Gehirne noch nicht ausgereift Bildungsforscher für restriktives Handyverbot an Schulen
20.05.2025, 10:14 Uhr Artikel anhören
Der Härtetest kommt: Können Schüler 4 mal 4 auch ohne Handy lösen?
(Foto: dpa)
Lehrer stellt dies vor große Probleme: Es gibt kaum ein Kind mehr, das kein Handy hat. Dabei sind sich Beobachter einig, dass die Geräte dem Lernen kaum förderlich sind.
Der Bildungsforscher Klaus Zierer hat ein generelles Verbot für private Handys in Schulen gefordert. "Das private Gerät, das wissen wir aus Forschungen, lenkt zu sehr ab", sagte der Forscher der Universität Augsburg dem Bayerischen Rundfunk. Smartphones und Handys müssten daher "weggesperrt" und auch nicht in den Pausen herausgeholt werden.
Es sei wichtig, dass die Handys außer Reichweite seien, etwa in sogenannten "Handygaragen". "Also hier muss man sehr restriktiv aus meiner Sicht vorgehen", forderte Zierer im Bayerischen Rundfunk. Er sprach sich dagegen aus, Schulen selbstständig entscheiden zu lassen. Stattdessen sei die Bildungspolitik in der Verantwortung.
Zierer erklärte ein nötiges Verbot mit Ergebnissen aus der Neuropsychologie. Entscheidend für die Impulssteuerung sei der "präfrontale Cortex, der mindestens bis zum 16. Lebensjahr dauert, bis er einigermaßen ausgereift ist". Kinder bis zur Sekundarstufe I könnten ihre Impulse daher noch nicht ausreichend kontrollieren. "Und deswegen braucht man bis hierher definitiv Verbote, die sehr restriktiv sind und im Grunde ein Verbot am kompletten Schulgelände während des Unterrichts, außerhalb des Unterrichts nach sich ziehen", sagte Zierer dem Bayerischen Rundfunk.
Bundesbildungsministerin Karin Prien hatte sich erst kürzlich für ein Handyverbot in Grundschulen ausgesprochen. "Die Studienlage wird zunehmend klarer: Zu lange Bildschirmzeiten führen zu schlechteren Lernleistungen, zu geringeren sozialen Kompetenzen und zu psychischen Problemen", sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir müssen uns damit sehr schnell und sehr intensiv beschäftigten."
Grundsätzlich sei der Umgang mit Mobiltelefonen in Schulen Sache der Länder, ihre Haltung dazu sei aber klar, sagte Prien: "In der Grundschule sollte die private Handynutzung verboten sein. An den weiterführenden Schulen sollten möglichst altersgerechte Regeln gefunden werden." Die Kultusminister der Länder beschäftigten sich zurzeit intensiv damit. Prien war bis zum Regierungswechsel im Bund selbst Bildungsministerin von Schleswig-Holstein.
In der vergangenen Woche kündigte die Stadt Bremen an, Handys an Grundschulen und weiterführenden Schulen bis zur 10. Klasse ab dem 1. Juni zu verbieten. Die Bildungsbehörde hatte sich nach intensiven Diskussionen mit Schulleitungen, Kinderärztinnen und Bildungsexperten zu diesem Schritt entschlossen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP