Panorama

Vierlinge einer 65-Jährigen Ärzte befürchten langfristige Schäden

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Der Fall ist einmalig: Eine 65-jährige Berlinerin bringt Vierlinge zur Welt. Zwar steht es um deren Überlebenschancen nicht zu schlecht - doch Ärzte warnen: "Die vier Kinder werden nicht alle gesund nach Hause gehen."

Den Vierlingen der 65-jährigen Annegret R. aus Berlin drohen Komplikationen. Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, warnte vor möglichen langfristigen Schäden. Zwar könne die Medizin immer jüngere Frühchen retten, nicht aber deren gesundes Überleben sicherstellen.

Eines der Frühchen im Brutkasten.

Eines der Frühchen im Brutkasten.

(Foto: RTL)

Gerade vor diesem Hintergrund sei das Verhalten der 65-Jährigen unverantwortlich, kritisierte Beckmann, der auch Leitlinienkoordinator bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist. "Vielleicht muss sie zwei behinderte Kinder pflegen, und mit 80 wird sie dann selbst zum Pflegefall." Verstehen könne er auch nicht, dass es überhaupt einen Arzt gab, der die künstliche Befruchtung bei einer so alten Frau vornahm.

Ähnlich skeptisch wie Beckmann äußerte sich Mario Rüdiger, Professor am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. "Die vier Kinder werden nicht alle gesund nach Hause gehen", sagte er. Chronische Probleme könnte es vor allem bei Lunge, Darm, Augen und Gehirn geben.

Bei In-vitro-Fertilisationen ist laut Rüdiger der allgemeine Trend, nur noch eine befruchtete Eizelle einzupflanzen. So sollen riskante Mehrlingsschwangerschaften vermieden werden. Annegret R. hatte sich in der Ukraine aus Eizell- und Samenspenden im Labor gezeugte Embryonen einpflanzen lassen.

Kaiserschnitt in 26. Woche

Ihre drei Jungen und ein Mädchen waren am Dienstag mit einem Kaiserschnitt geholt worden, nachdem bei der 65-Jährigen in der knapp 26. Schwangerschaftswoche Wehen eingesetzt hatten. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen.

Die Kinder heißen Neeta, Dries, Bence und Fjonn. Sie seien im Vergleich zu Babys, die in der 40. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, noch nicht vollständig entwickelt, heißt es. Sie wiegen zwischen 655 und 960 Gramm und sind zwischen 30 und 35 Zentimeter groß.

Lebensbedrohliche Komplikationen gebe es vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt, so Rüdiger. "Jeder Tag mehr reduziert das Sterberisiko." Gerhard Jorch, Leiter der Universitätskinderklinik in Magdeburg, sagte: "Die meisten versterben in der 1. Lebenswoche." In den ersten Tagen und Wochen drohen demnach vor allem Lungenversagen, Kreislaufversagen, Hirnblutungen, Hirninfarkt, Infektionen, Darmprobleme und Nierenversagen. Mehrlinge hätten grundsätzlich meist höhere Risiken. Nach den ersten vier Lebenswochen liege die Überlebenschance für Frühgeborene dieses Stadiums bei mehr als 90 Prozent, sagte Jorch.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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