Panorama

Todesfall durch Sturm "Herwart" Camper wird von Sturmflut überrascht

Totalschaden: In Berlin stürzten mehrere Bäume auf parkende Autos.

Totalschaden: In Berlin stürzten mehrere Bäume auf parkende Autos.

(Foto: REUTERS)

"Herwart" ist der zweite schwere Herbststurm innerhalb weniger Wochen, der über Deutschland hinwegzieht und Chaos im Norden und Osten verursacht. In Hamburg fällt die Sturmflut schwerer aus als erwartet. Ein Camper kommt um, als er vom Wasser überrascht wird.

Ein 63-Jähriger ist am Ufer des niedersächsischen Jadebusens von einer Sturmflut überrascht worden und ertrunken. Der Mann habe den Ermittlungen zufolge mit seinem Bruder auf einem Campingplatz am Strandbad Sehestedt in einem Bulli übernachten und sich beim Herannahen des Wassers zu Fuß in Sicherheit bringen wollen, teilte die Polizei mit.

Der 59 Jahre alte Bruder konnte sich noch an einem Mast festhalten. Er wurde von einer DLRG-Schlauchboot-Besatzung am frühen Morgen gerettet und unterkühlt in ein Krankenhaus gebracht. Der 63-Jährige wurde wenig später tot geborgen. Beide Männer stammen aus Nordrhein-Westfalen. In Tschechien und Polen kamen mindestens drei Menschen durch "Herwart" ums Leben.

In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umgekippten Baugerüst schwer verletzt. In Sachsen-Anhalt erlitt eine Autofahrerin leichte Verletzungen, als sie mit ihrem Wagen gegen einen Baum prallte, der auf die Straße gestürzt war. In Nordfriesland überschlug sich ein Autofahrer beim Ausweichen vor umgestürzten Ästen und verletzte sich. Und auf der A20 bei Bad Doberan rutschten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke aus. Dabei verletzten sich zwei Menschen.

Sturmtief unerwartet stark

Das Sturmtief "Herwart" wütete im Norden und Osten Deutschland unerwartet heftig: Allein die Hamburger Feuerwehr musste bis zum Sonntagmorgen 550 Mal ausrücken. Auch in den Kreisen Pinneberg, Dithmarschen und Steinburg hatte die Feuerwehr Hunderte Einsätze. Der Sturm habe zahlreiche Bäume auf Straßen, Wege, Fahrzeuge und Häuser gekippt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Mittlerweile würden die Orkanböen nachlassen, was die Einsätze der Feuerwehr erheblich erleichtere.

In Hamburg-Altengamme holt die Feuerwehr Kühe aus dem Wasser.

In Hamburg-Altengamme holt die Feuerwehr Kühe aus dem Wasser.

(Foto: dpa)

Laut n-tv Meteorologe Björn Alexander hat der Sturm seinen Höhepunkt überschritten und zieht nach Osten ab. Insgesamt sei "Herwart" stärker ausgefallen als erwartet und habe vor allem an der Nordsee Sturmtief "Xavier" vom 5. Oktober noch übertroffen, sagte er. In Hamburg war für den Vormittag zwar eine Sturmflut erwartet worden - doch die befürchteten Pegelstände von 2,50 Meter wurden weit überschritten. "Mit etwa 3,30 Meter über dem mittleren Hochwasser war es in Hamburg eine schwere Sturmflut", erklärte Alexander.

Auch Urlaubsregion Ostsee betroffen

Im Bereich der Hafencity liefen Tiefgaragen voll, auch am überfluteten Fischmarkt und von der Strandallee in Blankenese mussten Fahrzeuge geborgen werden. Wegen des Sturms hatten die Einsatzkräfte mit zahlreichen umgestürzten Bäume, Baugerüsten und Dachteilen zu kämpfen. In Hamburg-Altengamme musste die Feuewehr eine Kuhherde aus dem Hochwasser retten.

Auch Mecklenburg-Vorpommern war stark von dem Sturmtief betroffen. In Greifswald wurde nach Angaben der Polizei ein Haus durch einen umgestürzten Baum teilweise zerstört. In den Urlaubsorten Zinnowitz und Heringsdorf auf Usedom wurden Autos durch umgestürzte Bäume beschädigt. Das Polizeipräsidium Rostock meldete über 51 umgestürzte Bäume, die teilweise Straßen blockieren. Auch Mülltonnen und Verkehrszeichen lagen auf den Straßen.

Auf dem höchsten Berg Norddeutschlands, dem Brocken, wurde laut Wetterbeobachtern zwischen fünf und sechs Uhr die höchste Windgeschwindigkeit mit 173 Stundenkilometern gemessen. "Bis 150 Stundenkilometer ist es noch lustig, aber an die 180 wird es wirklich ungemütlich", sagte Marc Kinkeldey vom Wetterdienst auf dem Brocken. Dazu kamen Temperaturen um null Grad. Auch die ersten Schneeschauer gingen durch.

Airbus kann nicht in Frankfurt landen

Die Deutsche Bahn hatte den Zugverkehr am Morgen in weiten Teilen Deutschlands eingestellt. Wegen "Herwart" verkehren auf vielen Linien in Nord- und Mitteldeutschland keine Züge. Betroffen sind Strecken in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. Aber auch in Hessen sorgte der Sturm für Verkehrsbehinderungen.

Wegen starker Windböen in Frankfurt musste ein Airbus A380 der Lufthansa außerplanmäßig in Stuttgart landen. Nachdem die aus Houston in den USA kommende Maschine einige Zeit über dem Flughafen in Frankfurt gekreist war, entschied sich der Kapitän zur Sicherheitslandung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt - auch weil Treibstoff knapp wurde. Ein Sprecher des Flughafens Stuttgart sagte, das Flugzeug sei sicher gelandet. Ein Sprecher der Lufthansa bestätigte das ebenfalls.

Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa

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