerin im Hardtwald in Karlsruhe erdrosselt wurde. Doch nun steht der mutmaßliche Täter doch noch vor Gericht.
Am Ende waren es weder der Spürsinn der Ermittler noch die Entwicklung der Kriminaltechnik, die zur Ergreifung des Täters führten, sondern das schlechte Gewissen des Mannes. Ende Februar dieses Jahres meldete sich der inzwischen 47-Jährige bei der Baseler Polizei und gestand, er habe die junge Frau damals getötet.
Die 25-jährige Antonella B. war am 21. Juni 1987 gewaltsam zu Tode gekommen. An diesem Tag fand im nahe gelegenen Wildparkstadion ein Tina-Turner-Konzert statt. Die Ermittler gingen davon aus, dass Antonella B. mit dem Rad durch den Hardtwald fuhr, vielleicht hoffte sie, etwas von dem Konzert mitzubekommen. Sie war erst kurz zuvor aus Italien nach Karlsruhe gekommen, sprach noch nicht besonders viel deutsch und arbeitete in einer Eisdiele.
Keine heiße Spur
Wie sie genau auf ihren Mörder traf, wird möglicherweise der Prozess erhellen. Eine 20-köpfige Sonderkommission ermittelte 1987, dass der Täter Antonella B. ins Dickicht schleifte, dort fesselte, quälte und schließlich erdrosselte. Aufgrund der Art, wie das Opfer getötet wurde, hielten die Ermittler sogar einen Ritualmord für möglich. Obwohl wegen des Konzertereignisses viele Menschen unterwegs waren, hörte niemand die junge Frau schreien. "Eine wirklich heiße Spur zum Täter gab es in dem Fall nie", erinnerte sich 2012 ein Sprecher der Karlsruher Polizei.
Den Mann, der die Tat schließlich gestand, hatte die Polizei nie unter Verdacht. "Er stand bis heute nie im Fokus der Ermittler", hieß es nach dem überraschenden Geständnis in einer Pressemitteilung der Polizei. Der damals 20-Jährige wohnte 1987 in Karlsruhe. Kurz nach der Tat wanderte er in die Schweiz aus.
Täterwissen
Dort lebte er als Gelegenheitsarbeiter ohne Familie, dafür aber mit einem nie schweigenden schlechten Gewissen. Im Februar hielt er es nicht mehr aus und gestand den Mord. Zunächst reagierten die Ermittler etwas skeptisch auf die Einlassungen des Mannes. Doch schließlich überzeugte er die Polizei. "Er weiß Dinge, die nur der Täter wissen kann", sagt der Staatsanwalt. Ein wenig unklar blieben zunächst die Motive für den Mord. Als wahrscheinlich gelten sexuelle Beweggründe.
28 Jahre nach Antonella B.s Tod steht fest: Sie wurde wohl zufällig Opfer eines jungen Mannes aus schwierigen Verhältnissen. Das Landgericht hat fünf Verhandlungstage bis zum 16. Oktober angesetzt. Ob letztlich das Jugendstrafrecht angewendet wird, wird das Gericht wohl erst im Verfahren klären. In diesem Fall müsste der Mann mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.
Quelle: ntv.de